Wäre Schlegel die Lösung für das HCD-Goalie-Problem gewesen?

Wäre Schlegel die Lösung für das HCD-Goalie-Problem gewesen?

Niklas Schlegel zum HCD? Das war das Gerücht in der letzten MySports Sendung. Mittlerweile hat sich das Gerücht bereits wieder in Luft aufgelöst: Niklas Schlegel hat bei den ZSC Lions einen Vertrag bis 2019 unterzeichnet.

 

Trotzdem bliebt die Frage, die unterschwellig gestellt wird: Hat der HCD ein Goalie-Problem? GRHeute berichtete bereits diese Woche über die eklatanten Schwächen in der eigenen Zone des HCD. Die ungenügende Defensive führt dazu, dass der HCD am drittmeisten Tore aller Teams kassiert. Bei numerischem Gleichstand ist Davos gar das schlechteste Defensiv-Team mit 98 erhaltenen Gegentreffern. Ein denkbar schlechtes Zeugnis und ein klarer Rückschritt gegenüber der letzten Jahre.

 

Woran liegts? Ein Blick auf die Goalie-Statistiken zeigt:

 

Goalie 2017/18 Sv% Rang Sv% GAA Rang GAA
NLA Schnitt 6. 91.5% 6. 2.59
van Pottelberghe 11. 90.5% 12. 3.01
Senn 13. 89.8% 13. 3.04
Schlegel 14. 89.4% 11. 2.86

 

 

Joren van Pottelberghe und Gilles Senn gehören beide zu den schwächeren Goalies der National League. Nach einem guten Start in die Saison sind die Statistiken der beiden HCD Torhüter wieder abgesackt. Mit Fangquoten von 89.4% bzw. 90.5% sind beide Goalies am Ende der National League, genauso wie beim Gegentore-pro-Spiel-Wert GAA: Senn ist mit 3.04 Gegentreffern pro Spiel 13., JvP mit 3.01 nur unwesentlich besser (12.).

 

Nach mittlerweile knapp zwei Saisons muss man als Davoser Fan befürchten, dass weder JvP noch Senn den Status von Berra/Genoni erreichen werden. Zum Vergleich: Genoni und Berra waren in ihrer zweiten Saison bereits gutes Mittelfeld im Schweizer Vergleich. Beide hatten den besseren Tor-pro-Spiel-Wert als der NLA-Durchschnitt, und bei beiden konnte man erkennen, dass das Potential noch nicht ausgereift war.

 

Apropos Potential: Senn und van Pottelberghe wurden beide gedraftet, dh. NHL Teams vertrauen auf das Potential der beiden jungen HCD Goalies. Aber ob die zwei dieses Potential wirklich ausschöpfen können, ist weiterhin zweifelhaft. Marcel Kull, der Goalie-Trainer des HCD, hat schon einige Wunder vollbracht. Aber ob es mit Senn und JvP auch klappt? Fakt ist: Wenn der HCD keinen überdurchschnittlichen Torhüter hat, wird der 32. Meistertitel in weiter Ferne bleiben.

 

Die Zahlen zeigen eine schlechte Entwicklung: Die Fangquote nimmt bei beiden Torhütern ab, die Anzahl Gegentreffer pro Spiel nimmt zu. Alleine der schwächeren Verteidigung kann man diese Werte ganz einfach nicht mehr zuschreiben.

Fangquote (SV%) 2016-2018

Anzahl Gegentreffer pro Spiel (2016-2018)

 

Und nun also das Gerücht um Niklas Schlegel. Der Ersatzmann der ZSC Lions galt als eines der grössten Schweizer Talente und zeigte seine Klasse schon mehrfach. Unter anderem letzte Saison an der WM, als er die Schweiz zum Sieg gegen Tschechien hexte. Letzte Saison zeigte der junge Hintermann sein Potential und gehörte zu den besten Goalies der Schweiz (92% Fangquote, 2.07 GAA). In den Advanced Stats GSAA (Goal Save above average – ein Wert, der anzeigt, wie stark ein Goalie über dem Schnitt der Liga ist) gehörte Schlegel letzte Saison zu den Top-6 der Liga. Das Zeug zum Star hat er also.

 

Aber ein Top-Goalie ist der 23-Jährige noch nicht. Beim ZSC ist der kleine, flinke Goalie (der mit seinem Stil an Genoni erinnert) diese Saison nur die klare Nummer zwei hinter Lukas Flüeler. Sein Tor-pro-Spiel-Wert (GAA 2.86) ist diese Saison nur minim besser als der von JvP und Senn, und seine Fangquote ist gar die schlechteste der Liga (89.4%, 14. Rang der National League).

 

Es scheint so, wie wenn Schlegel diese Saison nicht die Antwort auf das HCD-Goalie-Problem gewesen wäre. Womit man als Davoser Fan nur hoffen kann, dass die Kurve von Senn und van Pottelberghe bald wieder nach oben zeigt.

 

 

(Bild: GRHeute)

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Richi Brändli

Redaktor Eishockey
Ehemaliger Kolumnist bei GRHockey, Plausch-Spieler und Fan von regionalem bis internationalem Eishockey.