Hockey Pauer Ranking: 10 Gründe für/gegen ein erfolgreiches Nati-Abschneiden

Hockey Pauer Ranking: 10 Gründe für/gegen ein erfolgreiches Nati-Abschneiden

Das Hockey Pauer Ranking ist eine wöchentliche Hockey Kolumne mit den zehn interessantesten Meldungen, besten Spielern und lustigsten Aktionen der Woche. Ein Ranking, das man nicht immer all zu ernst nehmen sollte.

Die Schweizer Nati startet diese Woche in die IIHF WM, und die Ausgangslage ist jedes Jahr die Gleiche: Das Verpassen der Playoffs wäre eine Enttäuschung, das Aus im Viertelfinale ein zu erwartendes Resultat, und das Erreichen des Halb-Finale ein erfolgreiches Turnier.

 

Die guten Nachrichten:

10.  Die Goalies

Die Schweiz hat wie so oft den grössten Trumpf im Goalie-Ärmel. Mit Leonardo Genoni und Jonas Hiller hat die Schweiz zwei Torhüter, die über sagenhafte Quoten bei internationalen Turnieren verfügen. Ein Blick auf die letzten 12 Partien sagt alles:

Goalie Spiele Gegentore Quote Tore/Sp
Leonardo Genoni 6 6 95.1% 1.00
Jonas Hiller 6 8 94.9% 1.33

 

Absolute Wahnsinnswerte von beiden. Wenn die Schweizer Stürmer nur ein halbes Bein voreinander kriegen, sollten mehr als 1.3 Tore pro Spiel erzielt werden können. Hinten ist die Schweiz so gut wie fast niemand besetzt. Das wichtigste Argument für einen Erfolg der Eidgenossen.

 

9.     Die Wichtigkeit für die Schweiz

Für die Kanadier und Amis ist die IIHF WM irrelevant. Für die Russen und Schweden hat es zwar nach wie vor Stellenwert, aber fast keine Nation nimmt die WM so ernst wie wir Eisgenossen. Mit zwei Siegen gegen Russland haben die Schweizer bereits gezeigt, dass sie die Vorbereitung zur Weltmeisterschaft ernst nehmen und etwas erreichen wollen. Also kein Hobby-Turnier, sondern eine Challenge mit Ambitionen. Seit dem Turnier 2013, als die Schweiz überraschend Silber holte, hat die WM eh (fast zu) viel Bedeutung.

 

8.     Der Sturm

Almond, Ambühl, Bodenmann, Hollenstein, Malgin, Suter – die Schweiz verfügt über einige Stürmer aus der National League A, die ein gutes Zwei-Weg-Spiel haben, Drive nach vorne zeigen und auf internationalem Parkett bestehen können. Energie- und speedmässig können wir mit vielen Nationen mithalten.

 

7.     Die Verteidigung

Diaz, Marti, Kukan, Furrer  – die Schweiz hat ein paar Verteidiger, die physisch und mit dem Puck auch auf Nati-Niveau ‚verheben‘. Zwar keine Star-Spieler à la Josi, aber immerhin ein paar solide Verteidiger.

 

6.     Die leichte Gruppe B

Slowakei, Deutschland, Dänemark, Lettland – die Gruppe A scheint stärker besetzt als die Gruppe B. Die Eidgenossen haben das Glück und treffen nicht auf die „Angst“-Gegner. Das macht das Erreichen der Playoffs um einiges einfacher. Die Schweiz trifft in der Vorrunde auf Weissrussland, Norwegen, Frankreich und Slowenien – alles Teams, die eigentlich „leicht“ zu schlagen sein sollten. Eine gute Ausgangslage für ein Weiterkommen.

 

Die schlechten Nachrichten:

5.     Die andere Verteidigung

Paschoud, Untersander, Schlumpf, Suter – wo ist Du Bois, Blum, Siegenthaler, Sbisa, Weber? Die Hälfte der Verteidigung ist zwar ok besetzt, der Rest spielt aber nicht auf internationalem Niveau und wird es schwer haben gegen die gegnerischen Nationalstürmer. Man darf nur hoffen, dass die Eiszeit dieser Verteidiger sich in Grenzen halten wird (Wenn sie den Sprung ins Kader überhaupt schaffen).

 

4.     Der andere Sturm

Brunner, Haas, Rüfenacht, Suri – wo ist Fazzini, Corvi, Andrighetto, Bärtschi? Wer ist der wirkliche Goalgetter der Schweizer an der WM? Kein Stürmer sticht wirklich heraus. Brunner hat zu wenig Durchsetzungskraft und ist generell überschätzt, Rüfenacht ist wohl in den Schweizer Playoffs dominant – aber das ist Dino Wieser auch. Das macht ihn noch lange nicht zu einem nationalen Topstürmer, dafür fehlt ganz einfach die Kaltblütigkeit. Die NHL Spieler Andrighetto und Bärtschi würden dem Kader gut tun, genauso wie der Killerinstinkt von Fazzini oder der Spielwitz von Corvi. Am Dienstag nach dem Deutschland Spiel wird das Kader bekannt gegeben, und es bleibt zu hoffen, dass Fischer die richtige Wahl trifft und sich nicht von Erfolg in der Schönspieler-Liga namens National League A verleiten lässt.

 

3.     Die vielleicht doch nicht so leichte Gruppe

Weissrussland, Norwegen, Frankreich, Slowenien müssen alle besiegt werden, sonst wird es nichts mit den Playoffs. Die Statistik in den letzten Jahren gegen die vermeintlich „leichten“ schwachen Teams sieht aber alles andere als rosig aus: Seit 2016 hat die Schweiz gegen diese vier Teams in 8 Spielen 4 Siege, 3 Niederlagen und 1 Unentschieden geholt. Das würde eventuell nicht reichen für ein Weiterkommen.

Und auch der Spielplan spricht nicht für die Schweiz: Zuerst warten die vier kleinen Teams (Slowenien, Norwegen, Frankreich, Weissrussland), am Ende die drei Grossen (Kanada, Finnland, Tschechien). Vielleicht haben sich die Grossen bis dann schon qualifiziert, und es wird für die Schweiz etwas leichter. Auf der anderen Seite besteht aber die Gefahr, zu Beginn, wenn Fischers Mannen noch nicht in Fahrt sind, wichtige Punkte gegen die Kleinen liegen zu lassen. Am Ende braucht es mindestens 10 Punkte, um sich für das Viertelfinale zu qualifizieren.

 

2.     Die Erwartungen übertreffen = unmöglich?

Finnland, Kanada, Tschechien scheinen für die Top 3 der Gruppe B gesetzt. Dh. die Schweiz kämpft voraussichtlich um Platz vier in der Gruppe. Das wiederum würde bedeuten, dass im Viertelfinale voraussichtlich Schweden warten würde. Die Tre Kronor haben (nebst Kanada) das mit Abstand stärkste Kader und warten mit etlichen NHL-Superstars auf. In der Verteidigung stehen unter anderem Victor Hedman, Oliver Ekman-Larsson und John Klingberg, im Sturm laufen unter anderem Gabriel Landeskog und William Nylander auf. Autsch.

 

1.     Die schlechte Tendenz

Seit Patrik Fischer 2015 als Nati-Trainer ernannt wurde, blieben die Erfolge aus: In 15 Spielen konnten die Eidgenossen gerade mal vier Siege verzeichnen – ein desolates Resultat. Einzig gegen Lettland, Frankreich und Deutschland konnten die Jungs um Fischer einen Erfolg nach 60 Minuten verzeichnen. Nebst den vier Siegen setzte es 11 Niederlagen ab. Nimmt man noch das Jahr zuvor dazu, wird die Bilanz noch schlimmer: Seit 2014 haben die Schweizer gerade ein einziges Mal das Viertelfinale erreicht. Wer also blinden Optimismus in sich hat, weil wir 2013 (mit viel Glück) WM Silber holten, sollte der Realität ins Auge blicken: Die Schweiz wird um den Playoff-Einzug kämpfen müssen.

 

Der Pauer Ranking Tipp für die WM: Die Schweiz beginnt mit zwei hässlichen Niederlagen in den ersten vier Partien gegen die vermeintlich kleinen Nationen, schafft am Ende aber dank zwei Siegen gegen die anderen beiden Kleinen sowie vier Overtime-Punkten (total 10 Punkte) knapp den Einzug in die Playoffs. Da kommt das obligate Out gegen Schweden. Stillstand.

 

(Bild: IIHF)

author

Richi Brändli

Redaktor Eishockey
Ehemaliger Kolumnist bei GRHockey, Plausch-Spieler und Fan von regionalem bis internationalem Eishockey.