Dea Baumann bleibt am Fullerton College

Dea Baumann bleibt am Fullerton College

Dea Baumann
06.01.2016

Der Churer American-Football-Spieler bleibt zumindest im Frühjahr 2016 am Fullerton College in Kalifornien. Ein angebotenes Teilstipendium eines NAIA-Colleges lehnte er ab. Der Footballer der Calanda Broncos berichtet in seinem Tagebuch auf GRHeute über den Abschluss der Saison und seine Hoffnungen auf ein Football-Stipendium.

«Nachdem wir das Spiel gegen Saddleback verloren hatten, waren wir mit fünf Siegen und vier Niederlagen nicht mehr wirklich im Rennen um die Playoffs. Trotzdem fokussierten wir uns auf das nächste Spiel in Polamar. Während einer Woche haben wir uns voll und ganz mit den Vorbereitungen beschäftigt. Als wir dann in Polamar das Spielfeld betraten, zahlte sich die Vorbereitung völlig aus. Wir gewannen das Spiel solide mit 42:14.

Ich hatte ein ganz gutes Spiel mit drei Tackles und einigen Einsätzen. Mit diesem Sieg ging es in eine «Bye-week», einem sogenannten spielfreien Wochenende. Leider erhielten wir die Mitteilung, dass wir die Playoffs aufgrund eines Fieldgoal, das ein anderes Team verfehlte hatte, haarscharf verpasst hatten. Hätten wir das Spiel gegen Saddleback gewonnen, wären wir als erstplatziertes Team in den Playoffs gewesen. Jetzt blieb uns nur noch ein Bowl-Game. Wir traten im Western State Bowl gegen das Chaffey College an. Das Spiel war für uns sehr wichtig, um eine durchzogene Saison erfolgreich abzuschliessen.

Wie immer bereiteten wir uns auf das Spiel vor – aber etwas war trotzdem anders. Vermehrt kamen Scouts in die Trainings, um bestimmte Spieler zu beobachten und meist, um ihnen später ein Stipendium anzubieten – mein Traum! Als wir uns am Freitag zum Training trafen, bat mich ein Coach in sein Büro. Dort erwartete mich ein Coach eines D2-Colleges, welcher mir die Schule vorstellte, mir jedoch kein endgültiges Angebot unterbreitete. Nach dem letzten Walkthrough stiegen wir am Samstag mit einem guten Gefühl ins Bowl-Spiel. Nachdem ich mich eingewärmt und die Vorbereitungen gestartet hatte, wollte mich ein anderer Scout eines NAIA-Colleges in Kansas sehen. Diese Schule machte mir in der folgenden Woche ein Angebot.

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Zurück zum Spiel – leider verlief es nicht nach unserem Wunsch und wir  fumbelten den Ball früh, worauf Chaffey einen Touchdown erzielte. Danach lief nicht mehr viel. Chaffey erzielte 28 Punkte, wir 10. In der Halbzeit wollten einige beinahe aufgeben, wir starteten danach erneut nicht zufriedenstellend. Trotzdem konnten wir noch zwei Touchdowns erzielen, mussten jedoch auch zwei einstecken. Das Spiel endete mit 42:21. Ich selbst kam nur zu wenig Einsätzen. Während der kurzen Zeit, in der ich spielen konnte, war ich gut. Die Saison endete für uns damit sehr typisch. Wir verloren gegen ein Team, das wir eigentlich hätten besiegen sollen. In der ganzen Saison vergaben wir viele Chancen und spielten nicht, wie wir es erwarteten – so leider auch im letzten Spiel der Saison.

In der Woche nach dem Saison-Ende gingen wir mit unserem Positions-Coach und allen Linebackers zum Abendessen aus. Wir verbrachten eine lustige Zeit zusammen und assen sehr gut. Italienisches Essen auf amerikanische Art, was überraschend gut schmeckte. Es folgte noch ein Meeting mit dem Positions-Coach und dem Head Coach. Im Meeting und einem Gespräch mit dem bereits erwähnten Coach der NAIA-Schule fand ich heraus, dass ich von allen D2-Schulen und Schulen mit schlechterem Niveau höchstens Teilstipendien erhalten könne. Die einzige Möglichkeit, weiterhin im USA Football spielen zu können, ohne dafür einen Haufen Schulgeld bezahlen zu müssen, ist die Division 1, die höchste College-Liga des Landes. Die NAIA-Schule würde mir zwar ein Teilstipendium ermöglichen. Dies würde aber immer noch Tausende von Franken kosten.

In derselben Woche standen auch unsere Abschlussprüfungen für das erste Semester an, die sogenannten Finals. Ich habe mittlerweile mein Zeugnis erhalten und bin auf meinen erfolgreichen Abschluss für ein Semester an einem US College stolz.

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Meine Mitbewohner haben Kalifornien verlassen und sind in ihre Heimatstaaten zurückgekehrt. Nur wenige Spieler, welche nicht out of state sind, sind noch anwesend. Ich habe meine Familie empfangen und wir sind über Weihnachten und Neujahr in Kalifornien herum gereist. Nun habe ich auch mehr gesehen als nur die nähere Umgebung von Los Angeles und habe die Tage mit meiner Familie in vollen Zügen genossen. Meine Mitspieler, die wussten, dass ich Besuch aus der Schweiz erhalte, freuten sich auch schon auf die Schokolade.

Ich habe nun die Möglichkeit, im Frühling weiterhin am Fullerton College zu bleiben. Sobald unsere Trainings wieder beginnen und die Scouts vermehrt zuschauen, versuche ich, einen bestmöglichen Eindruck zu hinterlassen. Dafür werde ich in den nächsten Monaten weiter hart trainieren. Ich habe das Training im Kraftraum und auf dem Spielfeld wieder aufgenommen.

Weiter hatte ich die Möglichkeit, mit Josh Dean, dem Quarterback der Calanda Broncos, meinem Heimteam, eine Trainingseinheit zu absolvieren. Zusammen mit einigen meiner Mitspieler hatten wir ein produktives Workout. Danach verbrachten Josh und ich einige Zeit zusammen und gingen noch auf ein Bier – ich bin jetzt 21 Jahre alt und darf es offiziell und legal konsumieren!

In den nächsten Monaten gehe ich durch eine sehr wichtige Offseason. Mein Ziel ist es, wie in jeder Offseason, schneller, stärker und intelligenter zu werden.

Aus Fullerton wünsche ich allen ein gutes, gesundes und erfolgreiches 2016.

 

 

(Bilder: Fullerton College/Facebook Dea Baumann: Der ehemalige Broncos-Coach Dustin Sober mit Julia Sober, Dea Baumann und Fullerton-Associate Headcoach Phil Austin)

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Dea Baumann

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Churer American Football-Spieler, versucht sich im US-amerikanischen Fullerton College und schreibt über sein Leben in Kalifornien.