Hockey Pauer Ranking: Davos rockt, Olympia-News und blutige Fights

Hockey Pauer Ranking: Davos rockt, Olympia-News und blutige Fights

Das Hockey Pauer Ranking ist eine wöchentliche Hockey Kolumne mit den zehn interessantesten Meldungen, besten Spielern und lustigsten Aktionen der Woche. Ein Ranking, das man nicht immer all zu ernst nehmen sollte.

 

10. Spiel der Woche

In Norwegen kam’s zum längsten Spiel aller Zeiten. Eine richtig geile Geschichte. Die Zahlen zum Weltrekord lesen sich extrem spannend:

Das Spiel dauert 8.5 Stunden oder 217 Minuten und 14 Sekunden. Es begann um 18.00 Uhr und endet um 02.34 Uhr. Zu Beginn waren noch 5’200 Zuschauer im Stadion, am Ende immerhin noch rund 1’200 Zuschauer. Der Zamboni war insgesamt über drei Stunden am Putzen (!). Die lokale Polizei hat mehrere Vermisst-Meldungen erhalten von besorgten Frauen, die ihre Männer suchten. Das Heimteam musste mehrmals Pizza und Pasta bestellen, während das Auswärts-Team sämtliche Fressalien im Stadion an den Ständen aufkaufte. Um 01:00 gingen im Stadion die Getränke aus. Das Schussverhältnis am Ende lautete 95:94 Schüsse. Sparat, der Gast, spielte die gesamte Partie mit nur drei Sturmlinien (!). Der 10. Stürmer, der 17-jährige Sander Thoresen, kam erst ab der 147. Minute zum Einsatz, nachdem ein Mitspieler verletzt ausfiel. Thoresen spielte am selben Tag noch ein U20-Spiel und es war eigentlich nicht gedacht, dass es überhaupt spielen sollte. Nach 194 erhielt Storhamar einen Penalty, verschoss aber. Den entscheidenden Treffer erzielte Joakim Jensen in der 218. Minute. Wahnsinn.

Der SIHF hat die Zeichen erkannt und die Stimmen nach Jahren endlich erhört: Schafft das Penalty-Schiessen ab. Wer sieht, wie die Spieler sich beim entscheidenden Tor freuen, als hätten sie gerade die Olympiade gewonnen, weiss, dass ein Eishockey-Sieg nur bei 5-gegen-5 richtig zählt. Und je länger es dauert, desto grandioser wird der Sieg und die Freude.

Am Wochenende war am Stammtisch eine Diskussion im Gange über die Verlängerung, das Penaltyschiessen und die 3-gegen-3 Regel. Das richtige Fazit: Die 3-gegen-3-Overtime ist eine amüsante und korrekte Spielerei, um ein Regular Season Spiel kurz und schmerzlos zu halten. Und zudem viel Unterhaltung bringt. Ein richtiges, wichtiges Playoff-Spiel soll aber bei 5-gegen-5 entschieden werden, und nicht bei Gimmicks. Und schon gar nicht im Penalty-Schiessen. Gratulation in jedem Fall an Norwegen für den neuen Weltrekord, der seit 1936 Bestand hielt. Wir freuen uns schon auf die Playoff-Schlachten im nächsten Jahr.

 

9. Foul der Woche

Es ist nun eine Woche her, seit Daniel Vukovic den Zweihänder zweimal auspackte. Das Verdikt: Ein Spiel Sperre. Wahnsinn. Dass der 31-jährige Verteidiger sich reuevoll zeigt, ändert absolut nichts an der Tatsache, dass das Urteil viel zu milde war. Vukovic überzeugt im Interview mit dem Blick mit Einsicht und Eigenlob: „Ich bin klug genug, um zu realisieren, dass dieses Foul ein Nachspiel haben könnte.“ Oje. Es ist nicht clever, von der eigenen Klugheit zu sprechen, wenn man eine derart grobe Dummheit begangen hat, die nur noch von der Idiotie der Einzelrichter übertroffen wurde.

Der EV Zug legte zurecht Rekurs ein, und die Richter Auger, Krüger und Stancescu wurden öffentlich bloss gestellt. Völlig richtig. Ein solches Urteil ist absolut lächerlich und unglaubwürdig – unter medialem Druck haben die drei „Henker“ nun klein beigegeben und die Sperre auf drei Spiele erhöht. Diese Willkür ist derart unprofessionell, dass man sich fragen muss, wie das genaue Vorgehen der Einzelrichter aussieht. Auf jeden Fall muss man befürchten, dass es nun noch weitere Fälle geben wird – seien es Spieler, die austicken, oder Teams, die das schwank hafte und manipulierbare Verhalten der Einzelrichter ausnutzen. Lächerlich und unprofessionell.

 

via GIPHY

 

8. Fight der Woche

Zwei Spieler, eine Minute Schlägerei, dann Abklopfen und Blut abwischen. Autsch. Die beiden Youngsters Sam Bennett von den Calgary Flames und Jacob Trouba von den Winnipeg Jets lassen es so richtig krachen.

 

 

 

7. Wechsel der Woche

Alexander Ovechkin von den Washington Capitals ist einfach eine lustige Nummer. Der russische Superstar hat offen kommuniziert, dass er seinen Vertrag kündigen wird, wenn die NHL nicht an den olympischen Spielen teilnehmen wird. Ovechkins Stimme zählt einiges, und wahrscheinlich nicht wenige Stars werden ihm folgen. Politisch macht Ovechkin keine Spässchen, und auf dem Eis ist er ebenfalls ernst zu nehmen. Neben dem Eis ist der Russe aber ein Komiker sondergleichen, der im Wochentakt für Lacher sorgt. Wie zum Beispiel am Wochenende mit seinem Wechsel.

 

 

 

6. Schock der Woche

Krank. Die Ridley High School lag im Halbfinale der regionalen Hockey-Liga in Pennsylvania in den USA im letzten Drittel mit 1:7 zurück, als sich die Spieler entschieden, den Frust rauszulassen. Zwei Central Bucks High School Spieler verletzten sich, einer landete im Spital. Und auch bei den Fans kam es zu Ausschreitungen, nachdem das Spiel lange entschieden war. Schlechte Verlierer, die es nun mit dem Gesetz zu tun bekommen werden. Die lokale Polizei untersucht den Vorfall und sucht nach Zeugen.

 

 

 

5. Sieger der Woche

Yes! Das einzig verbliebene Amateur-Team im Kanton hat im Halbfinale gegen den Angstgegner einen 2:0 Vorsprung herausgeholt und kann heute Abend gegen Dürnten den Sack zumachen. Zum ersten Mal in den letzten drei Jahren haben es die Nordbündner geschafft, den Vikings Paroli zu bieten und haben nun drei Match-Pucks, um ins Finale vorzustossen. Das erfolgreichste Team (nebst dem HCD) hätte es verdient, nach zwei Final-Niederlagen gegen Dürnten, die Revanche zu feiern.

 

4. Lacher der Woche

Leider (oder für Forster zum Glück) gibt es keinen Videobeweis. Aber wer es gesehen hat, musste bestimmt schmunzeln. Man kann Beat Forster keinen Vorwurf machen, er gebe nicht alles. Der Verteidiger-Turm ist eine Wucht und kämpft stets um jede Scheibe. Als er am Samstag aber den Stock verlor, und dann versuchte, einen Schlittschuh-Pass zu spielen, mussten wohl einige Zuschauer lachen. Forster kämpfte sich an der Bande im eigenen Drittel zur Scheibe, spielte den Pass mit dem Schlittschuh und legte sich dabei flach aufs Füdli. Sehr amüsant. (Der Pass kam übrigens an.)

 

3. Olympia Update der Woche

Letzte Woche trat der Chef der NHL, Gary Bettman, vor die Medien und gab bekannt, dass die NHL momentan ohne einen Olympia-Unterbruch für die nächste Saison plant. Die Spielpläne 2017/18 wurden schon mal provisorisch erstellt – ohne Pause für die olympischen Spiele. Ist das nur ein Bluff von Bettman oder ein weiteres Indiz, dass die beste Liga der Welt nicht in Pyöngchang teilnehmen wird? Als Olympia-Fan muss man hoffen, dass sich das Blatt wendet, und René Fasel vom IIHF weiterhin Recht hat, wenn er von einer 50%-Chance spricht.

Die Befürchtungen, dass die olympischen Spiele in Bezug auf Hockey an Interesse und Spektakel verlieren, wächst aber weiter. Gut möglich, dass die NHL ein taktisches Spielchen spielt – je länger sie den Entscheid hinauszögert, desto weniger Zeit bleibt der Gewerkschaft, der NHLPA, und den Spielern, ihr Veto gegen einen potentiell negativen Entscheid einzulegen. Commisioner Bill Daly zeigt sich kühl:“Nichts hat sich seit unserem letzten Meeting Anfang Februar geändert. Und wenn sich nichts ändert, gehen wir nicht. Wir sagen das nun schon seit drei Monaten, und dabei bleibt es auch.“

Der schwarze Peter wird also dem IOC und der IIHF zugeschoben. Der Grund: Eine Milliarden-Business für ein paar Wochen auf Eis zu legen, macht für die NHL keinen Sinn. Wenn dies aber wirklich der Grund ist, muss man sich fragen, wieso dann ein Interesse besteht, 2022 in Peking wieder teilzunehmen. Für die NHL ist es klar. Pyöngchang bzw. Südkorea ist nicht interessant, während China ein Markt mit Potential ist. Es geht also nur ums Geld, nicht um Risiken, Verletzungen oder überfüllte Kalender.

Es bleibt wie es ist: Olympische Spiele mit B- und C-Kader à la WM wäre eine massive Enttäuschung, und nur Bettman und die GMs der NHL entscheiden darüber. Es bleibt zu hoffen, dass der Druck der Spieler weiter aufrecht erhalten bleibt und die Ovechkins und Voraceks der NHL auf die Barrikade steigen.

2. Tor der Woche

Puck weggenommen, losgelaufen, Huet vernascht. Und das Ganze in Unterzahl. Andres Ambühl. Geil.

 


 

 

1. Spieler der Woche

Andres Ambühl – drei Tore im entscheidenden Spiel. Ganz geil. Der Captain des HCD zeigt im bisher wichtigsten Spiel der Saison, wieso er der wichtigste Spieler des HCD ist. Auch wenn Goalie Senn nicht seinen besten Tag einfährt, und das Powerplay gleich viele Shorthander zulässt wie Tore schiesst – auf einen Spieler ist Verlass. Der Sertiger Fighter trägt den HCD mit einem Sweep gegen Lausanne in das Halbfinale. Und erzielt dabei einen Hattrick. So muss ein Captain sein, Gratulation.

 

 

(Bild: GRHeute)

 

author

Richi Brändli

Redaktor Eishockey
Ehemaliger Kolumnist bei GRHockey, Plausch-Spieler und Fan von regionalem bis internationalem Eishockey.