Hockey Pauer Ranking: Zehn Regeln, die Hockey (vielleicht) noch besser machen.

Hockey Pauer Ranking: Zehn Regeln, die Hockey (vielleicht) noch besser machen.

Das Hockey Pauer Ranking ist eine wöchentliche Hockey Kolumne mit den zehn interessantesten Meldungen, besten Spielern und lustigsten Aktionen der Woche. Ein Ranking, das man nicht immer all zu ernst nehmen sollte.

 

Eishockey hat sich in den letzten hundert Jahren massiv weiter entwickelt. Während sich die Regeln von 1920 heutzutage einfach nur schräg anhören (Vorwärtspässe waren zum Beispiel lange verboten), gibt es andere Situationen, die noch immer Optimierungspotential haben. Eine Liste von zehn möglichen, schrägen, verrückten, aber teils auch logischen Regelanpassungen:

10. Kein Penalty-Schiessen

Die Regel:

Während der Regular Season wird nach Ablauf der regulären Spielzeit eine Overtime mit 3-gegen-3 Feldspieler gespielt. Diese dauert so lange, bis das entscheidende Tor fällt. Shootouts werden komplett abgeschafft. In den Playoffs wird auf das 3-gegen-3 Gimmick verzichtet und das Spiel geht mit normalem 5-gegen-5 in die Overtime. Nach einer 20-minütigen Verlängerung wird normal weitergespielt, bis das entscheidende Tor fällt. Penalty-Schiessen gibt es nur noch im Fussball, im Eishockey wird es komplett eliminiert.

 

Der Vorteil:

Keine Lotterie mehr, keine schwachen Teams, die dank dem Penalty-Schiessen Punkte mausern.

 

Die Wahrscheinlichkeit:

Unwahrscheinlich. Auch wenn ab nächster Saison in der National League A in den Playoffs keine Penalty-Schiessen mehr stattfinden (olé!), so wird die Liga wohl kaum auf das Shootout während der Regular Season verzichten.

 

9. 3-gegen-3 Spieler

Die Regel:

3-gegen-3 Eishockey ist zwar eine Spielerei, aber sie ist attraktiv und führt zu vielen Torschüssen und Chancen. Demzufolge werden neu sämtliche Spiele über die ganze Dauer nur noch mit je drei Feldspielern durchgeführt – wer braucht noch dieses langweilige 5-gegen-5, das sowieso zu immer weniger Toren führt?

 

Der Vorteil:

Spiel, Spass und Spannung… oder?

 

Die Wahrscheinlichkeit:

Null. Hockey ist und bleibt ein Sport, der 5-gegen-5 gespielt wird. Die 3-gegen-3 Version ist vielleicht kurzfristig unterhaltsam, aber hat schlussendlich relativ wenig mit der Taktik des normalen Eishockeys zu tun. 3-gegen-3 Hockey kann sehr schnell zu einem taktischen Geplänkel verkommen, das wenig Zug nach vorne braucht.

 

 

8. Kein Offside mehr

Die Regel:

Wer braucht schon eine blaue Linie? Das Offside wird ab sofort abgeschafft, die Stürmer haben das Recht, vor dem gegnerischen Tor sitzenzubleiben und auf Pässe übers ganze Eis zu spekulieren.

 

Der Vorteil:

Das Spektakel schlechthin! Das Spiel verteilt sich neu übers ganze Eis, Konter und 2-gegen-1 Situationen fallen im Minutentakt, und die Spiel enden mit mindestens 12 Toren. Könnte man denken.

 

Die Wahrscheinlichkeit:

Null, die Hockey-Richter sind nicht dumm. Das Abschaffen des Offsides würde nämlich das Gegenteil von Spektakel zur Folge haben. Früher gab es das Offside noch nicht. Früher war auch der Vorwärtspass nicht erlaubt. Wer sich mal ein Spiel ohne Offside anschauen will, sollte sich Roll-Hockey reinziehen. Schnell merkt man, dass das Halten/Überqueren der blauen Linie der Treiber fürs Tempo schlechthin ist. Oder wer genau will das taktische Geplänkel sehen, wo ein Stürmer den Puck im gegnerischen Drittel den Puck wieder zurück zum eigenen Goalie passt? (Man denke nur mal kurz an das ‚auf-Zeit-spielen’ beim Fussball).

 

 

7. Die 30-Sekunden-Strafe

Die Regel:

Strafen, die keinen Spieler behindern, werden neu nur noch mit 30-Sekunden bestraft. Das beinhaltet Spielverzögerungen (Puck übers Plexi schiessen), Spielen mit kaputtem Stock, aber neu auch Icings.

 

Der Vorteil:

Situationen, die aus Pech entstehen (beispielsweise ein Puck, der nur ganz knapp übers Plexi springt), werden nicht mehr derart drakonisch bestraft. Momentan ist die Strafe für diese ‚kleinen“ Vergehen gleich wie die eines Cross-Checks oder Boardings. Mit der 30-Sekunden-Strafe werden solche Penalties angemessener verurteilt. Dazu wird das Icing etwas härter bestraft.

 

Die Wahrscheinlichkeit:

In weiter Zukunft nicht unwahrscheinlich. Viele Spieler, Coaches und Fans empfinden die Auslegung dieser ‚kleinen’ Strafen als zu hart – zu oft hat es nichts mit dem Spiel zu tun, sondern entsteht schlichtweg aus Glück oder Unglück heraus. Dass auch Icings bestraft werden, scheint aber vorerst unrealistisch.

 

 

6. Die neue Goalie-Regel

Die Regel:

Schiesst ein Team mehr als zwei Tore hintereinander, muss der Goalie des entsprechenden Teams ohne Stock spielen, bis er ein Tor kassiert. Wahnsinnig schräg, und bestimmt extrem unterhaltsam. Gegentore würden am Laufband fallen.

 

Der Vorteil:

Ein Team hätte immer noch die Möglichkeit, zu dominieren. Statt aber schnell mit 3,4 Toren in Führung zu gehen, würde nach dem zweiten Treffer relativ schnell der Anschlusstreffer fallen. Eine grosse Hilfe für schwächere Teams und ausgeglichenere Partien.

 

Die Wahrscheinlichkeit:

Ahm. Nie.

 

 

5. Die Lohnobergrenze

Die Regel:

Sämtliche Teams in der Schweiz erhalten eine Lohnobergrenze. Das Kader der National League A Mannschaften darf insgesamt nicht mehr als 10 Millionen kosten. Grosse Teams wie Bern müssten etwas abspecken, es würde eine grössere Augeglichenheit bezüglich fetter Löhne herrschen.

 

Der Vorteil:

Eine transparente Lohn-Politik, eine weitere strategische Komponente in der Erstellung eines Kaders, etc. Es gibt viele Gründe, wieso eine Lohnobergrenze eine Liga attraktiver und transparenter machen. Wer will schon eine FC Basel-Situation im Schweizer Eishockey? In den letzten fünf Jahren geht der Trend in diese Richtung: Allen voran Bern, aber auch Lugano und Zürich machen es den Kleinen (wie Ambri oder Langnau) praktisch unmöglich, den Sprung an die Spitze zu schaffen.

 

Die Wahrscheinlichkeit:

Theoretisch unmöglich – der europäische Arbeitsmarkt (hallo Beat Forster) verbietet solche Grenzen. Mit einem Gentlemen’s Agreement wäre es aber möglich, die Vereine so an die Leine zu nehmen, dass alle Teams mit ähnlichen Mitteln kämpfen.

 

 

4. Das grössere Tor

Die Regel:

Die Tore werden um 10 cm verbreitert und und um 5 cm erhöht. Einfach.

 

Der Vorteil:

Grössere Tore bieten mehr Fläche, um den Puck im Netz zu versenken. Das Resultat: Mehr Tore, mehr Action, mehr rote Lampen, die aufleuchten.

 

Die Wahrscheinlichkeit:

Theoretisch möglich, aber praktisch schwer umzusetzen. Werden weltweit alle Tore, von der Hinz-und-Kunz-Halle bis in die obersten nationalen Ligen ersetzt?

 

 

3. Der doppelte Torschuss

Die Regel:

Schiesst ein Spieler ein Tor von ausserhalb des gegnerischen Drittels, zählt das als zwei Tore. So in etwa der Three-Point-Shot vom Basketball.

 

Der Vorteil:

Eigentlich keine. Abgesehen von den ein bis zwei Flops, die Goalies pro Saison produzieren, hätte diese Regel wenig Einfluss auf das Spiel. Oder würden Verteidiger anfangen, aus allen Lagen zu ballern? Oder kommt der Knuckle Puck auch in Realität zum Zug?

 

 

 

Die Wahrscheinlichkeit:

So wahrscheinlich wie dass Andrea Häller sein Comeback geben wird.

 

 

2. Die neue Zwei-Minuten Regel

Die Regel:

Bei einem Tor bleibt nicht nur eine 5-Minuten-Strafe bestehen, sondern auch eine kleine Bank-Strafe. Eine Zwei-Minuten-Strafe kann plötzlich zu mehreren Toren führen.

 

Der Vorteil:

Die Special Teams gewinnen noch mehr an Bedeutung, Strafen werden noch matchentscheidender.

 

Die Wahrscheinlichkeit:

Klein. Theoretisch wäre es eine Option, um gefährliche Aktionen (Checks gegen den Kopf, Boarding, etc.) mehr vorzubeugen, die Folge wäre aber wahrscheinlich, dass es umso mehr Simulanten und Schwalben gegen würde. Sicher keine Entwicklung, die der Hockey-Fan sehen möchte.

 

 

 

1. Die Simulanten-Regel

Die Regel:

Womit wir bei der einzigen Regel wären, die wirklich Sinn macht. Schwalben, Simulanten, Täuschungen und theatralische Einlagen sollen bestraft werden. Auch wenn es HCD-Fans nicht gerne zugeben und es als ‚cleveres Verhalten’ betitelten: Zu oft liess sich RvA im entscheidenden Moment fallen und entschied manch eine Partie mit einer dramatischen Einlage. Das Täuschen der Schiris gehört (härter) bestraft, und soll nicht auch noch mit einem Powerplay belohnt werden. Eine Schwalbe wird neu mit einer 2+2 Minuten Strafe belegt.

 

Der Vorteil:

Spieler müssen sich hüten, wenn sie sich absichtlich fallen lassen. Geht der Schuss nach hinten los und der Schiri erkennt die Schwalbe, ist die Strafe nämlich doppelt so hoch.

 

Die Wahrscheinlichkeit:

Realistisch, aber extrem schwer umzusetzen. Schris können jetzt bereits ein ähnliches Mittel zurückgreifen (Zwei-Minuten-Strafe für Embellishment), aber schlussendlich ist es in vielen Fällen Ermessenssache des Unparteiischen.

 

Womit wir beim Schluss sind: Es gibt nur wenige Regeln, die den besten Sport der Welt noch besser machen könnten. Eishockey kann optimiert werden, keine Frage. Es braucht aber keine revolutionären Änderungen, sondern lediglich ein paar kleinere Anpassungen. (Und vielleicht endlich auch in der National League A Slow-Mo-Kameras und Torlinienkameras, die Tore auch effektiv erkennen.)

 

(Bild: Pixabay)

 

author

Richi Brändli

Redaktor Eishockey
Ehemaliger Kolumnist bei GRHockey, Plausch-Spieler und Fan von regionalem bis internationalem Eishockey.