Ende gut – nicht alles schlecht

Ende gut – nicht alles schlecht

Juerg Kurath
10.03.2016

Kommentar zum Saisonende des EHC Chur.

Mit der Niederlage im entscheidenden fünften Playoff-Halbfinal in Biasca ist die Saison für das 1. Liga-Team des EHC Chur am Dienstagabend schlagartig zu Ende gegangen. Während für die Spieler bis zum Beginn des Sommertrainings die eishockeyfreie Zeit angebrochen ist, hat die kommende Saison für die Verantwortlichen des Stadtclubs bereits begonnen. 

Die Gerüchteküche brodelt, denn wer wird neuer Trainer, welche Spieler – einige Namen werden in den Medien bereits herumgereicht – verlassen den Club und wer stösst auf die nächste Saison hin neu dazu? Welche Ziele setzen sich die Verantwortlichen für die Zukunft? Wie geht es weiter mit dem EHC Chur?

Kurz ein Blick zurück. Nach der Saison 2014/15, die für die Churer mit der Finalteilnahme gegen Winterhur sehr erfolgreich verlaufen war, formulierte ein rühriger Sportjournalist in seiner Euphorie folgendes Saisonziel: Mindestens der Ostschweizer Meistertitel oder gar der Schweizer Amateur-Meistertitel müsste mit dieser Mannschaft angepeilt werden!

Hat nun der EHC Chur in der letzten Saison versagt?

Mitnichten, denn man ist erst im Playoff-Halbfinal gegen einen starken Gegner, der sich immer wieder mit Partnerspielern verstärken konnte, nach harter Gegenwehr über die gesamte Distanz ausgeschieden.

EHC1

Zugegeben, die Leistungen des Stadtclubs waren im letzten halben Jahr zwischendurch nicht überragend, Hochs und Tiefs wechselten in bunter Folge. Nachdenklich stimmte den stillen Beobachter vor allem, dass im Laufe der Saison keine positive Entwicklung festzustellen war. Es wurden in der Defensive und in der Offensive immer wieder die gleichen Fehler gemacht, was der Mannschaft schliesslich auch das Genick gebrochen hat.

Mit den Playoffs und dem Trainerwechsel ging zweifellos ein Ruck durch das Team und in je einem Spiel gegen den EHC Arosa und den HCC Biasca zeigten die Churer mit wirklich beeindruckenden Leistungen, was effektiv in ihnen steckt. Eines des grössten Probleme war also die Inkonstanz und dann sicher auch die mangelnde Effizienz, die aber viel mit dem Selbstvertrauen zusammenhängt. Was man den Spielern des EHC Chur nie vorwerfen konnte, war mangelnder Einsatz. Leider aber stimmten Aufwand und Ertrag oft ganz einfach nicht überein.

EHC2

Kurz ein Blick vorwärts. Jede Niederlage, so bitter sie auch sein mag, ist gleichzeitig eine Chance, Fortschritte zu erzielen, wenn man die richtigen Lehren aus den gemachten Fehlern zieht. Wenn nun einige Spieler den Stadtclub verlassen werden, so ist das noch kein Weltuntergang. Wichtig ist aber, dass die Verantwortlichen des EHC Chur jetzt möglichst rasch Nägel mit Köpfen machen und primär einmal die Trainerfrage klären. Dann muss das Kader sinnvoll ergänzt und allenfalls wieder aufgestockt werden, damit ein gesunder Konkurrenzkampf entsteht. Auch sollen realistische Ziele formuliert werden, beispielsweise die Integration eigener Nachwuchsspieler. Die Optimierung der Kommunikation und der Öffentlichkeitsarbeit wären weitere Themen, die unbedingt angegangen werden sollten. Wenn die Verantwortlichen nämlich mehr agieren würden anstatt nur zu reagieren,  würden sich verschiedene Probleme von selbst lösen.

Die Fans, die den EHC Chur nach Biasca begleitet und ihn bis zum bitteren Ende stimmungsvoll unterstützt haben, werden ihrem Lieblingsverein auch in Zukunft treu bleiben, selbst wenn die Ziele nicht überirdisch hoch gesteckt werden sollten. In diesem Sinn: «Hopp Khur»!

 

(Bilder: ehcfans.ch)

author

Juerg Kurath

Redaktor Sport
Langjähriger Berichterstatter des Bündner Sports, der BZ und der SO. Aktiver, Trainer und Funktionär in Leichtathletik, Triathlon, Biken, Volleyball, Fussball, Korbball, Handball, Casting und Bob.