Plattenkritik «The Three Sum»

Plattenkritik «The Three Sum»

Gestern Abend wars so richtig angenehm, die Post zu durchwühlen. Denn zur Abwechslung lag für einmal keine Rechnung, sondern ein Gratisexemplar der neuen CD «With you» der von uns porträtierten Band The Three Sum in meiner Post.

Wie es der Zufall wollte, verschlief ich heute und musste es in einem sehr kurzem Zeitfenster nach St. Gallen schaffen. Also griff ich mir die CD und fuhr, sagen wir es mal so, sportlich los.

Ich bin ein sehr heikler Hörer, wenn es um Punkrock geht, denn bei viel zu vielen Bands tönt Punk nur nach kalkuliertem Kommerz mit drei Akkorden oder nach leihenhaftem Lärm. The Three Sum hingegen erscheinen mir als anderes Format: Toll produziert ohne überproduziert zu wirken. Laut, ohne lärmig zu tönen. Musikalisch, ohne zu verkopft zu klingen.

Das Quartett harmoniert und die Stimme vom Sänger Flavio Lamberti klingt stark international. Gewisse Songs könnten meiner Meinung nach ohne Probleme auch auf einem «American-Pie»- Soundtrack einen Platz finden. Hier herrscht Highschoolfeeling oder eben in meinem Fall ein «Roadtrip»- Gefühl.

Eine der grössten Stärken der Band, ihr Sänger, ist zugleich auch eine ihrer grössten Schwächen. Denn lyrisch kommen The Three Sum auf ihrem Debüt teils recht plump daher. Ich bin nicht prüde, aber für mich drehten sich gefühlte 80% der Songs um Austausch von Körperflüssigkeiten. Mag vielleicht sein, dass Flavio ein Typ ist, der mehr Chicks als die Vogelgrippe vertilgt, aber muss es denn gleich so plump sein?

Ein kleines politisches Statement anstatt drei Songs über Frauen mit Namennennung (Sandy/Virginia/Jolene) hätte dem Longplayer meiner Meinung nach gleich noch mehr Pfiff gegeben.

Der Bündner Harry Müller macht einen ausgezeichneten Job an der Schiessbude und schiebt die Band exakt wie ein Uhrwerk mit Vollgas voran.

Die Band The Three Sum harmoniert im Zusammenspiel, schreibt schmissige Mitsingohrwürmer und liefert ein solides Debütalbum ab, welches zum Mitsingen animiert. Lyrisch noch ein wenig pubertär, musikalisch schon recht weit entwickelt, ist die Band ein Name, den man sich merken muss. Denn mit dem Potential und der grossen Spielfreude mit der die Jungs an die Sache rangehen, könnten The Three Sum in wenigen Jahren locker in der Liga von grossen Namen wie beispielsweise Snitch mitspielen.

Mehr Infos unter www.thethreesum.com

 

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Chris Bluemoon

Redaktor Kultur
Hauptberuflich Radio-Journalist mit viel Leidenschaft für die Musik, die Poesie und das ganz grosse Chaos.