Masüger sagts: «Die ganz andere Omertà»

Masüger sagts: «Die ganz andere Omertà»

Leserbrief
31.05.2018

Kann es sein, dass Andrea Masüger zum obersten Meinungswächter des Landes oder zumindest seines Hoheitsgebietes gewählt worden ist, ohne dass ich das mitbekommen habe? Gut terminiert vor den Wahlen nervt sich der Publizist über Linard Bardill, weil der es gewagt hat, Zustände im Kanton als mafiös anzuprangern. Und arrogant stellt er dazu die Frage „hat wirklich niemand den Schneid, diesen Kinderliederkomponisten in den Senkel zu stellen?“ Woher nimmt der Mann die Legitimation für  einen solchen Disziplinierungswunsch? War er in einem früheren Leben bei der Inquisition? Oder mag er es diktatorisch bis zum Denk- und Äusserungsverbot? Ziemlich perfide ist neben dem Aufruf zur Bardill-Schelte, dass Masüger den Künstler schnöde als „Kinderliedkomponisten“ abtut. Darf ich den Somedianer mit gleichem Recht und ebenso simplifiziert als „Zeilenschinder“ bezeichnen? Ich habe schon mehrmals erlebt, dass er mit einigem Hochmut vieles, das nicht auf seinen Radar passt, der Lächerlichkeit preisgibt. Und – was er vielleicht nicht merkt – sich selber damit auch. Vor allem, wenn er in  Inkonsequenz abrutscht. Vor kurzem hat sich Masüger noch mit glühenden Voten für die Billag eingesetzt und die SRG zu den letzten Gralshütern des hehren Journalismus gerechnet, und jetzt wirft er dem Landessender nach einem unbequemen „Rundschau“-Beitrag über die Bündner Baumauschler bereits wieder vor, er halte sich nicht an Neutralität und Ausgewogenheit. So quasi nach dem Motto „was interessiert mich mein Geschwätz von gestern“. Ich finde den kecken, aufrüttelnden und vielseitigen Linard Bardill prima und wünsche ihm nebst einem Sitz in der Regierung weiterhin viel Mut. Und demjenigen, der zu seiner Massregelung mobil machen möchte, gelegentlich ein Spürchen weniger Egozentrik.

Roland Falk, Ilanz

 

(Bild: GRHeute)