Polyphone bald mit neuem Album

Polyphone bald mit neuem Album

Früher gab es eine Band namens Indefinied Illness, die rotzfrechen Punkrock machten. Das wilde Trio spielte ein Konzert nach dem anderen und machte sich so auch ausserhalb des Engadins einen grossen Namen. Die Band löste sich bald halbwegs auf und machte als Polyphone weiter. Zwei der Mitglieder von Polyphone produzieren seit Ewigkeiten zusammen Musik. In diesem Jahr ist die Zeit nun reif, als Polyphone an der Bündner Musikgeschichte aktiv mitzuschreiben.

Polyphone steht für «GUTELAUNE-OPTIMISMUS». Die Mitglieder heissen Valentin Bezzola – Bass/Synth/Vocals, Marcus Petendi – Guitar/Synth/Vocals und Simon D. Steiner – Drums. Der Pressetext der Jungs zeigt, dass hier Fleisch am Knochen und viel Leidenschaft in den Noten steckt:

«Kunstvoll übereinander geschichtete Synthesizer und Gitarren, animierende Beats und luftige Gesänge. Das Electropoptrio Polyphone weiss, wie einzelne Elemente kombiniert werden müssen, um gehörig Bewegung in den Haushalt der Glückshormone zu bringen. Gute Laune und Optimismus sind unglaublich tanzbar. Erst recht, wenn sie doppelt so laut und als facettenreiche Songs offeriert werden. Die neue 4-Track-EP Twice As Loud trägt ihren Titel also alles andere als zu Unrecht. Polyphone klingen darauf unwiderstehlich nach Band und kreieren mit ihrer Musik ein nur schwer zu unterdrückendes Bedürfnis nach wilden Tanzbewegungen und explosiven Glücksausbrüchen. Polyphone lassen Tristesse und Zweifel keinen Platz und beleuchten im Gegenzug die leichten, unbekümmerten Momente, deren Präsenz in der Hektik des Alltags oftmals unbemerkt bleibt. Im Jahre 2012 als Duo gegründet machen Polyphone seit Herbst 2014 die Bühnen zu Dritt unsicher und konnten ihre Fähigkeiten bereits bei über 70 Konzerten live unter Beweis stellen. Nach einer vierwöchigen Europa-Tour konnte der Release der EP mit Konzerten am Terratrembel in Pontresina und dem Open Air Lumnezia gebührend gefeiert werden. Zurzeit arbeiten die Jungs an der nächsten Platte, um dann nächstes Jahr ihren Genre-Bastard aus Electro Pop und Alternative Rock auf die grosse Bühnen zu bringen.»

Soweit so gut. Ja, das ist der nicht mehr ganz so aktuelle Pressetext der tüchtigen Jungs. Wir wollten es genau wissen und haben beim Kopf der Band, Marcus Petendi, nachgefragt, wie es denn mit dem neuen Material steht und wann wir auf den ersten Longplayer hoffen können.

Wie geht es voran mit dem Debütalbum?

Die Arbeiten schreiten gut voran. Wir sind jetzt momentan auch in der Phase, in der alles wahnsinnig schnell geht und passiert. Wir haben theoretisch mit den Arbeiten am Album kurz nach der Veröffentlichung unserer EP 2014 (twice as loud) begonnen und haben vor gut 2 Monaten die Aufnahmen abgeschlossen. Da wird man schon mal ungeduldig. Jetzt ist aber alles fertig und wir planen die Veröffentlichung im Herbst.

Lange Zeit wart ihr als Punkrocker mit Indefinied Illness unterwegs. Wie viel Punk steckt noch in Polyphone?

Das ist schwer zu sagen, da es ja verschiedene Vorstellungen gibt, was nun Punk ist, und was eben nicht. Wir sind alle ein Stück weit mit Punkrock gross geworden und haben uns sowohl in musikalischer Hinsicht als auch in der Einstellung zum Musik machen stark davon beeinflussen lassen. Soundmässig sind wir mit dem Album schon wieder näher bei den Wurzeln als vielleicht mit der EP, aber sind dann schon noch ein grosses Stück vom Punkrock entfernt. Trotzdem werden wir oftmals mit Punkrock in Verbindung gebracht. Auch von Leuten, die unsere Bandvergangenheit nicht kennen. Das sind dann so kleine Details, die man sich angewöhnt hat. Zum Beispiel, wie man Texte phrasiert oder gewisse Song Arrangements, die an Punkrock erinnern.

Die Art wie wir die Songs schreiben und wie wir allgemein als Band agieren, hat sich aber kaum verändert. Wir machen so viel wie möglich selber und es steht nach wie vor der Spass und die Freundschaft von uns Dreien im Vordergrund. Klar würden wir uns freuen, wenn die Songs gut im Radio anlaufen und wir auf grösseren Bühnen spielen können. Die Songs und unser Image aber auf den aktuellen Trend, beziehungsweise an die Radiovorgaben zu trimmen, kommt für uns nicht in Frage.

Euer Motto ist vor allem gute Laune zu verbreiten. Gibt es auch melancholische Lieder von Polyphone?

Wir wollen in erster Linie Songs schreiben, die uns Spass machen, wenn wir sie live spielen, und mit dem Publikum eine coole Zeit haben. Textlich sind wir aber schon immer eher melancholisch unterwegs gewesen. Dieser Kontrast funktioniert sehr gut. Das ist auch etwas, was man im Punkrock oft antrifft. Es ist zum Beispiel alles andere als toll, wenn eine Beziehung in die Brüche geht. Wenn du aber an ein Konzert gehst und mit 100 anderen Leuten darüber singst, dann kommt da schon gute Stimmung auf. Da entsteht auch eine ganz andere Verbindung zwischen Publikum und Band im Gegensatz zu 90 Minuten Feel Good Pop.

Was dürfen eure Fans vom neuen Werk erwarten?

Zum Einen sind wir seit Ende 2014 zu Dritt. Mit Valentin am Bass ist Vieles einfacher geworden. Viele Songs entstehen jetzt im Proberaum und nicht am Computer. Das war für uns enorm wichtig und macht sich natürlich auch auf der neuen Platte bemerkbar. Ich denke, wir haben ein sehr spannendes Album produziert, welches vielleicht weniger durch individuell starke Songs, dafür umso mehr als Ganzes funktioniert. Da sind wir schon stolz darauf, weil das nicht immer so einfach ist.

Das Ganze hört sich vor allem mehr nach Band an, als die EP davor. Wir haben viel Wert darauf gelegt, wann immer möglich, jeden Synthesizer mit einer Gitarre zu ersetzten, wodurch das Ganze einfach rockiger geworden ist. Viele Songs wären aber auch auf der EP gut aufgehoben gewesen. Eine gute Mischung zwischen Altbewährtem und Neuem.

Ursprünglich sind zwei von euch ja Engadiner mit romanischer Muttersprache. Wird man von euch auch mal einen romanischen Song hören?

Wir sind sogar alle drei Engadiner und haben uns vor ca 15 Jahren im Schlagzeugunterricht kennengelernt.

Wir kommunizieren untereinander ausschliesslich in Romanisch. Ich mag die Sprache auch sehr und es ist fester Bestandteil meiner Kultur. Mit INIL hatten wir ja auch viele romanische Songs. Mir gefielen die englischen Lieder aber einfach besser. Klanglich ist es einerseits eine sehr schöne Sprache. Andererseits geniesst man dann auch eine gewisse Anonymität. Viele unserer Songs sind sehr persönlich. Durch das Singen in einer Fremdsprache gewinnt man dann eine gewisse Distanz dazu, das find ich wichtig. Ausschliesslich romanische Songs will ich aber nicht. Es kann passieren, wenn es sich richtig anfühlt.

Wie sieht eure Konzertplanung aus?

Wir haben jetzt eine längere Konzertpause hinter uns und bereiten uns auf neue Konzerte vor. Sobald das Album draussen ist, wollen wir so viel wie möglich live auf der Bühne stehen. Als DIY Band ist das natürlich eher schwierig, vor allem in unserem Genre mit unserem Bekanntheitsgrad. Wir sind aber optimistisch.

Diese nächsten Konzertdaten stehen aber bereits fest:

16.07 Büvetta Sfondraz, Scuol

05.08 Heidsee Jam, Lenzerheide

20.08 Churerfest (Hegisplatz, 22 Uhr, Exclusiver PreRelease ihres Albums!)

27.10 Bar Trais Portas, Scuol

Mehr Infos zu Polyphone auf ihrer offiziellen Webseite.

 

(Bild: zVg.)

author

Chris Bluemoon

Redaktor Kultur
Hauptberuflich Radio-Journalist mit viel Leidenschaft für die Musik, die Poesie und das ganz grosse Chaos.