Das grosse Interview mit Ladina Bordoli zum neuen Buch

Das grosse Interview mit Ladina Bordoli zum neuen Buch

Kürzlich veröffentlichte die Prättigauer Schriftstellerin Ladina Bordoli ihren neuen Roman Das Tal der Rosen. Um was es in ihrem neuen Buch geht und wo sie ihre Inspiration für neue Geschichten findet, wollten wir von der Autorin wissen.

Interview Juli 17 Nr. 9

Hey Ladina, wie geht’s voran mit deiner Karriere als Autorin?

Ich bin sehr zufrieden. Es ist schön, zu sehen, wie sich nun alles entwickelt und langsam entfaltet. Ich stehe zwar noch am Anfang meiner schriftstellerischen Karriere, aber es werden nun in regelmäßigen Abständen Romane von mir erscheinen. Einige Projekte spuken noch zwischen Manuskriptabgabe und Veröffentlichung herum. Nebenher schreibe ich bereits wieder an neuen Geschichten. Was mich als Newcomer besonders ehrt, ist die Tatsache, dass es mir gelungen ist, mit einem großen deutschen Publikumsverlag (Bastei Lübbe AG) zusammenzuarbeiten. Mein aktueller Roman „Das Tal der Rosen“ erscheint bei „Be-ebooks“, dem digitalen Label von Bastei. Das ist für mich als Autorin eine riesige Chance. Wie ich auf Facebook bei Vertragsunterzeichnung bereits sagte: „Ein kleiner Schritt für die Menschheit, aber ein großer Sprung für mich.“ Auch die erst kürzlich durch meine Agentur bekanntgegebene Zusammenarbeit mit dem E-Book-Verlag „Edel Elements“, unter der Führung von Karla Paul, bei der auch ich ein Stück vom Kuchen abgekriegt habe, verspricht eine spannende Zukunft!
Kürzlich hast du bekannt gegeben, dass dein Buch, neben dem E-Book auch als Print erscheint. Haben gedruckte Bücher in der heutigen Zeit noch eine Zukunft?

Als Autorin fehlt mir leider die betriebswirtschaftliche Sicht des Verlages. Ich denke, dass die Printausgaben nicht komplett verschwinden werden, aber sie werden vermutlich vermehrt nur noch bei Bestsellern zum Einsatz kommen.

Man kann nicht abstreiten, dass sich E-Books steigender Beliebtheit erfreuen. Mittlerweile liest jeder Dritte bereits E-Books und manche Leser entsorgen sogar ihre gesamten Prints und wollen nur noch digitalen Lesestoff konsumieren. Man darf sich dieser Entwicklung als Autor also keinesfalls verschließen. Aus Lesersicht kann ich einfach sagen, dass man, wenn man seine Skepsis und Scheu gegenüber der digitalen Buchwelt einmal überwunden hat, nicht mehr von seinem E-Reader zu trennen ist. Ich bin mittlerweile ein absoluter E-Book-Fan. Sie sparen Platz, sind blitzschnell gekauft und auch noch günstiger als Prints. Das kann sich für Buch-Nerds wie mich in vielerlei Hinsicht lohnen.

Interview Juli 17 Nr. 10
Woraus ziehst du deine Inspiration? Dein Output ist ja recht gross.

Die Inspiration für neue Geschichten muss man sich so vorstellen: Ich werde von der deutschen Literatur-Agentur „Ashera“ vertreten. Meine Agentin kennt sämtliche Verlagsprogramme und –wünsche. Wir Autoren erhalten regelmäßig Informationen zu Ausschreibungen und gesuchten Stoffen. Die Verlage richten sich natürlich nach dem Lesermarkt und wissen genau, was sie brauchen. Wenn mich eine solche Ausschreibung interessiert, überlege ich mir einen passenden Plot und erstelle ein Exposé, um mich mit meinem Projekt beim Verlag zu bewerben. Die passenden Ideen dazu erreichen mich auf ganz unterschiedlichem Weg. Manchmal unerwartet, mitten in der Nacht, im Gespräch, aber auch, wenn ich einfach einmal die Seele baumeln und die Gedanken fließen lassen kann. Mein Hirn ist bedauerlicherweise selten still … da spuken ständig geflüsterte Worte, Bilder und Sinneseindrücke durch meinen Kopf. Ich bezeichne das gerne als Neuronen-Pingpong, denn so fühlt es sich manchmal an!
Inspiration beziehe ich grundsätzlich aus allem. Ich gehe einfach mit wachen Sinnen durchs Leben, lasse den Alltag, die Menschen und Schicksale auf mich wirken. Ich lese und lerne aber auch sehr gerne. Es gibt abertausende von Themen, die mich faszinieren, die ich erforsche, zu denen ich mich weiterbilde. All diese Dinge können in Form von Fragmenten zu einer Geschichte führen.

Interview Juli 17 Nr. 6
Um was geht es in deinem neuen Werk?

„Das Tal der Rosen“ ist ein Frauenroman mit einer Liebesgeschichte und einem Familiengeheimnis, der im Prättigau spielt. Da ich nicht zu viel verraten möchte, halte ich mich, was die Beschreibung der Handlung angeht, an den Klappentext des Romans:
Nach einer schmerzhaften Trennung und dem Tod ihrer Großmutter Rosa fühlt sich Barbara einsam und orientierungslos. Aus Rosas Testament erfährt sie, dass sie im Bergdorf Surgens beerdigt werden will. Barbara hat noch nie von diesem Ort gehört, ihr ist eine Auszeit von ihrem Leben allerdings äußerst willkommen. Doch das raue Klima der Berge mit seinen eigenwilligen Bewohnern entpuppt sich als große Herausforderung. Kaum angekommen, stellt ein Geheimnis, dessen Wurzeln tief in die Vergangenheit zurückreichen, Barbaras Leben auf den Kopf. Der charmante Gasthausbetreiber Conradin hilft ihr dabei, den verschleierten Spuren vergessener Tage zu folgen.
Sprichst du mit dem Werk eine spezifische Zielgruppe an?

„Das Tal der Rosen“ ist ein Frauenroman. Das empfohlene Lesealter ist ab sechzehn Jahren. Selbstverständlich sind auch alle anderen Leser, auch Männer, die Liebesgeschichten mögen, herzlich dazu eingeladen, mein Buch zu lesen. In meiner Familie ist der Roman ja für gewisse Herren auch Pflichtlektüre!

Interview Juli 17 Nr. 1

 

Das Prättigau ist deine Heimat seit Tag eins. Wie inspiriert dich das Tal?

Ich habe schon einige Orte dieser Welt bereist. Sie waren alle auf ihre Weise faszinierend und spannend. Es war für mich aber immer wieder schön, nach Hause zu kommen. Ins Prättigau. Am meisten inspirieren mich hier die Natur, das Brauchtum und die Authentizität der Menschen. Verglichen mit der Hektik, der Kriminalität, aber auch der Armut und dem Elend an anderen Orten dieser Welt, leben wir hier in einem kleinen Paradies. Viele Romane, gerade im Sektor des Romance-Genres, spielen an sogenannten Sehnsuchtsorten. Ich dachte mir, warum nicht das Prättigau? Wir können einem Leser alles bieten, was er für eine kurze Flucht aus seinem Alltag braucht. Wir haben eine atemberaubende, wildromantische Landschaft und eine vergleichsweise heile Welt zu bieten. Man muss in seinen Geschichten gedanklich nicht immer zwölf oder mehr Flugstunden reisen, wenn der Garten Eden vor der Haustür liegt. Außerdem gibt es viel zu wenige Autoren, die über die Schweiz schreiben.

Interview Juli 17 Nr. 8
Du hast doch einen Schreibplatz in Italien. Warum so weit weg vom Alltag?

Die Region des nördlichen Comersees ist meine zweite Heimat. Seit ich auf der Welt bin, haben wir praktisch jedes Wochenende im Sommer und die Ferien dort verbracht. Die Wurzeln meiner Familie, der Bordolis, sind ebenfalls in dieser Region, weshalb mein Großvater ursprünglich überhaupt auf die Idee kam, diese Gegend zu besichtigen. Damals waren wir beinahe die einzigen Schweizer, heute verbringen sehr viele Bündner, darunter auch etliche Prättigauer, ihre Wochenenden in Domaso am Comersee. So fern dem Alltag ist man da, zweieinhalb Autostunden entfernt, also gar nicht. Auch das Klima in dieser Gegend ist dem unseren sehr ähnlich – es ist einfach etwas mediterraner. Deshalb sind meine Vorfahren ursprünglich ins Prättigau ausgewandert. Hier fühlten sie sich zumindest ein wenig zu Hause und litten nicht ständig unter Heimweh.

 

Wie viel Wahrheit steckt in deinen Geschichten?

Die Handlung, die Personen, aber auch einige Örtlichkeiten sind frei erfunden. Natürlich ist die Gegend, das Setting des Romans, größtenteils real. Ebenso gewisse historische Fakten, die angedeutet werden und dem Roman Authentizität verleihen sollen. Das hängt aber wiederum stark von der Gattung des Romans ab. Bei Fantasy beispielsweise müssen selbst Landschaften/Länder oder auch historische Fakten nicht unbedingt der Realität entsprechen. Da sind die Grenzen fließender. Bei meinem Steampunk-Roman „Die Lazarus Verschwörung“, der letztes Jahr erschienen ist, habe ich beispielsweise viel Technisches erfunden. Es musste physikalisch möglich oder zumindest denkbar sein, existierte aber in der von mir beschriebenen Form natürlich nicht.

Interview Juli 17 Nr. 7
Wann gibt es von dir einmal einen knallharten Thriller zu lesen?

Keine Ahnung. Im Moment habe ich sehr viele Projekte im Romance-Bereich. Die müssen zuerst alle abgearbeitet werden. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, irgendwann einmal eine richtig blutige Geschichte mit einem Serienmörder zu schreiben. Sowas lese ich selbst auch sehr gerne. Seid also gespannt, denn ich liebe die Vielseitigkeit!

 

Gibt es in Graubünden einen Austausch unter Autoren?

Ich selbst habe keinen Kontakt zu Bündner oder Schweizer Autoren. Meine Agentur hat ihren Sitz in Deutschland und vertritt größtenteils deutsche und österreichische Autoren. Ich arbeite daher auch ausschließlich mit deutschen Verlagen zusammen. Wir „Ashera-Autoren“ sind jedoch gut vernetzt, unterstützen uns gegenseitig und tauschen uns auch oft aus. Das tut sehr gut, da wir ja grundsätzlich alle dieselben Probleme haben und im selben Boot sitzen. Ich finde es sehr schön, dass zwischen uns allen eine neidlose und unterstützende Form der Freundschaft herrscht, obwohl wir im weitesten Sinne auch Konkurrenten auf dem Markt sind. Das empfinden wir aber nicht so. In erster Linie sind wir „Asheras“. Wir sind eine Familie und wir sind alle zusammen auch für das Fortbestehen der Agentur verantwortlich.

Interview Juli 17 Nr. 4

Was ist dein nächstes Projekt?

Aktuell arbeite ich an zwei Projekten gleichzeitig. Ich bin mitten in einem heiteren Liebesroman, der erneut im Prättigau spielen wird. Dann habe ich soeben die Zusage für ein größeres Projekt bekommen, das es auch in nützlicher Frist zu schreiben gilt. Das ist ein Sechsteiler der Gattung Adventure-Romance. Ich kann an dieser Stelle verraten: Das wird der abenteuerlichste Liebesroman, den ich je schreiben werde! Ich freue mich sehr auf dieses Projekt. Nebenbei sollte dieses Jahr noch ein Young-Adult Liebesroman von mir erscheinen und ein Vampir-Romance-Titel wartet noch aufs Lektorat. Man kann das Autorenleben also durchaus als Autorenwahnsinn bezeichnen … Irgendeine Form von Irrsinn herrscht hier immer.
Entweder wird man 24/7 von einer Idee verfolgt (die schlimmste Form des Wahnsinns) oder man schreibt sich die Finger wund für die nächste Deadline. Man kann nicht mehr schlafen, weil einen das Lektorat beschäftigt und auch da die Abgabe eilt. Oder man sichtet genau in diesem Moment, in dem man eigentlich keine Zeit hat, eine Ausschreibung, die man sich unmöglich durch die Lappen gehen lassen kann.
Sollte sich zwischendurch eine kleine Verschnaufpause ergeben, kommst du mit deinen neugierigen Fragen und das Wochenende ist hin…

Interview Juli 17 Nr. 5 Interview Juli 17 Nr. 2

 

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Chris Bluemoon

Redaktor Kultur
Hauptberuflich Radio-Journalist mit viel Leidenschaft für die Musik, die Poesie und das ganz grosse Chaos.