Coach Haas: «Das ergibt alles überhaupt keinen Sinn»

Coach Haas: «Das ergibt alles überhaupt keinen Sinn»

Robin Haas
10.06.2016

Der Kommentar von GRHeute-Football-Experte Robin Haas.

 

Da die Regular Season fast vorbei ist, gibt es einiges, worauf wir uns in den kommenden Wochen freuen dürfen. Wie so üblich im schweizerischen Football gabs auch in den letzten Wochen wieder einige komische Entscheide, aber auch sehr guten Football zu sehen.

Die Broncos aus Chur sind immer noch ungeschlagener Tabellenführer, in Lausanne kassierten die Bündner allerdings 49 Punkte! Eine Woche später gegen denselben Gegner immer noch 27. Die Broncos haben noch drei Spiele vor den Playoffs, in Basel, zuhause gegen Winterthur und zuletzt noch in Bern. Wegen der Offense braucht man sich keine Sorgen zu machen, Runningback Tino Muggwyler und Receiver Adrian Sünderhauf sind zurück. Obwohl Bern auch einen sehr guten Angriff hat, kann man getrost sagen, dass die Broncos Offense bei weitem die beste und konstanteste der Liga ist. Bei der Defense sieht das ein wenig anders aus: Man darf nicht vergessen, dass die Churer zwei Spiele mehr auf dem Buckel haben, mit dem Spiel in Polen und gegen das GFL-Team Kempten. Es fehlen einige Leistungsträger in der Verteidigung. Mauro Bühler und Thomas Tribolet und zuletzt Jamal Clay können nicht 1-1 ersetzt werden. Mit Winterthur und Basel, die beide um Playoff-Plätze kämpfen und zum Siegen verdammt sind, wird die Defense nochmals einiges zu tun bekommen. Das Spiel in Bern ist mehr oder weniger ein Testspiel, da beide Teams den ersten respektive den zweiten Platz auf sicher haben.

Bern hat vor einigen Wochen Headcoach Malik gefeuert, und der Quarterback ist nun für die Offense verantwortlich. Seither ist die Berner Offense kaum zu stoppen. Ein perfekter Mix zwischen Lauf und Pass und dem – meiner Meinung nach -Regular-Season-MVP auf der Quarterback-Position, sind die Grizzlies momentan auf einem Niveau, um möglicherweise Schweizer Meister zu werden. Berns Defense lebt von der Erfahrung mit sehr vielen Spielern, die schon jahrelang dabei sind.

Bleiben noch die drei anderen Contenders: Winterthur strebt den dritten Rang an, kann jedoch auch auf dem vierten Platz landen oder im schlimmsten Fall gar noch die Playoffs verpassen, je nachdem was die Konkurrenz macht.

Lausanne muss alle Spiele gewinnen und ist auf fremde Hilfe angewiesen, wollen die Owls den vierten und letzten Playoff-Platz doch noch erreichen.

Kommen wir zu Basel: Eigentlich stehen noch die Broncos zuhause und Bern auswärts auf dem Restprogramm. Hier beginnt es, kurios zu werden: Das Spiel in Zürich und einer 7:0-Führung wurde nach 10 Minuten wegen Gewitter unterbrochen, so sieht es die Regel vor. Als die Gewitterfront vorbeigezogen war und die Teams zurück auf dem Feld standen, kam der Anruf des Abwarts, das Spiel dürfe nicht weitergespielt werden!

Ein Abwart, der selbst nicht vor Ort war, entscheidet also, dass ein Feld unbespielbar ist. Basel akzeptierte das natürlich nicht, und es wurde heftigst diskutiert. Vorschläge wie «Durchzuspielen mit laufender Uhr» wurde von den Renegades abgelehnt. So ging es hin und her bis der Entscheid fest stand: Spielabbruch nach 10 gespielten Minuten, beim Stand von 7:0 für die Gladiators. Nun das Kuriose und was mich besonders verwundert: Ich gehe davon aus, dass Basel dieses Spiel Forfait gewinnt. Die Gladiators waren da, haben gespielt und Zürich als Veranstalter hat das Spiel abgebrochen. Nun habe ich erfahren, dass dieses Spiel wiederholt werden muss. Also müssen die Basler noch mal einen Bus mieten und nochmals nach Zürich fahren. Das alles ergibt überhaupt keinen Sinn. Wenn das Spiel am morgen abgesagt wird, ist es was anderes, aber nicht, wenn schon 10 Minuten gespielt sind. Was ist, wenn es wieder regnet? Jeder Verein ist für seinen Heimplatz verantwortlich und in Zürich gibt es seit Jahren Probleme damit. Vor einigen Wochen geschah den Berner Junioren genau dasselbe. Die waren da, und als sie sich bereit machten zum Kickoff, wurde das Spiel abgesagt! Bern durfte wieder nach Hause und musste am Pfingstmontag nochmals nach Zürich das Spiel nachzuholen. An der nächsten SAFV-Delegiertenversammlung muss da eine klare Regel geschaffen werden. So kann man keine Meisterschaft durchführen.

Den Baslern wird somit ihr spielfreies Bye-Weekend genommen, falls sie die Playoffs erreichen.

Meine Prognose: Die Broncos werden Erste und treten zuhause gegen den Viertplatzierten an, der Basel sein wird. Bern trifft auf Winterthur.

In den Playoffs ist alles möglich, und es kann gut sein, dass zwei Teams im Swissbowl stehen werden, die niemand erwartet. Als neutraler Analyst muss man aber Calanda und Bern favorisieren. Somit hätten wir den selben Swissbowl wie letztes Jahr. Da Bern nicht gerade viel Zuschauer mitbringt, wäre es für die Veranstalter des Swissbowl die schlechteste Variante. Bei Winterthur und den Broncos weiss man, dass sie Fans mitbringen, Basel als Austragungsort sowieso.

Bei den Junioren, die dieses Jahr das Vorspiel bestreiten, tippe ich auf Gladiators – Bern Grizzlies. Mein Team, die Gladiators, sind sehr motiviert und unsere Senior Class, die dreimal nacheinander im Halbfinal aussgeschieden ist, wird alles daran setzen, dass dies nicht mehr geschieht. Im 2014 und 2013 war Zürich jeweils Endstation, letztes Jahr war Calanda zu gut für uns. Nach einer bisher ziemlich guten Regular Season ist unser Ziel, weiterhin auf demselben Level zu spielen und endlich Meister zu werden. Unsere Senior-Spieler im Team hätten es mehr als verdient.

Bern hat ein gutes Team und ich rechne, dass sie auf dem zweiten Platz ihre Saison beenden. Wir treffen in den Playoffs auf Winterthur, Bern auf Zürich. Ich glaube, daran wird sich nichts in den letzten Spielen nichts mehr ändern.

 

(Bild: GRHeute)

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Robin Haas

Kolumnist American Football
Langjähriger Spieler und Coach auf der nationalen und internationalen Football-Bühne und profunder Kenner der Szene.