«Die Bewilligung leitet einen Prozess ein»

«Die Bewilligung leitet einen Prozess ein»

Das Wolfsrudel am Calanda lebt bald gefährlich: Der Bund hat den Abschuss von zwei Wölfen bewilligt.

Gut einen Monat nach der Beantragung liegt sie auf dem Tisch: Die Bewilligung des Bundesamtes für Umwelt BAFU für den Abschuss von zwei Wölfen aus dem Calanda-Rudel. Damit soll die Scheu der Wölfe wieder verstärkt werden, damit sie Menschen und Siedlungen meiden, wie der Kanton Graubünden mitteilte.

Georg Brosi, Vorsteher Amt für Jagd und Fischerei Graubünden, ist mit dem Entscheid zufrieden. «Das Verhalten der Wölfe wird immer problematischer, sie haben immer weniger Respekt. Man muss etwas unternehmen.» Wie sieht denn eine problematische Situation aus? «Wenn man morgens um 7 Uhr in Trin das Postauto nach Chur nehmen will und keine drei Meter vor der Haltestelle läuft ein Wolf durch, dann stimmt etwas nicht. Oder wenn sie in einem Weidegebiet ausserhalb von Felsberg bis an den Stall heran kommen, obwohl der Weiderand extra verlegt wurde», sagte Brosi.

Das Verfahren geht jetzt seinen vorbestimmten Gang: Am 28. Dezember wird die Verfügung im Amtsblatt veröffentlicht, danach gibt es eine 30-tägige Einsprachefrist. Weil der Kanton St. Gallen auch an diesem Verfahren beteiligt ist, die Verfügung schon veröffentlicht wurde und die Einsprachefrist nur 20 Tage beträgt, dürften Anfang Januar die ersten Entscheide gefällt werden.

Der WWF hatte bereits im Vorfeld angekündigt, dass sie gegen eine derartige Verfügung Einsprache erheben würde. «Wir haben jetzt die Fakten auf dem Tisch und werden nach einer Prüfung entscheiden, wie es weiter gehen wird», sagte WWF-Geschäftsleiterin Anita Mazzetta.

Aus ihrer Sicht gibt es kein problematisches Verhalten der Wölfe – die Menschen sind das Problem. «Bauern entsorgen die Nachgeburt von Kälbern auf dem Miststock oder werfen sie sogar ins Gebüsch.» Ausserdem gebe es in Vättis einen bewilligten Luderplatz, der keine 300 Meter von der Siedlung entfernt liege. «Das lockt die Tiere an.» Mazzetti fordert denn auch vor allem Aufklärung, «wenn man ein anderes Verhalten der Wölfe will.»

Damit ein Wolf abgeschossen werden kann, müssen ein paar Faktoren übereinstimmen: Sie müssen sich in der Nähe einer Siedlung aufhalten und ein Wildhüter muss zufällig vor Ort sein. Im Moment hilft das Wetter bei der Vermeidung von solchen Situationen. «Sobald auf dem Calanda mehr Schnee liegt, kommen zuerst die Rehe und Hirsche und dann die Wölfe hinten nach», sagt Georg Brosi. Falls jemand im Wald zufällig auf einen Wolf treffen sollte und zufällig eine Flinte dabei hat: Abschiessen ist Wilderei und wird bestraft.

 

(Symbolbild: Pixabay)

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Rachel Van der Elst

Redaktionsleiterin/Region
Rachel Van der Elst mag Buchstaben: analog, virtuell oder überall, wo Menschen sind. In einem früheren Leben arbeitete sie unter anderm bei der AP, beim Blick, bei 20Minuten, beim Tages-Anzeiger und bei der Südostschweiz. In ihrer Handtasche immer dabei: Jasskarten.