«Dr Bus vu Chur»: Vier Mal zum Mond und zurück

«Dr Bus vu Chur»: Vier Mal zum Mond und zurück

«Dr Bus vu Chur» hat die Bevölkerung im Grossraum im letzten Jahr vier Mal zum Mond und wieder zurück befördert. 9 Millionen Fahrgäste liessen sich transportieren.

Stadtpräsident Urs Marti weiss: «Wenns redet, dann redets». Und manchmal ist er kaum zu stoppen. Deshalb liess er jemand anders reden – einen fiktiven Gast aus dem Ausland. Dieser Gast liess Marti sagen, er freue sich über saubere Bänke – «wie cool!» – und darüber, dass auch Frauen am Steuer sitzen («so cool!»). Und dass man aus der Optik des Gastes mit dem GA «coolerweise» praktisch gratis fahren kann. Zusammengefasst: «Dr Bus vu Chur» macht einen guten Job und dass der Kanton sich auch an den Kosten beteiligt, ist ebenfalls «cool».

Auch Sigi Asprion, Gemeindepräsident in St. Moritz, nahm die Aufgabe «Grussworte an die Generalversammlung» der Stadtbus Chur AG von der humoristischen Seite. Seit er sich an Neujahr geschworen hat, mehr Bus zu fahren – im Engadin heisst er Engadin Bus – hat er die Quote um 50 Prozent gesteigert. «Ich erfahre dabei Dinge, die ich sonst nie erfahren würde.» Die Saison und die Angebote kommen und gehen, Engadin Bus ist da. Seit 1999. «Zuverlässig wie der Malojawind.»

Fast 30 Millionen Fahrgäste

Nach den Grussworten ging es an der 21. Generalversammlung im Va Bene zu den Fakten: Die Stadtbus Chur AG hat 2016 29,5 Millionen Personenkilometer absolviert, was gemäss Verwaltungsratspräsident Erwin Rutishauser einer Strecke von «über vier Mal zum Mond und zurück» entspricht. Diese Strecken legen 49 Fahrzeuge zurück, die mit insgesamt 163 Mitarbeitenden einen Umsatz von 22,2 Millionen Franken generierten. «Wir tragen eine grosse Verantwortung», sagte Erwin Rutishauser. «Die Anforderungen steigen.»

Die Punkte auf der Traktantenliste waren schnell erledigt: Geschäftsbericht 2016, die Jahresrechnung 2016, die Verschiebung des Gewinns in die allgemeine Reserve, die Décharge des Verwaltungsrates und den Wechsel der Revisionsstelle nach 20 Jahren von PriceWaterhouseCupers zu Curia wurden allesamt einstimmig durchgewunken.

«Hut ab»

Besonders verdankt wurde auch die Arbeit der CEO ad interim, Michaela Vehlow, die das Amt nach dem Rücktritt von Alfred Janka übernommen hatte. «Sie hat einen grossartigen Job gemacht», sagte der neue CEO, Ralf Kolleger. «Hut ab.» Für ihn war sein 53. Arbeitstag bei der Stadtbus Chur AG die erste Generalversammlung – gestartet hatte er sinnigerweise am Tag der Arbeit, am 1. Mai. Der ehemalige Geschäftsleiter der Wäscheria und Gemeindepräsident von Churwalden hatte sich auf die Stelle beworben, weil er sich noch einmal neu orientieren wollte.

ralf kollegger

«Das Gemeindepräsidium von Churwalden hatte ein Ablaufdatum», sagte Ralf Kollegger. Vier Jahre später wäre schon zu spät für eine Neuausrichtung gewesen. So kam das Inserat der Stadtbus Chur AG gerade recht. Ralf Kollegger fühlt sich gut in seinem neuen Job, «es ist ein spannendes Thema». Er sei offen aufgenommen worden. Dass Michaela Vehlow durch seine Anstellung wieder ins zweite Glied zurück gestuft wurde, darüber hat er sich durchaus Gedanken gemacht. «Aber ich bin grundsätzlich ein teamorientierter Mensch. Man muss sich zusammen weiter entwickeln.»

Gemäss Erwin Rutishauser war das Bewerbungsprozedere ein offener Prozess. «Wir haben uns externe Unterstützung geholt und sind professionell vorgegangen.» Ralf Kollegger habe das Anforderungsprofil erfüllt. Ob sich Michaela Vehlow überhaupt für die Stelle als CEO beworben hat, wollte er nicht sagen. «Über interne Prozesse geben wir keine Auskunft.» An ihrer Arbeit hat auch er nichts zu bemängeln, «sie hat einen super Job gemacht.»

Begegnungsraum Bus

Ebenfalls neu «dr Bus vu Chur» – neben dem CEO – ist die Kampagne «freundlich unterwegs – Begegnungsraum Bus». Mit einer Flyer-Aktion und Einspielern im Bus sollen die Fahrgäste sensibilisiert werden. «Es geht nicht nur um den Kontakt mit den Fahrerinnen und Fahrern, sondern auch die Gäste untereinander», sagte Erwin Rutishauser. So werden die Passagiere zum Beispiel darauf hingewiesen, dass die Aussteigenden Vortritt haben – und dass dabei alle drei bis vier Türen eines Busses benützt werden dürften.

Und zum Schluss noch dies: Die «HappyOrNot»-Kampagne hat gezeigt, dass von 74’410 Antworten 80 Prozent positiv ausgefallen seien. «Das zeigt, dass vieles gut gemacht worden ist», sagte Ralf Kollegger. Nach der Kritik an den Buschauffeuren im Frühling sei das ein positives Erlebnis. «Ich habe auch selbst erlebt, wie sich Passagiere für ihre Chauffeuren eingesetzt haben. Es gab wie eine Gegenreaktion, dass sich die Leute solidarisiert haben.»

(Bilder: Stadtbus Chur AG, GRHeute)

 

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Rachel Van der Elst

Redaktionsleiterin/Region
Rachel Van der Elst mag Buchstaben: analog, virtuell oder überall, wo Menschen sind. In einem früheren Leben arbeitete sie unter anderm bei der AP, beim Blick, bei 20Minuten, beim Tages-Anzeiger und bei der Südostschweiz. In ihrer Handtasche immer dabei: Jasskarten.