Bergbahnen Splügen-Tambo: Fifi hat es fast gerichtet

Bergbahnen Splügen-Tambo: Fifi hat es fast gerichtet

Vier Monate hat der Verwaltungsrat der Bergbahnen Splügen-Tambo jeden Stein umgedreht und eine Schlucht gesehen. Doch jetzt ist ein Meilenstein erreicht: Eine Einigung mit den Banken steht kurz bevor.

Vor vier Monaten sah die Situation am Splügen desolat aus. Die Akten- und Problemberge, die es zu überwinden galt, muteten schlimmer an als der Splügen an Höhenmetern zählt. Oder in PR-Deutsch: «Nach eingehenden Prüfungen und Audits in diversen Geschäftsbereichen stellte sich heraus, dass die Probleme gravierender waren, als die Zahlen aus dem Geschäftsbericht es vermuten liessen. Eine bestehende Verschuldung über 6.5 Millionen Schweizer Franken war nicht alles: Eine Wintersaison 2016/17, die mit rund 1.5 Millionen zusätzlich im Defizit liegen wird und ein defekter Bahnmotor, welcher nochmals rund 1.2 Millionen Franken Kosten zur Folge hat», heisst es in einer Medienmitteilung vom Mittwoch.

Aus diesen 6.5 Millionen Schulden sind nach vier Monaten nur noch 2.5 Millionen geworden. Dem voraus gingen intensive Verhandlungen mit Gläubigern und Banken. Damit kann das Fremdkapital deutlich reduziert werden. «Einen wesentlichen Teil haben auch die Gemeinden mit der Überbrückungsfinanzierung und der geplanten Kapitalerhöhung beigetragen. Es hat wirklich die Unterstützung und das Herzblut jedes einzelnen Partners benötigt, sonst hätten wir diesen Meilenstein nicht erreicht», wird VR-Präsident Franco Quinter in der Mitteilung zitiert.

Einer, der viel Herzblut hinein gesteckt hat, ist der Churer Unternehmer Ivo «Fifi» Frei. Fifi Frei garantiert zwar nicht den Erfolg, aber zumindest sein Herzblut. «Heute braucht es viel mehr als früher», sagt er. Die alten Konzepte, Businesspläne und Vorgehensweise seien heute Müll. «Früher war eine Bergbahn eine Innovation. Heute ist eine Bergbahn Mittel zum Zweck. Der Gast kann heute wählen und selber entscheiden – und er ist mobiler. Das alles verändert den Destinationsgedanken ungemein. Viele Destinationen jammern, dass der Euro schuld ist an der Situation. Ich denke, der Euro war auch schuld, als es Jahrzehnte lang einfach ausgebuchte Hotels gab, ohne viel dafür zu tun.»

Weil aber auch das beste Konzept der heutigen Zeit nicht ohne rollende Rubel auskommt, hat der Verwaltungsrat den Kanton Graubünden um Unterstützung gebeten. Die Antwort: Nein. Und warum will der Kanton Graubünden Splügen nicht unterstützen? «Ich bin überzeugt, dass in den nächsten Jahren diverse Bergbahnen anklopfen werden und finanzielle Sorgen haben. Aber, ich bin schon erstaunt, dass viele Millionen – bereits versteuert- «in dafür gesprochenen Töpfen rumliegen» und auf Investitionen warten, dieses Geld aber gehortet wird. Vielleicht sind die Wirtschaftsunterstützer einfach Verwalter. Man kann heute sehr gut Businesspläne lesen, aber nicht den Markt spüren», sagt Fifi Frei.

Die Bergbahnen Splügen sind derzeit mit einer Plakatkampagne präsent – und haben damit den Vorverkauf von Saisonkarten zum ersten Mal seit fünf Jahren gestoppt. «Dafür hat sich die Kampagne mit den Winterbildern im Sommer gelohnt», sagt Fifi Frei. Das Plakat verspricht auch Auswärtigen Einheimischentarife, Kinder dürfen gratis mit und neu ab der kommenden Saison fährt ein Nachtbus von Chur über die Dörfer bis nach Splügen. «Wir haben in vier Monaten so ziemlich alles auf den Kopf gestellt – und sind immer noch mitten drin. Ob das alles reichen wird, werden wir sehen. Ich gehe von einer ganz langsamen Genesung Splügens aus, es wird nicht alles mit einer Wintersaison anders, aber unsere Vision ist die richtige, davon bin ich überzeugt», sagt Fifi Frei.

(Bild: splügen.ch) 

 

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Rachel Van der Elst

Redaktionsleiterin/Region
Rachel Van der Elst mag Buchstaben: analog, virtuell oder überall, wo Menschen sind. In einem früheren Leben arbeitete sie unter anderm bei der AP, beim Blick, bei 20Minuten, beim Tages-Anzeiger und bei der Südostschweiz. In ihrer Handtasche immer dabei: Jasskarten.