Vor 2015 Jahren klopfte Dein Namensvetter in Bethlehem an die Türen mit der Bitte um ein Nachtlager für seine hoch schwangere Frau Maria. Die Türen blieben verschlossen; einzig ein Stall wurde ihm zur Verfügung gestellt. Der Joseph von damals wusste nicht, dass wir noch 2015 Jahre später seinem Sohn zu Ehren Weihnachten feiern. Die geweihte Nacht.

Du musst Dir vorkommen wie dieser Joseph in Bethlehem. Um Gnade flehend. Dein Lebenswerk – futsch. Die Worte, mit denen man sich an Dich erinnern wird, sind nicht: Fussball-Gott, Gewinner. Fussball-Märchen. Es werden sein: Korruption, Korruption, Korruption.

Ganz sicher gab es Korruption auch vor 2015 Jahren. Hätte Joseph Geld dabei gehabt, er hätte bestimmt ein besseres Nachtlager bekommen. So funktioniert die Welt bis heute. Funktionen, die sich Deine Funktionäre zu Nutzen gemacht haben. Und Du warst Teil davon – auch wenn Du nichts gewusst haben willst. Dann gilt zumindest der Grundsatz: mitgegangen, mitgehangen.

Wir wissen nicht wirklich, was hinter den Fifa-Kulissen geschehen ist; und es wird auch niemals ein Werk von der Tragweite einer Bibel darüber berichten.

Wir sehen einen alten Mann, der nicht bereit ist, von der Bühne der Welt abzutreten. Jedes Wort ist eines zuviel, denn die Worte, mit denen man den Joseph von heute in Verbindung bringen wird, sind nicht: Fussball-Gott, Gewinner. Fussball-Märchen. Es werden sein: Korruption, Korruption, Korruption.

Es ist Zeit, von der Fussball-Bühne abzutreten. Nicht dass wir hoffen, dass es besser werden könnte. Aber Dein Trotz, der mehr dem eines senilen, alten Mannes denn dem eines einstigen FIFA-Gotts entspricht, ist unerträglich. Würdelos.

Der letzte löscht das Licht. In Bethlehem ging vor 2015 Jahren ein Licht an. Solltest Du jetzt abtreten, wird vielleicht das gleiche geschehen. Gib dem Fussball die Chance, ein Leben ohne Dich zu führen. Es wird hart werden. Aber es muss sein.

Alles Gute.

 

(Bild: Siggi Bucher/EQ Images)

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Rachel Van der Elst

Redaktionsleiterin/Region
Rachel Van der Elst mag Buchstaben: analog, virtuell oder überall, wo Menschen sind. In einem früheren Leben arbeitete sie unter anderm bei der AP, beim Blick, bei 20Minuten, beim Tages-Anzeiger und bei der Südostschweiz. In ihrer Handtasche immer dabei: Jasskarten.