Bündner Speedfahrer wecken Hoffnungen

Bündner Speedfahrer wecken Hoffnungen

Reto Hartmann
26.11.2017

In Lake Louise begannen dieses Wochenende die Speed-Rennen im Fis-Weltcup. Die Bündner – ohne den verletzten Carlo Janka – wussten zu gefallen.

Die Schweizer Abfahrtsmannschaft 2017/18 wird eine Zwei-Mann-Show: Die beiden letzten Weltmeister Beat Feuz und Patrick Küng sind – nach dem verletzungsbedingten Out von Carlo Janka – die unbestrittenen Top-Fahrer in der Königsdisziplin auf Schnee. Das dachte man zumindest vor der ersten Abfahrt am Samstagabend Schweizer Zeit in Lake Louise. Überrascht hat aber ein Bündner: Mauro Caviezel fuhr mit dem 8. Platz sein bestes Abfahrts-Karriere-Resultat heraus. 

Keine wirkliche Überraschung

Bei Mauro Caviezels 8. Rang von einer grossen Überraschung zu sprechen, ist bei näheren Hinsehen eigentlich falsch. Der 29-jährige Lenzerheidner war immer schon ein begnadeter Rennfahrer, hatte aber lange Jahre grosses Verletzungspech. 2011 zog er sich bei einem schweren Sturz eine Schulterluxation sowie ein Kreuzbandriss und Meniskusschaden im linken Knie zu und musste fast eineinhalb Jahre aussetzen. Doch Mauro kämpfte sich zurück und gewann 2014 seine ersten Weltcup-Punkte. Im folgenden Winter verpasste er wegen eines Wadenbeinbruchs fast die ganze Saison. Und als er sich zu Beginn der letzten Saison bei einem Sturz die linke Hand verletzte, zweifelten wohl nicht wenige an einem erneuten Comeback. Im letzten Dezember kam der Kämpfer aber erneut in den Weltcup zurück und schlug Ende Jahr erstmals richtig zu, als er in Santa Caterina im Super G auf den 7. und in der Super-Kombination auf den 8. Rang fuhr. Der Super-G (mit zwei weiteren Top 10-Plätzen und dem ersten Sprung aufs Podest im März in Aspen) und die Kombination (mit der sensationellen Bronzemedaille an der Heim-WM in St. Moritz) blieben seine besten Disziplinen.

Doch klammheimlich näherte sich Caviezel letztes Jahr auch in der Abfahrt der Weltspitze an. Seine Formkurve seit seiner Rückkehr in den Weltcup ist offensichtlich:

  • 3. Dezember 2016 Val d’Isere: Ausfall
  • 17. Dezember 2016 Gröden: 28.
  • 27. Januar 2017 Garmisch: 17.
  • 28. Januar 2017 Garmisch: 16.
  • 24. Februar 2017 Kvitfjell: 10. (erster Top-10-Platz in der Abfahrt)
  • 25. Februar 2017 Kvitfjell: 15.
  • 15. März 2017 Aspen: Ausfall
  • 25. November 2017 Lake Louise: 8.

MCEs hat zwar eine Weile gedauert, aber mit 29 Jahren ist Mauro Caviezel im besten Ski-Alter an der Weltspitze angekommen. Der 8. Platz in der Abfahrt von Lake Louise ist sehr beachtlich, zumal er hinter Sieger Beat Feuz und noch vor dem «zukünftigen Schweizer Abfahrtsstar» Gilles Roulin (12.) und Patrick Küng (13.) zweitbester Schweizer wurde. Wir sind gespannt, ob Routinier Caviezel in den Speed-Disziplinen der absolute Durchbruch gelingt. Nach dem Ausfall von Carlo Janka dürfen sich die Bündner Skifans jedenfalls glücklich schätzen, auch dieses Jahr einen Top-10-Fahrer am Start zu haben.

Im Super G von Sonntagabend war Mauro Caviezel auch gut auf Kurs, machte dann aber bei der Schlüsselstelle Fall Away einen groben Schnitzer und verlor den ganzen Speed auf die folgenden Passagen. Auch wenn er mit dem 27. Rang unter den Erwartungen blieb, machte Caviezel einen stilsicheren Eindruck. Wir lehnen uns mal aus dem Fenster: Der Heidner ist auch im Super G ein Top-10-Fahrer. 

Thomas Tumlers erstaunliche Fahrt

In die Bresche sprang am Sonntagabend aus Bündner Sicht der Samnauner Thomas Tumler. Der eben 28 Jahre alt gewordene Allrounder verlor bei schwierigen Windbedingungen und Schneegestöber gleich am Start eine Sekunde, hielt in der Folge aber ähnlich stilsicher wie Caviezel mit den Besten mit und beendete das Rennen auf Rang 13. Das ist der drittbeste Resultat in der Super-G-Karriere von Thomas Tumler, der nur eine Hundertstelsekunde langsamer als der beste Schweizer Beat Feuz war. Der Beveriner Gian-Luca Barandun verpasste die Punkte als 34. nur um 31 Hundertstel.

 

(Bild: Swiss Ski)

 

 

 

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