Hockey Pauer Ranking: 10 gewagte Prognosen für die NLA 2017/18

Hockey Pauer Ranking: 10 gewagte Prognosen für die NLA 2017/18

Eine wöchentliche Hockey Kolumne mit den zehn wichtigsten Meldungen, besten Spielern und lustigsten Aktionen der Woche. Ein Ranking, das man nicht zu ernst nehmen sollte.

Die Sommerferien sind vorbei, der Herbst zieht langsam ins Lande, und in manchen Stadien wird bereits wieder Eishockey gespielt – Zeit, dass das Hockey Pauer Ranking zurückkommt! Zum Start der Saison 2017/18 gibt es 10 gewagte, lächerliche aber durchaus realistische Prognosen zur National League A:

10. Biels Trainerwechsel wird Erfolg bringen

Kevin Schläpfer ist weg. Nach über einem Jahrzehnt mit dem charismatischen Bieler an der Bande beginnt im Seeland ein neues Zeitalter. Nostalgiker weinen dem alten Chef nach, reden von Erfolg und Heimatgefühl. „Er war doch so gut, und so sympathisch. So unkompliziert.“ Aber eigentlich gibt es wenige Fakten, die dafür sprechen, dass Schläpfer ein wirklich erfolgreicher Coach war. Emotional ja. Aber wirklich erfolgreich? Na ja. In elf Jahren nur viermal die Playoffs erreicht, und keine einzige Serie gewonnen. Das Wort Playouts ist in der Geschichte prominenter zu finden. Auf jeden Fall beginnt eine neue Ära, und die beinhaltet mit den beiden Ex-Davosern Jonas Hiller und Beat Forster ein verdammt gutes und erfahrenes Fundament. Der EHC Biel 2017/18 wirkt stabiler, hat mit Coach Mike McNamara einen cleveren Bandengeneral, und kann im Optimalfall in der Regular Season sogar um die Top-4 mitspielen.

 

9. Der EVZ wird wieder Strafenkönig, Vukovic wird wieder gesperrt

Die Zuger holten sich letzte Saison den unrühmlichen Titel „Strafenkönig“. Mit Josh Holden, Timo Helbling und Johan Morant besassen die Innerschweizer gleich drei tickende Zeitbomben. Und auch dieses Jahr deutet vieles darauf hin, dass das Team um Coach Harald Kreis das Undisziplinierteste der NLA bleiben wird. Mit 768 Strafminuten stellten die Innerschweizer letzte Saison einen Rekord auf – nur der HC Genf-Servette 2013/14 sammelte noch mehr Strafminuten.

 

Daniel Vukovic wurde letzte Saison berüchtigt für seine Zweihänder-Skills. Der Genfer Verteidiger wird auch diese Saison einen Ausraster haben, aber er wird nicht die längste Sperre der NLA einfangen – diesen Titel werden Tristan Scherwey (SCB) und Yannick Rathgeb (Fribourg-Gottéron) unter sich ausmachen.

 


 

8. Kloten und Ambri stürzen ab

Mit Denis Hollenstein, Vincent Praplan, Daniele Grassi, Morris Trachsler und Matthias Bieber überdurchschnittliche offensive Leitwölfe. Aber die Zürcher haben keine Defensive, und sind im Tor schwach besetzt. Der EHC Kloten ist in den letzten paar Jahren vom Finalteilnehmer zum Mauerblümchen mutiert. Niemand scheint sich mehr für die ehemaligen Flyers zu interessieren, und dem Club selbst fehlt es nebst den finanziellen Mitteln auch an einer Vision. Der EHC Kloten ist auf bestem Wege, das nächste Rapperswil-Jona Lakers zu werden und läuft Gefahr, bereits vor Weihnachten aus dem Playoff-Rennen auszuscheiden – ohne dass es überhaupt jemand bemerken wird.

 

Paolo Duca als Sportchef, und Luca Cereda als Coach – Leventischer kam der HC Ambri-Piotta schon lange nicht mehr daher. Benjamin Conz kann seine Karriere wiederbeleben und im Tor gross aufblühen. Aber das Kader ist ansonsten schwach. Keine Leitwölfe, keine Skorer, keine solide Defensive – Ambri wirkt auf dem Papier noch dünner als die letzten Jahre, und es scheint eigentlich klar, dass sich die Leventiner bereits ab Anfang Januar auf die Playouts fokussieren werden.

 

7. Gottérons Goalie sorgt für Action, aber nicht für Glanzparaden

Gotteron verpasste den Deal mit Broc Little, und dann den Deal mit Magnus Nygren. Beide Mal schnappte sich der HCD die beiden Juwelen. Und am Ende platzte für Gottéron auch der Deal mit Reto Berra. Das Schönspieler-Team um Julien Sprunger hat zwar immer noch Talent. Aber der Zenit wurde bereits überschritten. Und dass die Drachen diese Saison erneut auf einen ausländischen Goalie setzen, ist kein gutes Zeichen, vor allem wenn dieser Neuzuzug mehr bekannt für sein hitziges Temperament als für Goalie-Skills ist. Barry Brust wird für Schlagzeilen sorgen, aber nicht für konstante Werte in der Defensive. 177, 154 und nochmals 177 Gegentreffer liess der HC Fribourg-Gottéron in den letzten drei Jahren zu – das ist einer der schlechtesten Werte der NLA. Da wird auch das neue Verkehrsschild-Logo wenig daran ändern.

 

 

 

6. Chris McSorley wird in Genf fehlen

Zum ersten Mal seit 2001 heisst Servettes Trainer nicht mehr Chris McSorley. Dafür kommt Goran Bezina zurück an den Genfersee. Nominell ist die Mannschaft leicht besser einzustufen als vor einem Jahr. Aber an der Bande fehlt der legendäre General. Auch wenn Chris McSorley in 15 Jahren nie einen Titel feiern konnte, so ist doch unbestritten, dass der charismatische Kanadier dem Team aus dem Westen eine komplett eigene Identität aufdrücken konnte. Chris McSorley war nach Arno Del Curto der konsequenteste Coach der NLA, und die klare Linie, die der HC Genf-Servette unter ihm hatte, könnte nun verwässert werden.

Klar, das Team hat immer noch viel Potential: Nathan Gerbe, Tanner Richard, Cody Almond, Kevin Romy, Daniel Rubin im Sturm. Henrik Tömmernes, Romain Loeffel, Johan Fransson, Goran Bezina, Arnaud Jacquemet in der Defense. Robert Mayer im Tor. Das ist ein Spitzen-Kader. Aber die Gefahr besteht, dass das Team nicht mehr (wie unter McSorley) an einem Strick zieht und eine klare Linie fährt. Ohne Identität, ohne Stil. Eine Top-4 Platzierung ist möglich, aber spätestens im Halbfinale ist Endstation.

 

5. Es kommt zum längsten Spiel der Geschichte

In den Playoffs 2018 kommt es zu einer Neuerung: Endlich hat die NLA geschnallt, dass eine Overtime nur dann richtig geil ist, wenn sie nicht mit einem 3-gegen-3 oder einem Penalty-Schiessen endet, sondern bis in die frühen Morgenstunden mit 5-gegen-5 gespielt wird. In den Playoffs 2018 wird es darum eine Partie geben, die bis nach Mitternacht dauern wird, und insgesamt knapp 100 Minuten Spielzeit braucht, um einen Sieger zu krönen.

 

4. Steffi Buchli nervt weiterhin

Der neue Sportkanal MySports von UPC Cablecom ist in aller Munde, und am lautesten ist hierbei die ehemalige SRF-Hockey-Expertin Steffi Buchli. Mit neuen Formaten will sich der neue Sender rund um den weiblichen Pumuckl als Top-Adresse für das Schweizer Eishockey positionieren. Das wird angesichts der fehlenden Konkurrenz auch ohne weiteres gelingen. Dass das ganze aber auf oberflächlichem Wissen aufgebaut sein wird und polemisch daherkommt, ist schade. Wer dachte, dass nach Morgan Samuelsson (Teleclub) eine ähnliche Kult-Figur auf der Mattscheibe zu sehen sein wird, hat sich getäuscht: Ueli Schwarz (ehemals SCB) wird der neue Hockey-Experte. Der kann zwar auch polemisieren, sein Schwachsinn wird aber nur halb so lustig sein.

Gepaart mit den unsäglichen Off-Ice Berichten von Buchli ist der inhaltliche Gau eigentlich vorprogrammiert: Fix im Programm stehen zum Beispiel Advanced Stats in Zusammenarbeit mit Ex-Spieler Andreas Hänni, der laut Buchli mit diesen Statistiken eine Pionierrolle in der Schweiz einnimmt. (Pionierrolle? Boumatoews leistet schon seit Jahren in mühseliger Handarbeit Pionierarbeit…). Über die Erfassung dieser Advanced Stats sollte man aber auf jeden Fall skeptisch sein, da weder die NLA noch die CHL bisher in der Lage waren, auch nur halbwegs korrekt Advanced Stats zu erfassen. Eine Analyse auf Basis von falschen Daten schreit nach billiger Trend-Unterhaltung.

Und wenn sie dann noch von Steffi Buchli vorgetragen werden, kriegt man rote, ääh, graue Haare.

 

3. Broc Little wird Topskorer der National League A

Der amerikanische Nezuzug in Gelb-Blau wird einschlagen. Bereits in der Vorbereitung und in der Champions Hockey League zeigte der kleine Stürmer, was in ihm steckt. Broc Little macht seinem Namen alle Ehre – er ist mit 175 Zentimeter little, aber er ist offensiv ein Brocken (oh Gott, sorry, jetzt färbt der Schenkelklopf-Humor schon ab).

 

Broc Little ist eines der fehlenden Puzzle-Teilchen im HCD Sturm: Die Davoser haben seit mehreren Jahren viele Spielmacher und begnadete Vorbereiter. Aber wirkliche Vollstrecker kann der HCD seit den Zeiten von Michel Riesen, Jaroslav Bednar und Petr Sykora nicht mehr aufweisen. Broc Little ist der erste Import beim HCD, der wieder diesem Profil entspricht – gekommen, um zu buchen. Der 29-jährige Flügelstürmer aus Arizona wird die 50 Punkte-Grenze knacken und sich am Ende der Regular Season die Topskorer-Krone aufsetzen.

 

2. Der HCD kommt ins Finale

Der EV Zug und der HC Davos werden auch dieses Jahr im Halbfinale aufeinandertreffen. Die Serie wird aber einen anderen Ausgang nehmen als im Vorjahr – nach einer harten Schlacht wird sich der HCD im siebten Spiel zu Hause durchsetzen. Grund für den Erfolg werden (nebst oben erwähntem Broc Little) drei Spieler in den hinteren Reihen sein: Das Duo Gilles Senn und Joren van Pottelberghe werden in ihrer zweiten Voll-Saison einen massiven Schritt nach vorne machen und mindestens eine Playoff-Partie im Alleingang entscheiden.

Und der neue Offensiv-Verteidiger Magnus Nygren wird in den Playoffs mehr als 0.8 Punkte pro Spiel buchen und am Ende der entscheidende Faktor für den Finaleinzug sein. Der 27-Jährige Schwede wird am Ende der Saison der MVP des HCD, und nach Little und Andres Ambühl der beste Skorer in Gelb-Blau sein.

 

1. Der SCB schafft den Three-Peat

Nur reicht es dem HCD nicht für den Titel. Die Schweizer Krone bleibt zwar in der Hand der Big-Four (HCD, SCB, ZSC, Lugano), aber sie kommt leider nicht ins Landwassertal. Nachdem der SCB letzte Saison den „Fluch des Champion“ brach und den Titel verteidigen konnte (seit 2001 schaffte das kein Schweizer Meister), legten die Berner an der Transferfront sogar noch etwas zu. Mit Leonardo Genoni haben sie weiterhin den besten Goalie, mit Mark Arcobello den letztjährigen Topskorer, und mit dem Neuzuzug Mason Raymond den wohl schnellsten Stürmer auf Schweizer Eis. Mit diesem Kader wird Bern den Three-Peat schaffen.

 

 

(Bild: GRHeute)

author

Richi Brändli

Redaktor Eishockey
Ehemaliger Kolumnist bei GRHockey, Plausch-Spieler und Fan von regionalem bis internationalem Eishockey.