Gopfertami. Eine verschissene Saison.

Gopfertami. Eine verschissene Saison.

Der HCD verliert das sechste Spiel gegen den EHC Biel und scheidet aus den NL Playoffs aus. Ein emotionaler Kommentar zum frühen Saisonende.

 

Was für eine verschissene Saison.

 

Dabei begann alles so gut. In der Offseason konnte der HCD zwei neue Ausländer verpflichten, die bei den Fans bereits Titelhoffnungen hervorriefen. Zu Recht. Magnus Nygren war (und ist) ein Top-Verteidiger, gemacht für das schnelle Davoser Eishockey. Und Broc Little war (und ist) der Sniper, den der HCD in den letzten Jahren so sehr vermisste.

 

Und praktisch alle anderen (wichtigen) Spieler waren zurück: Andres Ambühl, die Wieser Brüder, Nati Verteidiger Felicien Du Bois, Enzo Corvi, und wie sie alle heissen. Der HCD wirkte auf dem Papier stärker als im Vorjahr, die Hoffnungen waren gross für die Saison 2017/18.

 

Und wenn die Goalies Senn bzw. Van Pottelberghe den berühmten Schritt nach vorne machen würden, dann würde Davos das Team-to-beat sein. Der härteste Konkurrent für die Favoriten ZSC Lions und SC Bern.

 

Und dann kam alles anders.

 

Am 3. September 2017 verliert der HCD gegen den englischen Aussenseiter Cardiff 3:4 nach Verlängerung und scheidet aus der Champions Hockey League aus.

 

Am 16. November 2017 gibt der HCD bekannt, dass Samuel Walser den HCD Ende Saison verlassen wird.

 

Am 25. November 2017 gibt der HCD bekannt, dass Noah Schneeberger den HCD Ende Saison verlassen wird.

 

Am 27. November 2017 gibt der HCD bekannt, dass Gregory Sciaroni den HCD Ende Saison verlassen wird.

 

Am 19. Dezember 2017 schiesst Dino Wieser schiesst sein erstes Saisontor. Es wird sein einziges bleiben. (Und das soll man nicht falsch verstehen: Dino Wieser hatte einfach eine extrem unglückliche Saison, und überzeugte dafür wie schon so oft in den Playoffs. Seine Tor-Bilanz ist hier als Synonym für die verkorkste Saison, und nicht als Kritik an seiner Leistung aufgeführt.)

 

Am 30. Dezember 2017 kassiert der HCD gegen die Schweizer Nati im Spengler Cup Halbfinal eine 3:8 Kanter-Niederlage und scheidet aus.

 

Vom 6. Januar bis zum 3. März 2018 gewinnt der HCD von 14 Partien deren 3. Elfmal resultiert eine Niederlage.

 

Am 3. Februar 2018 verliert der HCD mit 2:7 gegen das unterklassige Rapperswil-Jona Lakers im SIHF Cup Final und erntet einen offenen Brief seiner Fans, die die Leistung so nicht mehr goutieren.

 

Holy Guacamole.

 

Die Saison stand unter derart guten Vorzeichen. Als HCD Fan durfte man sich Hoffnungen auf einen, vielleicht zwei, eventuell sogar drei Titel machen.

 

Und dann das. Ein Abschiffer nach dem anderen.

 

Gopfertami. Woran lag’s? Zeit zu kritisieren:

 

Kritik muss Gilles Senn einstecken. Der junge Goalie liess auch in der sechsten Partie zwei haltbare Treffer zu. Bei den Toren zum 1:3 und 1:4 liess er zwei Schüsse parieren, bei denen er freie Sicht hatte. Schüsse, die aus relativ weiter Distanz ohne Ablenker, ohne Verkehr vor dem Tor, kamen. Er beendet die Playoffs mit der zweitschlechtesten Fangquote.

 

Kritik muss auch Broc Little einstecken. Der prädestinierte Star startete fulminant und traft in den ersten 30 Spielen 19 mal. Little war zweitweise der beste Toschütze der NL. Seit der Jahreswende aber fiel der amerikanische Stürmer in ein Loch. Nur zwei Treffer konnte Little 2018 in der Regular Season noch erzielen. In der letzten Partie der Playoffs war Little überzählig.

 

Kritik muss auch Felicien Du Bois einstecken. Der Nati-Verteidiger galt nach dem Abgang von Beat Forster als neuer Abwehrchef und man durfte zu Recht erwarten, dass der Veteran die junge Verteidigung des HCD anführen kann. Das geschah nicht. Im Gegenteil. Je länger die Saison dauerte, desto mehr verschwand Du Bois von der Bildfläche.

 

Kritik muss sich auch die junge Garde anhören. Simon Kindschi, Sven Jung, Fabian Heldner und Claude-Curdin Paschoud konnten keinen Schritt nach vorne machen. Die Verteidigung des HCD wuchs nicht mit der Aufgabe, sondern wurde zu einer Schwäche. Und wenn man wirklich kritisch sein will, kann man auch die jungen Stürmer kritisieren: Chris Egli, Nando Eggenberger, Tino Kessler und Marc Aeschlimann wurden ihren Lorbeeren nicht immer gerecht.

 

Und für einmal muss auch Arno Del Curto Kritik einstecken. Das Spiel in den Playoffs war (abgesehen von der ersten Partie) zu durchsichtig. Del Curto wurde zum ersten Mal outcoached. Die langen Pässe funktionierten selten, und im Angriffsdrittel wurde der HCD permanent aus dem Slot herausgedrängt. Anpassungen im Spiel konnte man über die ganze Serie nie sehen – das wäre die Aufgabe der Coaching Staff gewesen. Einsehen, dass Biel das Spiel des HCD durchschaut hat, und ein Gegenmittel zum Seeländer Bollwerk finden.

 

Kritik muss sich auch das Management gefallen lassen. Die Abgänge in der Verteidigung (Daniel Rahimi und Beat Forster) führten dazu, dass der HCD zum ersten Mal in diesem Jahrtausend eine negative Torbilanz aufwies und am meisten Gegentore seit der Saison 1999/00 zuliess. Vor allem Beat Forsters Abgang hinterliess eine klaffende Lücke: Der Herisauer ist einer der treibenden Kräfte beim EHC Biel und wurde beim HCD offensichtlich vermisst.

 

Die Saison stand unter derart guten Vorzeichen.

 

Und nun endete sie derart verkorkst. Gopfertami.

 

Nun können die HCD-Spieler und -Fans ihre Golf-Schläger aus dem Kasten holen. Denn jetzt beginnen die Ferien.

 

(So, genug emotional herausgebrüllt. Am Montag folgt eine nüchterne Analyse)

(Bild: @HCDavos_off Twitter)

author

Richi Brändli

Redaktor Eishockey
Ehemaliger Kolumnist bei GRHockey, Plausch-Spieler und Fan von regionalem bis internationalem Eishockey.