Chur 97 setzt sich in extremis durch

Chur 97 setzt sich in extremis durch

Juerg Kurath
13.11.2016

Chur 97 hat am späten Samstagnachmittag im Schweizer Cup vor 150 Zuschauern auf dem Sportplatz Ringstrasse gegen den Ligakonkurrenten FC Freienbach nach einem verrückten Spiel und einem 0:2-Rückstand nach 45 Minuten dank einer klaren Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit doch noch absolut verdient mit 3:2-Toren gewonnen. Dank dem Erfolg über den Tabellenführer der 2. Liga interregional haben sich die dezimierten Churer für die 2. Hauptrunde qualifiziert, die Mitte März 2017 zur Durchführung gelangt.

Beide Teams mussten aus verschiedenen Gründen auf mehrere Spieler verzichten. So fehlten bei den Einheimischen Nicolò Pola, Matej Schwendt, Dukagjin Kameri, Enes Salihagic, Rafael Gomes, Roman Demarmels und Michael Caluori, während bei den Höfnern mit Philipp Ernst wohl einer der wichtigsten Akteure nicht dabei war und Raffaele Perna nur auf der Bank sass.

Eine erste Halbzeit zum Vergessen

Die erste gefährliche Aktion spielte sich in der 4. Minute vor dem Gehäuse der Platzherren ab, weil Torhüter Giacomo Savioni den Ball erst im Nachfassen festhalten konnte. In der 10. Minute wurde der gefoulte Nsingui Lebien vom alles andere als souverän pfeifenden und nicht über jeden Zweifel erhabenen Schiedsrichter Ivo Ravlija wegen Reklamierens verwarnt. Es war die erste von einigen gelben Karten in dieser Partie.

Die Anfangsphase verlief insgesamt ohne grössere Vorteile für eine der beiden Mannschaften, bis Sascha Meier in der 19. Minute den Ball als hinterster Mann leichtfertig vertändelte und ihn verlor, sodass Klurdian Museshabanaj fast aus dem Nichts heraus den 1:0-Führungstreffer für die Gäste erzielen konnte. Nur gerade sieben Minuten später holte Aljaz Kavcic im Strafraum stürmisch und übermotiviert einen gegnerischen Stürmer von den Beinen. Ivan Palumbo verwertete den fälligen Elfmeter problemlos zum 2:0 für den FC Freienbach.

Ungefähr im gleichen Stil ging es dann weiter. In der 31. Minute wurde Cyril Joos wegen Foulspiels verwarnt und in der 33. Minute vergab Alessio Stumpo nach einem vom indisponierten Aljaz Kavcic im Mittelfeld verursachten Fehlpass das sicher scheinende 3:0 für den Gastclub. In der 42. Minute provozierte Obren Dragic mit einem leichtsinnigen Ballverlust nahe der Mittellinie nochmals einen gefährlichen Konter der Freienbacher, bevor kurz vor Ablauf der ersten Halbzeit auch noch Sandro Carava wegen Foulspiels die gelbe Karte sah.

fussball-chur

Nach dieser desolaten Leistung hätte wohl kaum mehr einer der frierenden Zuschauer auch nur einen Rappen auf die bis zu diesem Zeitpunkt in jeder Hinsicht enttäuschenden Churer gewettet. Es konnte wirklich nur noch besser werden!

Chur 97 nicht mehr wiederzuerkennen

Ein völlig verändertes Bild sah man dann aber in der zweiten Halbzeit. Bei Chur 97 ersetzte Chef Eric Tia den weitgehend wirkungslosen Luca Tino, während Stefan Elmer die Position von Valerio Plozza einnahm. Die Einheimischen schienen sich einiges vorgenommen zu haben und starteten schwungvoll in die zweiten 45 Minuten, während die Höfner den Betrieb anscheinend eingestellt hatten und sich aufs Simulieren und Reklamieren konzentrierten.

In der 49. Minute kassierte Nicola Bucher Gelb wegen Reklamierens, vier Minuten später ebenfalls Palmiro Di Dio wegen des gleichen Vergehens. In der 56. Minute wurde der auf der Bank sitzende Raffaele Perna vom tobenden Schiedsrichter auf die Tribüne geschickt. Eigentlich hätte er wegen Reklamierens die rote Karte sehen müssen!

Fussball gespielt wurde auch noch, zumindest von den Platzherren. In der 60. Minute fasste sich Nsingui Lebien ein Herz und sorgte mit einem Knaller aus rund 30 Metern für den Anschlusstreffer des Stadtclubs, der nun kaum mehr zu bremsen war. In der 64. Minute sah Alessio Stumpo wegen Reklamierens die gelbe Karte und zwei Minuten später hatte der Schiedsrichter die Nase endgültig voll. Wegen wiederholten Reklamierens schickte er Palmiro Di Dio vorzeitig unter die Dusche.

In der 71. Minute erzielte Stefan Elmer nach einer schönen Kombination den Ausgleichstreffer für die Churer, die nun Lunte gerochen hatten und den Sieg vehement anstrebten. Nachdem Nsingui Lebien in der 76. Minute nach einem Konter den Führungstreffer verpasst hatte, wurden Klurdian Museshabanaj in der 79. Minute wegen Ballwegschlagens und Ivan Palumbo zwei Minuten später wegen Foulspiels verwarnt. Die Gäste waren jetzt völlig entnervt und brachten kaum mehr ein Bein vor das andere. In der 83. Minute rettete Freienbachs Torhüter Miroslav Dabic mit einer gekonnten

Fussabwehr gegen Chef Eric Tia. In der 88. Minute kassierte dann auch noch Aljaz Kavcic wegen Ballwegschlagens die gelbe Karte.

Siegestreffer in der Nachspielzeit

In der Nachspielzeit vergaben nach einem Gewühle im Strafraum des Stadtclubs zuerst die Höfner den 3:2-Siegestreffer, für den wenig später der aufgerückte Sascha Meier nach genialem Pass von Carlo Bearth zugunsten von Chur 97 sorgte.

Der Erfolg der Churer geht trotz der miserablen ersten Halbzeit sicher in Ordnung, denn was der FC Freienbach nach der Pause gezeigt hatte, war indiskutabel. Und nach dem Spiel verloren die aufgebrachten Gäste auch noch den letzten Rest des Anstandes, indem sie das Schiedsrichtertrio, das sicher nicht seinen besten Tag eingezogen hat, bedrängten und beschimpften, was wohl noch ein Nachspiel haben dürfte. Für die Einheimischen war es dagegen ein perfekter Abschluss einer unerwartet positiv verlaufenen Vorrunde, die Lust auf mehr macht.

 

(Bilder: GRHeute)

 

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Juerg Kurath

Redaktor Sport
Langjähriger Berichterstatter des Bündner Sports, der BZ und der SO. Aktiver, Trainer und Funktionär in Leichtathletik, Triathlon, Biken, Volleyball, Fussball, Korbball, Handball, Casting und Bob.