Somedia musste weitere 22 Stellen abbauen

Somedia musste weitere 22 Stellen abbauen

Der GRHeute-Montagskommentar, heute ausnahmsweise am Dienstag.

Mehr Umsatz, mehr Gewinn – aber weniger Mitarbeitende: So lässt sich das Jahresergebnis der Somedia-Mediengruppe 2015 zusammenfassen.

Am Freitagabend kommunizierte der Somedia-Verlag in einer knappen Online-Meldung über ihren finanziell erfolgreichen Geschäftsabschluss 2015. Unter dem Titel «Neues Medienhaus bewährt sich» gab die Konzernleitung bekannt, dass sie letztes Jahr 3 Prozent mehr Umsatz (neu 133 Millionen Franken) und 40% mehr Gewinn (neu 4,5 Millionen Franken) erwirtschaftet hatte. «Die Arbeitsabläufe haben sich eingespielt und die Mitarbeitenden sind mit den neuen Arbeitsplätzen zufrieden», heisst es in einer Medienmitteilung.

Wahrscheinlich allerdings nicht alle: 22 Stellen musste die Somedia 2015 abbauen. Bereits in den letzten Jahren hatte die Somedia die Belegschaft reduziert: 2012 wies die Somedia Mediengruppe noch 938 Mitarbeitende auf. 2013 wurden 15 Stellen abgebaut, 2014 gar 32. 

Somedia
Damit hat die Somedia gemäss eigenen Angaben in den letzten drei Jahren 69 Stellen abbauen müssen. Gleichzeitig hat sie in diesem Zeitraum einen Gewinn von 9,8 Millionen Franken Gewinn eingefahren und ein Medienhaus in Chur-West für über 30 Millionen Franken gebaut.

Heikles «Subventions-Thema»

Zuschüsse erhält die Somedia für die Radio- und TV-Südostschweiz-Konzessionen. Dass durch den öffentlichen Geldsegen für Einzelne die existierenden Medien-Monopole geschützt werden, stösst Klein-Verlagen (zu denen auch GRHeute gehört) sauer auf. Dass das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) 2013 feststellte, es gebe in Graubünden keine Monopolsituation, die Meinungs- und Angebotsvielfalt in Graubünden sei nicht gefährdet, war dabei ein Schlag ins Gesicht jedes kritischen Bündner Medien-Geistes.

Kein Wunder, ist die anstehende «No-Billag-Abstimmung» mehr als ein Dorn im Auge der SRG und der auserwählten, privaten Verlage, die ein paar «Millionen-Krümel» aus dem fetten Billag-Topf erhalten. Sie werden sich entsprechend flächendeckend gegen das Anliegen einsetzen. Das Pro-Lager argumentiert hingegen richtig, dass die Subventionen im krassen Widerspruch zur Medienfreiheit stehen würden, wenn ein Staat bestimmte Medien des Landes finanziere.

«Bündner Sonntagszeitung» im Rückgang

Keine Frage, die Somedia ist auf die Zuschüsse aus den Billag-Gebühren angewiesen. Der Konzern befindet sich mitten in einer Umbruchphase und leidet gleich unter mehreren strukturellen Krisen: So war auch 2015 das Kerngeschäft der Zeitungen rückläufig. Als Leser merkt man dies zurzeit nirgendwo stärker als bei der Sonntagsausgabe, bei der die Somedia zu einem Vertriebspartner der «Schweiz am Sonntag» mutiert ist. 2-3 vorproduzierte, zeitlose regionale Geschichten rechtfertigen jedenfalls keinen eigenen «Graubünden»-Bund.

Über den Stellenabbau in der Redaktion hat GRHeute schon früher berichtet, damals hatte das Medienhaus unsere Berichterstattung kritisiert und klein geredet, was angesichts der neusten Zahlen wohl niemand mehr tun würde. Die zweite strukturelle Krise betrifft die Druckerbranche, die unter der Globalisierung besonders leidet: So hat die Somedia vor kurzem kommuniziert, das Druckzentrum in Chur zu schliessen und bis Ende Jahr weitere 31 Stellen in Graubünden abzubauen. Das Versprechen, einige Mitarbeitende könnten ihren Job behalten und neu im Druckzentrum des Partners Comprinta arbeiten (und damit täglich knapp drei Stunden Reisezeit auf sich nehmen), kam nicht überall gut an. Dass der nun kommunizierte erneute Stellenabbau – bei gleichzeitiger Steigerung des Konzerngewinns – als positiver Effekt des neuen Medienhauses «verkauft» wird, kann angesichts der harten Zahlen leider nur als schönfärberisch beurteilt werden.

(Bild: GRHeute/Mitarbeit: Mathias Brändli)
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Rachel Van der Elst

Redaktionsleiterin/Region
Rachel Van der Elst mag Buchstaben: analog, virtuell oder überall, wo Menschen sind. In einem früheren Leben arbeitete sie unter anderm bei der AP, beim Blick, bei 20Minuten, beim Tages-Anzeiger und bei der Südostschweiz. In ihrer Handtasche immer dabei: Jasskarten.