Si sait: Es ist nur ein Film!

Si sait: Es ist nur ein Film!

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Auf 20minuten.ch machte gestern die Meldung die Runde, dass im neuen ‹Schellen-Ursli» der Wolf verharmlost werde. Zitiert wurde dabei der Grüscher BDP-Grossrat und Wolfsgegner Benno Niggli, der sich über «die verharmlosende Darstellung» der Beziehung zwischen Wolf und Mensch im Film aufrege: «Der Wolf wurde für den Film gefüttert und gezähmt. Da habe ich Mühe damit», so Niggli gegenüber 20 Minuten. Die Gefahr, die von einem Wolf ausgehen könne, werde total verniedlicht. «Ich fühle mich als Landwirt von einer solchen Darstellung provoziert.» Er und si reden aneinander vorbei.

 

Der Wolf ist Schellen-Urslis bester Freund. Uorsin füttert das Tier, und zum Dank rettet ihn der Wolf aus der Lawine. Gemeinsam machen die ungleichen Freunde sich auf ins Maiensäss, wo sie die Nacht zusammen im Bett verbringen. Der Wolf verschwindet in den frühen Morgenstunden, lange bevor die Sonne die Nase vom Schellen-Ursli kitzelt.

Ältere Semester reiben sich jetzt die müden Augen und sagen: Das hatten wir schon. Als Kevin Costner mit dem Wolf tanzte. (Der Schellen-Ursli-Wolf ist übrigens ein Enkel vom Tanz-Wolf.) In beiden Filmen sind es wunderbare Bilder, und gerade dem gemobbten Schellen-Ursli mag man den Wolf als Freund sehr gönnen.

Auf der Online-Plattform von «20 Minuten» wurden im Zusammenhang mit dem Schellen-Ursli-Film einige empörte Bürger zitiert. Sie durften sich darüber äussern, dass die Beziehung zum Wolf verharmlost wird. Weil: Der Wolf ist gefährlich. Man sollte von ihm Abstand halten.

Jetzt reiben sich alle die müden Augen und sagen: Das wissen wir. Weil im Rotkäppchen die Grossmutter vom Wolf gefressen wird. Und beim Wolf und den sieben Geisslein gleich sechs Geisslein. In beiden Fällen überleben die Gefressenen – sie werden aus dem Bauch herausgeschnitten und dem Wolf werden statt dessen Steine in den Bauch genäht. Einmal ertrinkt er, einmal verendet er wegen Bewegungsunfähigkeit.

Man kann also Menschen lebend aus einem Wolf befreien? Ja, isst er denn Menschen am Stück? Fragen über Fragen, die wir alle mit Nein beantworten können. Aber reden wir in Zusammenhang mit dem Rotkäppchen und den sieben Geisslein auch von Verharmlosung? Habe ich noch nie gehört.

Schellen-Ursli ist ein Film. Und als solches ist den Machern die künstlerische Freiheit zu lassen, auch eher unrealistische Szenen zu zeigen. Schellen-Ursli ist ein Märchen! Wutbürger, entspannt Euch. Bisher hat der Wolf eher von uns Abstand gehalten.

 
(Bilder: Youtube/Trailer Schellen-Ursli)

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Rachel Van der Elst

Redaktionsleiterin/Region
Rachel Van der Elst mag Buchstaben: analog, virtuell oder überall, wo Menschen sind. In einem früheren Leben arbeitete sie unter anderm bei der AP, beim Blick, bei 20Minuten, beim Tages-Anzeiger und bei der Südostschweiz. In ihrer Handtasche immer dabei: Jasskarten.