Landquart – Ende einer Vision?

Landquart – Ende einer Vision?

Der verstorbene Gemeindepräsident Ernst Nigg arbeitete mit aller Kraft darauf hin, Landquart zu einem der wichtigsten Zentren unseres Kantons zu machen. Bedeutende Ansiedlungen, eine rege Bautätigkeit und eine Reduktion des Steuerfusses auf eine mit den Nachbargemeinden fast wettbewerbsfähige Höhe zeugen von dieser Arbeit. Mit dem Riedpark sollte nun der definitive Durchbruch geschaffen werden: Die Gemeinde würde sich damit vom finanziellen Klump-Fuss Forum im Ried lösen,  das in der Gemeinde fehlende Hotel würde erstellt und mit einer Sporthalle Landquart als nationales Sportzentrum (Unihockey) etabliert. Gleichzeitig zeichnete sich die Entwicklung von Landquart in Zusammenarbeit mit der Stadt Chur zu einem kantonalen Leichtathletikzentrum sowie die Realisierung eines attraktiven Zentrums für die Schwingerszene ab. Die damit verbundene Attraktivitätssteigerung der Gemeinde Landquart würde weiter zur wirtschaftlichen Stärkung beitragen und es ermöglichen, im Steuerbereich endlich mit den Nachbargemeinden gleichzuziehen. Dank einer interessanten privaten Partnership-Lösung würde die Gemeinde auch weitgehend von den heutigen, hohen Lasten beim Forum Ried entlastet.

Bedauerlicherweise hat der Gemeindevorstand diese Vision nicht mit Tatkraft weiter vorangetrieben. Vielmehr fürchtete man die damit verbundenen Risiken und schlägt nun der Gemeinde die Realisierung einer teuren Dreifachturnhalle vor. Weitab von Parkierungsmöglichkeiten, ohne Hotellösung. Weiterhin mit der enormen finanziellen Belastung der Gemeinde durch das Forum im Ried. Für sein Konzept greift der Gemeindevorstand auf einen vor 7 (!) Jahren durchgeführten Wettbewerb zurück und will dafür über 15 Millionen Franken ausgeben! Dies in Kenntnis der Tatsache, dass heute in vielen Gemeinden Dreifachturnhallen für 7 – 10 Millionen Franken realisiert werden. Die übersetzten Kosten werden die Gemeinde finanziell auf lange Sicht unnötig belasten. Die Verschuldung der Gemeinde wird sich mit dieser Lösung in Richtung 60 Millionen Franken bewegen.

Nun geht es bei der Abstimmung vom 24. September vorläufig nur um die Frage, ob das Projekt Riedpark oder das Projekt Dreifachturnhalle weiter verfolgt werden sollte. In einer späteren Abstimmung wird dann über den Bau und den Kreditantrag entschieden.  Es dürfte heute schon klar sein, dass bei einem allfälligen Nein zum Riedpark eine Dreifachturnhalle zu den vorliegenden übersetzen Kosten wenig Chancen hat, von den Steuerzahlern genehmigt zu werden. Ein Super-Gau in dieser Frage zeichnet sich heute schon ab.

Der Abstimmung vom 24. September kommt deshalb grosse Bedeutung zu: Realisierung der Vision von Ernst Nigg – oder mit einer überteuerten Dreifachturnhallenlösung einem Scherbenhaufen entgegengehen? Ich meine, es ist schade, dass unser Gemeindevorstand die grossen Vorarbeiten – inklusive durch die Stimmberechtigten erfolgter und genehmigter Umzonung (Campuszone) – nicht genutzt hat, um tatkräftig eine Lösung voranzutreiben, die unsere Gemeinde massiv vorangebracht hätte. Die Position des Gemeindevorstandes ist keine Zukunftslösung: Entweder führt sie in einen Scherbenhaufen oder in ein finanzielles Debakel. Wahrlich ein Rückschritt für eine Gemeinde, die auf dem besten Weg war, in unserem Kanton eine Vorzeigegemeinde zu werden.

 

(Bild: GRHeute)

author

Christoffel Brändli

Kolumnist Wirtschaft/Politik
Ehemaliger Regierungs- und Ständerat. Passionierter Golf-Spieler.