Brambrüesch – wirklich eine Erfolgsgeschichte?

Brambrüesch – wirklich eine Erfolgsgeschichte?

Ein Kommentar zur «Uffa»-Strategie der Stadt Chur und der Bergbahnen Brambrüesch.

 

Die von Tom Leibundgut präsentierten Verkaufszahlen bei den Brambrueschbahnen entpuppen sich nur auf den ersten Blick als Erfolgsgeschichte. Eine nähre Analyse zeigt, dass hier zu Lasten der Steuerpflichtigen mit der grossen Kelle angerichtet wird und ein nicht lebensfähiger Betrieb mit massiven Subventionen über die Runden gebracht wird.

Zu den Zahlen

Im letzten Jahr wurden die Saisonabonnemente auf 370 Franken gesenkt und gleichzeitig den Käuferinnen und Käufer in Aussicht gestellt, dass mit dem Kauf eines Abonements man auf allen Anlagen des mittelbündnerischen Tarifverbundes damit zum halben Preis fahren könne. Der tiefe Preis war nur möglich, weil die Stadt Chur zu Lasten ihrer Steuerzahler den Brambrüeschbahnen eine Subvention von rund 900 000 Franken, das heisst je Saisonkarte 500 Franken! –  zukommen liess. Oder anders ausgedrückt: Der Käufer des Saisonabonnements zahlt rund 40% der Kosten, der Steuerzahler rund 60%!

Vergleich mit Saas Fee nicht statthaft

Die Idee, mit Dumpingpreisen hohe Umsatzziele zu erreichen, stammt von den Bergbahnen Saas-Fee. Saas Fee hat Saisonkarten für 222 Franken angeboten. Sonst kommt der Deal nicht zustande. Der Preis basiert darauf, dass sich die Gäste in Saas Fee pro Saison durchschnittlich 4 Tage im Skigebiet aufhalten. Das Konzept ist marktwirtschaftlich ausgerichtet, das heisst, wenn nicht 99999 Karten verkauft werden, kommt der Deal nicht zustande.  Saas Feee bietet dabei mit über 20 Anlagen und weit über 100 Pisenkilometer den Skibegeisterten ein breites Angebot an. 

In Brambrüesch sind es 5 Anlagen mit einem Angebot von 20 Pistenkilometern. Der angebotene Dumpingpreis gilt hier unabhängig vom Betriebsergebnis. Der Churer Steuerzahler stopft die Löcher! Dabei kommt die Subvention nicht nur den Churern zugute. Alle, die eine Saisonkarte kaufen – aus Trimmis, Felsberg, Zürich und anderswo – erhalten indirekt 500 Franken aus der Churer Stadtkasse. Und vertrauen darauf, dass sie von halbierten Preisen bei allen Mittelbündner Bergbahnen profitieren können.

Platzt Kooperation der Bergbahnen?

Das Churer Subventionskonzept läuft auf eine Verstaatlichung der Bergbahnen hinaus und widerspricht jeglichem marktwirtschaftlichen Denken. Ist es wirklich die Zukunft im Tourismus, nicht lebensfähige Bahnen durch Subventionen am Leben zu erhalten und mit krassen Marktverzerrungen auch die wenigen noch rentablen Bahnunternehmungen in Frage zu stellen. Was nützt es, seriös zu wirtschaften, wenn der Staat weit weg von betriebswirtschaftlichen Überlegungen unwirtschaftliche Unternehmen um jeden Preis durchfüttert?

Das Vorgehen der Stadt Chur dürfte in bezug auf die Kooperation der Bergbahnunternehmen negative Folgen haben. Was nützt Kooperation, wenn man sich nicht an minimale Fairnessregeln hält und zu Lasten der Partner meint, Geschäfte machen zu können. Interessant wird die Frage sein, ob der Kanton bei Erneuerungsinvetitionen der Brambrüeschbahnen diese Wettbewerbsverzerrungen zusätzlich mit kantonalen Steuerngeldern anheizen wird. Wenn dies der Fall sein sollte, ist einmal mehr klar: Privatinvestitionen sind im Bündner Tourismus unattraktiv, Staatsbetriebe auf dem Vormarsch. Dies als Erfolg zu betrachten macht traurig, die Erfolgsgeschichte des Bündner Tourismus basiert(e) auf Innovation und Risikobereitschaft privater Unternehmer. Es wäre schön, wenn dieser wieder aufleben würde!

 

(Bild: zVg.)

author

Christoffel Brändli

Kolumnist Wirtschaft/Politik
Ehemaliger Regierungs- und Ständerat. Passionierter Golf-Spieler.