Väterchen Frost stiehlt Winzern den Schlaf

Der Kampf gegen die Kälte zermürbt die Winzer. Martin Donatsch aus Malans war bis gestern über 50 Stunden wach, um seine Triebe zu retten.

Die vorletzte Nacht hat ihren Tribut gefordert. «Je nach Lage sind bis zu 50 Prozent der Chardonnay-Triebe betroffen», sagte Weinbauer Donatsch gestern. Dem Riesling erging es nur unwesentlich besser. Welche Konsequenzen das hat, kann Donatsch noch nicht sagen – «vielleicht waren es auch nur die Blätter. Oder die Triebe wachsen noch nach.» Aber, sagt Donatsch, so wie ihm ging es  vielen anderen Winzern auch. «Danke, dass ihr uns die Daumen gedrückt habt», schrieb er auf Facebook.

Die schaurig-schönen Bilder der «brennenden Rebberge» gingen gestern durch die Schweiz. Damit schaffte es der Bündner Winzer, die Temperatur von minus 2 Grad auf 0 Grad zu steigern und einen Grossteil der Trauben zu retten. Die Bewilligung für Helikopterflüge war zuvor abgelehnt worden.

Auch der Plantahof hat einige Rebkulturen in Malans. Allerdings wurden dort keine überdimensionalen Kerzen angezündet, sondern das Gras gemäht. «Wenn das Gras kurz ist kann die Luft besser zirkulieren und die Wärme vom Boden besser abstrahlen», sagte Batist Spinatsch vom Plantahof in Landquart.

Beim Obst setze der Plantahof auf die sogenannte Frostberegnung. Das heisst, das bei 0 Grad die Pflanzen bewässert werden. «Wenn das Wasser gefriert, setzt es Wärme frei», sagte der dafür zuständige Marco Frey. Die Methode, die vorletzte Nacht einige Mannstunden Arbeit kostete, hat genützt: «Die Kiwis sehen ein bisschen komisch aus. Die anderen Früchte scheinen ok.»

Ob die letzte Nacht besser war, werden wir erst heute Nachmittag wissen. Klar ist, dass Martin Donatsch erst um vier aufs Feld ging. Davor hat er sich einige Stunden Schlaf gegönnt.

 

(Bild: Martin Donatsch)

 

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Rachel Van der Elst

Redaktionsleiterin/Region
Rachel Van der Elst mag Buchstaben: analog, virtuell oder überall, wo Menschen sind. In einem früheren Leben arbeitete sie unter anderm bei der AP, beim Blick, bei 20Minuten, beim Tages-Anzeiger und bei der Südostschweiz. In ihrer Handtasche immer dabei: Jasskarten.