Was für und was gegen die Schweiz spricht

Was für und was gegen die Schweiz spricht

Heute um 11 Uhr (live auf SRF) trifft die Schweiz an der WM im entscheidenden Spiel auf Tschechien. Die Ausgangslage ist einfach: Ein Sieg nach 60 Minuten bedeutet die Viertelfinal-Qualifikation, alles andere bedeutet das Turnier-Ende für die Schweiz.

Die Schützenhilfe von Kasachstan blieb wie erwartet aus, nun muss ein Sieg gegen die Tschechen in regulärer Spielzeit her, sonst ist das Schicksal der Schweizer besiegelt. Die Schweiz steht mit dem Rücken zur Wand und muss heute aufs Ganze setzen, falls sie an dieser WM noch am Leben bleiben will. Dabei stehen die Chancen nicht schlecht:

Was für die Schweiz spricht

Von den Big-6 Teams ist Tschechien der mit Abstand «Schweiz-freundlichste» Gegner. Die Resultate gegen Kanada, Russland oder Schweden sind meist einseitig, gegen die Tschechen hingegen ist die Schweiz seit längerem relativ erfolgreich. Das Spiel der Osteuropäer scheint den Schweizern zu liegen. Von den sechs grossen Nationen ist Tschechien am wenigsten fähig, die Schweiz im Schussverhältnis zu dominieren. Meist enden die Partien bei einem ausgeglichenen Chancenverhältnis, und das widerspiegelt sich auch in den Resultaten.

In den letzten 10 Jahren kam es an Ernstkämpfen (Weltmeisterschaft und olympische Spiele) insgesamt zu 7 Aufeinandertreffen zwischen der Schweiz und den Tschechen. Und, man höre und staune, die Eidgenossen haben 5 der 7 Spiele gewinnen können. Letztes Jahr gewann Tschechien 1:2, zuvor verloren die Schweizer keinen Ernstkampf gegen die Osteuropäer seit 2008.

2015 L 1-2
2014 W 1-0 Sotschi
2013 W 5-2
2013 W 2-1
2010 W 3-2
2008 L 0-5
2006 W 3-2 Turin

Es gibt noch weitere Faktoren, die für die Schweiz sprechen: Mit dem Rücken zur Wand lässt es sich eventuell befreiter aufspielen, und mit dem Messer am Hals gehen die Spieler vielleicht über ihr Limit heraus. Gut möglich, dass die Schweiz früh Feuer fängt und das Spiel kontrollieren kann. Und das tschechische Team ist auf dem Papier nicht so stark einzustufen, denn die grossen Namen (nebst Thomas Plekanec) fehlen. Und dann ist da noch das Argument, dass die Schweiz eine eingeschworene Truppe ist. Eine Kämpfer-Nati. Unser Nati-Stolz könnte nochmals so richtig überschwelgen, und mit einer euphorischen Teamleistung liegt das Viertelfinal absolut drin.

So viele kleine gute Gründe. Und dann gibt es noch das Glück, das wir brauchen: Zu Beginn der WM war die Schweizer Nationalmannschaft vom Pech verfolgt, es wäre nur gerecht, wenn heute der Puck (und die Schiedsrichterentscheidungen…) zu Gunsten der Eidgenossen fallen. Schlussendlich ist die Schweiz immer noch das erfolgreichste «kleine» Hockeyland. Ein kurzer Überblick der Viertelfinal-Qualifikationen aller Nationen seit 2006:

 


Was gegen die Schweiz spricht

Eine Niederlage könnte die Tschechen schwer zu stehen kommen: Tschechien kann unter Umständen noch auf den dritten Platz zurückfallen, was bedeuten würde, dass eines der Powerhouses Kanada oder Finnland im Viertelfinal warten würde. Die Schweizer Fans können sich sicher sein, dass die Tschechen alles daran setzen werden, im Viertelfinal auf einen einfacheren Gegner zu treffen. Wenn die Schweiz das Argument bringt, dass die Partie eine extrem wichtige Angelegenheit ist, so kann dies Tschechien auch.

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Auch wenn die Schweiz in den letzten Jahre Erfolge gegen tschechische Nationalmannschaften feiern durfte, diese Edition der Osteuropäer ist anders: Das tschechische Team ist an diesem Turnier einer der Geheimfavoriten, und zeigte die Form gleich zu Beginn: Im Eröffnungsspiel wurde der Gastgeber Russland 0:3 ausgeshuttet, und auch die Schweden bissen sich an den Tschechen die Zähne aus. Das Team ist auf jeden Fall heiss, und läuft, abgesehen vom Ausrutscher gegen Dänemark, auf vollen Turbinen. A propos: Diese einzige Niederlage am bisherigen Turnier könnte zusätzlicher Triebstoff für die Tschechen sein, sich im nächsten Spiel zu rehabilitieren.

Die Tschechen sind treffsicherer als die Schweiz (10.5% gegenüber 7.1%), haben das bessere Penalty Killing (84.21% gegenüber unseren 66.67%), sie sammeln weniger Strafen (11.4 statt 13.4 Minuten pro Spiel) und haben den besseren Torhüter (94.48% gegenüber 87.79%, oder 1.3 Gegentore gegenüber 3.35 Gegentore).

 

Das wird nicht einfach. Jetzt geht es um die Wurst. Daumen drücken, Hopp Schwiiz!

 

(Bild: Robert Hradil/EQ Images, Quelle: IIHF)

author

Richi Brändli

Redaktor Eishockey
Ehemaliger Kolumnist bei GRHockey, Plausch-Spieler und Fan von regionalem bis internationalem Eishockey.

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