Markanter Einbruch in der Bündner Baubranche

Markanter Einbruch in der Bündner Baubranche

GRHeute
12.04.2016

Ein Bericht im Tages-Anzeiger sorgte gestern für Aufsehen. Was lange befürchtet wurde, ist nun Tatsache geworden: Die Annahme der Zweitwohnungsinitiative 2012 hat für Graubündens Bauwirtschaft einschneidende Konsequenzen.

Weist eine Gemeinde einen Zweitwohnungsanteil von über 20 Prozent aus, dürfen keine Ferienwohnungen mehr gebaut werden. Das hat das Schweizer Stimmvolk 2012 beschlossen. Für das Bündner Baugewerbe mit bösen Folgen. «Wir müssen unser Unternehmen von 70 auf 35 Mitarbeiter halbieren», sagte Armin Casutt von der Casutt AG gegenüber dem Tages-Anzeiger. Um dies zu belegen, hat der Tagi das Immobilienberatungsbüro Wüest & Partner beauftragt, das Bauvolumen aller Mehrfamilienhäuser, die im vergangenen Jahr bewilligt wurden mit denjenigen von 2011, dem Jahr vor dem Volksentscheid, zu vergleichen.

Flims beispielsweise, wo die Casutt AG vor allem tätig ist, erlitt einen markanten Einbruch: Wurden 2011 noch Mehrfamilienhäuser im Gesamtumfang von 47 Millionen Franken bewilligt, betrug das Bauvolumen 2015 nur noch 9 Millionen – ein Rückgang um 80 Prozent.

Über alle Gemeinden hinweg ging das Bauvolumen für Mehrfamilienhäuser um 37 Prozent zurück. Am stärksten betroffen sind das Schanfigg (-98%), Mittelbünden (-93%), das Unterengadin und das Misox (je -89%).

In Savognin ist das Bauvolumen gar auf Null gesunken. 2011 wurden noch Bauten für 17 Millionen Franken bewilligt, 2015 gab es keine neue Bewilligung mehr. «Im Hochbau geht gar nichts mehr», sagte Enrico Uffer, Chef der Savogniner Uffer AG, gegenüber dem Tages-Anzeiger. Aufträge gebe es noch im Tiefbau. Aber dort seien die Preise jetzt stark unter Druck, weil mehr Baufirmen um die Aufträge stritten.

Kurz nach der Abstimmung ging die Zahl der Baubewilligungen nicht zurück, sondern stieg deutlich an. In den vier Quartalen nach dem Volksentscheid wurden in Savognin Mehrfamilienhäuser im Gesamtumfang von rund 37 Millionen Franken bewilligt. Das ist mehr als doppelt so viel wie im Jahr vor der Abstimmung. Anfang 2015 war die Party vorbei. «Mancherorts ist die Wohnbautätigkeit praktisch zum Erliegen gekommen», gibt Silvan Müggler vom Schweizerischen Baumeisterverband zu verstehen. Niemand in der Schweiz ist stärker betroffen als die Bündner.

 

Überblick

Bewilligtes Bauvolumen für Mehrfamilienhäuser im Vergleich mit 2011

  • Schanfigg – 98%
  • Viamala -95%
  • Mittelbünden -93%
  • Unterengadin – 89%
  • Mesocco – 89%
  • Davos – 67%
  • Oberengadin -61%
  • Prättigau -54%
  • Surselva -37%
  • Chur -21%

 

 

(Bild: Savognin/Wikipedia)

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