Tourismus.Total: Denn das Gute liegt so nah

Tourismus.Total: Denn das Gute liegt so nah

Die diesjährige Wintersaison hat mir bisher einiges abverlangt. Neben den schwierigen Winterverhältnissen, den politischen Veränderungen auf der Welt, den negativen Abstimmungsresultaten für Leuchtturmprojekte kamen nun auch noch Umstrukturierung in der Unternehmung dazu. Eigentlich wäre die Wintersaison 2016/17 eher eine ruhigere Saison gewesen, da in diesem Winter keine internationalen Grossanlässe vorgesehen waren. Aber meistens kommt es anders als man denkt. Kurzum, bereits vor den Sportferien waren meine Kräftereserven angezapft und ich verzichtete – schweren Herzens, aber mit Verstand – auf meine Fasnachtsauszeit in Luzern. Und zwar zu Gunsten einer Wellness Auszeit für Körper und Geist.

Also machte ich mich auf – ohne Familie und Computer – in ein nahegelegenes, neu eröffnetes Wellnesshotel am Ende der Strasse, fernab von Massentourismus, mit einem Skigebiet ohne grosse Beschneiung, keine Shoppingverführungen und kein Nachtleben und kein schlechtes WLAN , aber mit viel Sonne, mit Ruhe, Vogelgezwitscher und perfekten Bedingungen zum Abschalten. Und ich war nicht etwa alleine, das Hotel war gut gebucht und im Ort hielten sich auch Tages- und Feriengäste auf.

Während zwei Tagen genoss ich die Ruhe in den Bündner Bergen bei herrlicher Gastfreundschaft, bei schmackhaften, hauptsächlich einheimischen Speisen, bei handylosen Spaziergängen und unglaublich ruhigen Momenten in urigen Restaurants. Und in einer Hotelperle, wie ich sie jederzeit weiterempfehlen kann!

Vor gut zwei Wochen genossen nun meine Frau und ich wieder einmal eine kinderlose Auszeit – ebenfalls in einem Wellnesshotel. Dieses Mal zog es uns ins nahe Ausland, ins Allgäu. Der kleine Ferienort besteht aus einigen wenigen Häusern mit einem der besten Hotels im Allgäu, kein Shoppingvergnügen, wenig Skilifte und fast keine technischen Beschneiungsanlagen, die Langlaufloipe ist einspurig, der Handyempfang mager und Glasfaserverbindung gibt es – nach Auskunft des Hotels – nicht. Die Gastfreundschaft vom Empfang bis zur Verabschiedung war einmalig, das Essenserlebnis während des Aufenthaltes mit einheimischen Produkten unvergesslich, die Ruhe und der Erholungsfaktor einzigartig. Und auch hier waren wir nicht alleine, das Hotel war ausgebucht, die Pisten und Loipen gut gefüllt, und die Ferienwohnungen wie die Tagesparkplätze wiesen wenig leere Plätze auf.

Als Tourismusdirektor einer aktiven Ferienregion ist es doch sehr spannend, sich einmal in ruhigeren Gefilden aufzuhalten. Wir werden oft konfrontiert mit den Wünschen einiger Gäste nach Ruhe und wenig Lärm, wir stehen im Zwiespalt zwischen Entwicklung und Stillstand, zwischen Wertschöpfungssteigerung und –stagnation, zwischen heute und Morgen. Meine beiden Auszeiten in den letzten Wochen haben mir klar gezeigt, dass es in den Tourismusdestinationen in und ausserhalb der Schweiz alles gibt, was man sich wünschen kann. Nur ist es nicht möglich, den 5er und das Weggli gleichzeitig zu bekommen. Es zeigt auch auf, dass wenn sich eine Destination auf eine Strategie fokussiert, und diese konsequent umsetzt, der Erfolg – sprich Gästezulauf – nur eine Frage der Zeit ist. Gerade in der heutigen Zeit der Digitalisierung findet der Gast sehr schnell zu seinen Bedürfnissen, hauptsächlich über Gästerückmeldungen oder Empfehlung von Freunden. Und es tut gut, sich einmal dem Einfachen hinzugeben, sich auf Ruhe und Erholung zu fokussieren ausserhalb des hektischen Arbeitsalltages. Und es gibt sie, diese Perlen der Erholung wo die Qualität stimmt und der Preis dementsprechend ist.

Ach ja, fast vergessen. Im Gespräch mit beiden Hoteliers fand ich heraus, dass bereits Verbindungen zwischen ihren Hotels und unserer Destination bestehen. Nicht nur, dass viele Lenzerheidner die beiden Hotels für ihre Auszeiten bereits nutzen, vielmehr werden die Allgäuer Hoteliers im April eine Studienreise auf die Lenzerheide machen, und der Bündner Hotelier ist bereits im Austausch mit unseren Hotel-Perlen.

Somit kann ich getrost sagen, das Gute liegt so „Nah“, wobei „Nah“ weniger mit Entfernung als vielmehr mit „Herzblut-Gastgebern“ und persönlichen Präferenzen zusammenhängt.


Die Tourismus-total-Expertenrunde von GRHeute berichtet und kommentiert einmal wöchentlich über aktuelle Tourismusthemen für Graubünden.
Heute für Sie unverblümt und direkt von der Front: Bruno Fläcklin, Geschäftsführer der Ferienregion Lenzerheide.
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Bruno Flaecklin

Kolumnist Tourismus
Tourismusdirektor Ferienregion Lenzerheide