Michele Orzan, gebürtiger Italiener, wohnhaft in Budapest, ist auf der ganzen Welt zu Hause. Im Moment hat er seine Zelte in Davos aufgeschlagen. Nicht in einem Hotel, denn die sehen auf der ganzen Welt gleich aus. Der 52-Jährige mag es familiär.
Michele Orzan ist keiner der Big Shots, von denen es in Davos derzeit wimmelt. Er gehört zu der Gruppe von Entrepreneurs, die auf eigene Rechnung hoch kommen, Events besuchen und ihre Botschaft verbreiten. Von ihnen wimmelt es in Davos derzeit ebenfalls. Michele Orzan ist einer, der in einem Kaffee sitzt und mit den Menschen, die um ihn herum sind, in Kontakt tritt. «Being open minded», nennt er das.
Seine Botschaft ist immer dabei. In seinem Kindle, auf Fact Sheets, und, eher versteckt, auf der Internetseite, die man auf seiner Visitenkarte, die er wie alle grosszügig verteilt, lesen kann. ZUr Not – oder zur Unterstützung – ist auch das iPhone schnell zur Stelle. Das Internet mit dem omnipräsenten W-Lan weiss alles und hat alles in sekundenschnelle auf dem Schirm.
In einem früheren Leben handelte Michele Orzan mit Kaffeemaschinen. Bis er die Firma verkaufte und die European Chamber gründete. Jetzt hat er andere Ziele: Die Welt zu einem grüneren Platz zu machen. «Greenwill» heisst das und bedeutet unter anderem, den Abfall zu trennen. Beim Fliegen die CO2-Abgabe zu leisten. Auto teilen. Kein Essen verschwenden. Licht löschen, wo es nicht gebraucht wird. Und, und und. Man weiss es ja eigentlich, was besser wäre.
Das sehr einfache Commitment umfasst sechs Punkte und gilt für Privatpersonen und Firmen. Die Handhabung ist sehr einfach: Einfach ausdrucken, unterschreiben und an die Wand hängen. Damit alle sehen, welche Ziele man sich gesteckt hat. «Die Community entscheidet, ob man die Punkte einhält», sagt Michele Orzan. Man solle immer wieder kontrolliert werden. Aber nicht durch Funktionäre wie bei den ISO-Zertifizierungen, sondern eben von Freunden, Geschäftspartnern, Familienmitgliedern.
Wie grün ist denn das WEF, Michele Orzan? Der Italiener lacht erst mal und bekennt: «Es geht nicht darum, beispielsweise den Shuttle-Service vom Kongresszentrum zum Bahnhof abzuschaffen. Da kämen ja die Leute nicht mehr. Aber, und das finde ich gut, es hat ein Schild am Bahnhof, auf dem steht: 2 Minuten zu Fuss. 192 Schritte.»
Michele Orzan tingelt in diesen Tagen von Event zu Event. Hört zu und versucht nachher, in Gespräche zu kommen. Mit dem Gründer von Wikipedia zum Beispiel, Jimmy Wales – ausgerechnet an dem Tag, an dem das Online-Lexikon seinen 15. Geburtstag feierte. «Ich habe total vergessen, Jimmy Wales zu gratulieren», lacht Orzan. Ob Wikipedia jetzt auch ein Greenwill-Unternehmen wird? «Ich weiss es nicht. Aber auf jeden Fall schien er sehr interessiert.»
Heute Abend lädt Michele Orzan selbst zu einem Event ein. In der Molkerei Davos . Dass Leonardo Di Caprio dabei sein wird, ist eher unwahrscheinlich. Aber vielleicht kommen ein paar wie er, die jetzt in Davos sind, die ihre Ideen verkaufen wollen oder, wie es der indische Sikh Evan Luthra ausdrückte: «Ich will Freunde treffen und Party haben. Und nebenbei suche ich eine neue Geschäftsidee.»
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(Bild: Mikhail Palinchak/EQ Images)