Collie Herb bringt den Sommer nach Graubünden

Collie Herb bringt den Sommer nach Graubünden

Collie Herb macht Reggae, Dancehall und Rap und spielt am 23.2 im Palazzo Chur, sowie einen Tag später im Sunnys 58 in Davos. Wir haben mit dem Künstler aus Olten über sein doppeltes Gastspiel in Graubünden und über Reggae in der Region gesprochen.

 

 

Gleich zwei Mal beehrst du Graubünden. Brauchen die Bündner in der kalten Jahreszeit mehr karibische Klänge als sonst?
Ich glaube, die Bündner haben schon alles was sie brauchen. Ich habe bisher ein, zwei Mal im Bünderland spielen dürfen; von Brigels nach Chur bis Pontresina. Ich habe das Publikum immer sehr offen und begeisterungsfähig für karibische Klänge angetroffen. Authentische Musik und allgemein eine gelebte Positivität tun immer gut.

Wie kam es zum Doppel-Gastspiel?
Mit meinen Freunden von Mo’Fyah Sound aus Chur habe ich bereits Shows in der ganzen Schweiz gespielt, Diego und Marco sind zudem seit Jahren für die besten Reggae- und Dancehall-Parties in Chur verantwortlich. Dass sie mich für die erste Ausgabe ihrer neuen Konzertreihe „Up like 7000“ angefragt haben, war mir eine Freude und Ehre. Da ich mich gerade vor kurzem von meiner Booking-Agentur getrennt hatte und in dieser Hinsicht etwas motiviert war, habe ich das Anschluss-Date in Davos gleich selber in die Hand genommen und freue mich nun, die Bündner Massive zu rocken.

Wie kam es zur Entscheidung Reggae auf Mundart zu produzieren?

Da ist eines zum Anderen gekommen und ganz natürlich gewachsen. In der Schulzeit hatte ich damals auf dem Pausenplatz mit Freestyle und Beatboxen angefangen, danach schnell mal meine Mundart-Texte gerappt, und nicht viel später bereits mit Melodien und verschiedenen Flows experimentiert. Ich würde meinen Sound eher als „Urbane Mundart Musik“ bezeichnen, wo sich Reggae, Dancehall und Rap gleichwertig drin vorfinden. Aber für die Masse ist „Reggae“ meist am einfachsten vermittelbar, und dann noch zusammen mit den Dreadlocks, das passt alles super. Ich akzeptiere das mittlerweile und mache einfach mein Ding, ohne mich um Genre-Grenzen zu kümmern.

Du bist ziemlich produktiv. Gibt es 2018 eventuell wieder neue Musik von dir zu hören?
Nach meinem letzten Album „Bambus“ habe ich mir ein Jahr lang Zeit gelassen, ehe ich einen neuen Song zusammen mit Cali P. veröffentlicht habe. Im Moment schlummern noch ein paar weitere Singles in der Pipeline, bis zum nächsten grösseren Projekt dauert es aber noch ein wenig, da auch meine Ansprüche an mich selbst ständig steigen.

 

Mit dem letzten Album bist du in die Top 30 der Schweizer Hitparade gechartet. Wie hat sich das angefühlt?
Das hat sich gut angefühlt. Heutzutage braucht man ja nicht mehr sooo viele Verkäufe dazu, und hätte ich es in einem „einfacheren“ Monat veröffentlicht, wäre das Album „Bambus“ vielleicht noch um einiges höher eingestiegen. Aber es freut mich auch so schon, dass viele Menschen meine Musik gehört und auch gekauft haben, denn das sehe ich nicht als selbstverständlich an.

Wie viel verbindest du mit Jamaika?
Naja, ich höre halt viel Musik von dort und verfolge, was in Kingston so abgeht. Selber war ich schon auf vielen Orten dieser Welt, jedoch noch nie in Jamaika. Das werde ich dann bestimmt mal tun, eigentlich möglichst bald, wenn ich gerade so daran denke.

Wie Reggae-affin sind die Bündner?
Das werden wir dann sehen. Ich kann das im Vorfeld ja auch nicht gross beeinflussen. Ich komme dann einfach in den Club, schaue mir das an, nehme das Mic, der DJ spielt den Riddim und dann versuche ich, die Leute zu packen. Mit dieser Einstellung habe ich bereits Konzerte in Spanien und Frankreich oder auch Hochzeiten und Firmenfeste gerockt, und natürlich Clubs und Festivals. Wenn die Leute spüren, dass Du dafür brennst und ihnen eine geile Show liefern willst, kommt auch etwas zurück. Und im besten Fall kommen sie das nächste Mal wieder und nehmen ihre Freunde mit. Und einer dieser Freunde organisiert dann ein grösseres Festival oder so. So war das bis jetzt immer.

In Graubünden ist Rap etwas populärer als Reggae. Wirst du bei deine Sets für die Bündner eventuell umstellen?
Hehe, das ist zum Glück gar kein Problem für Collie Herb. Ich freue mich sogar über die Herausforderungen, die sich auf der Bühne so stellen. Bei den Sets der Soundshow bleibe ich eh immer so spontan als möglich, da kann alles passieren. Mit meiner Band geht das natürlich nicht so gut, dort haben wir dafür wieder andere Vorteile. Ich freu mich schon jetzt.

 

Gibt es Bündner Künstler, die du gerne hörst?
Ich kenne leider zu wenig davon – ehrlich gesagt gar keinen bis auf Sektion Kuchichäschtli und Gimma. Vielleicht können wir das Ende Februar ändern.

Wie steht‘s um dein Verhältnis zur direkten Konkurrenz, Dodo und Phenomden?
Du, das ist ein herzliches. Ich freue mich für jeden von meinen Künstler-Freunden, der etwas von der hartumkämpften Aufmerksamkeit hier in der kleinen Schweiz bekommt; und mit „klein“ meine ich auch die Art, Schweizer Musik zu promoten oder schon nur darüber zu denken. Ich habe auf meinem ersten Album zum Beispiel Riddims von Dodo bekommen, und freue mich über jeden Erfolg der Jungs, der das „Genre“ oder die Urbane CH-Musik allgemein weiterbringt. Viel einfacher wird es nicht in den nächsten Jahren, deshalb sollten wir uns füreinander freuen und ansonsten soll in erster Linie jeder sein Ding machen, so gut es geht.

Was ist dein Geheimtipp für Jemanden, der nur Bob Marley aus diesem Genre kennt?
Wenn jemand Bob Marley kennt und mag, ist der einfachste Zugang momentan vermutlich über die umtriebigen Artists des „Reggae Revivals“ zu finden: Chronixx, Protoje, Kabaka Pyramid, Jah9 oder auch Koffee, Samory I und viele mehr. Und dann muss man noch wissen, dass sich Reggae seit dem guten alten Bob enorm weiterentwickelt hat, also unbedingt auch mal aktuellen Dancehall von Vybz Kartel, Popcaan und so weiter anhören – oder aus der Schweiz: Stereo Luchs.

 

author

Chris Bluemoon

Redaktor Kultur
Hauptberuflich Radio-Journalist mit viel Leidenschaft für die Musik, die Poesie und das ganz grosse Chaos.