Dem Bündner Fussball droht ein Desaster

Dem Bündner Fussball droht ein Desaster

Juerg Kurath
04.06.2018

Eine Runde vor dem Saisonende hat sich die Lage für die abstiegsbedrohten Bündner Clubs kaum gebessert, im Gegenteil. Nebst Chur 97 in der interregionalen 2. Liga und dem FC Ems in der regionalen 2. Liga müssen auch die beiden 3. Ligisten SC Rhäzüns und Valposchiavo Calcio, Chur 97 in der Coca-Cola Junior League A und der FC Thusis-Cazis in der 1. Liga der Frauen weiterhin um den Ligaerhalt bangen. Zudem haben sich auch die Hoffnungen des 3. Ligisten FC Thusis-Cazis, Gruppensieger zu werden, definitiv zerschlagen. 

Chur 97 verpasste es am Samstag vor 450 Zuschauern, darunter eine grosse und stimmgewaltige Gruppe aus dem Klosterdorf, auf dem Sportplatz Ringstrasse gegen den FC Einsiedeln nicht zum ersten Mal, endlich den vielleicht vorentscheidenden Schritt aus der sportlichen Krise zu machen und der akut drohenden Abstiegsgefahr doch noch zu entgehen. Die Churer zeigten beim für die Gäste alles in allem glücklichen 1:1-Unentschieden zwar durchaus positive Ansätze und diktierten das Spielgeschehen mehrheitlich, verfielen aber zwischendurch auch immer wieder in altbekannte Fehler, wirkten zu wenig zielstrebig und liessen oft jegliche Passqualität und Torgefahr vermissen. Dass sie mit zwei Holztreffern auch noch Pech hatten, passt zum ganzen Elend.

Nachdem die ersten 20 Minuten sehr ausgeglichen verlaufen waren, sich kaum Erwähnenswertes ereignet hatte und Torchancen beidseits absolute Fehlanzeige waren, gingen die Einsiedler in der 25. Minute nach einer unübersichtlichen Situation im Strafraum der Einheimischen durch Raphael Petrig mit 0:1-Toren in Führung. Der quirlige und dadurch stets gefährliche Stürmer drückte dabei den Ball irgendwie über die Linie. Mit diesem Spielstand ging es dann nicht zuletzt auch deshalb in die Pause, weil Schiedsrichter Vuillaume kurz vor dem Abpfiff eine etwas brenzlige Situation im Strafraum der Gäste als nicht penaltywürdig taxierte, was viele Zuschauer mit wütenden Protesten quittierten.

Trotz grosser Überlegenheit der Churer fiel nur der Ausgleich

In der zweiten Halbzeit übernahmen die Churer dann resolut das Kommando, wobei Miroslav Kral in der 47. Minute eine gute Chance, den Ausgleich zu erzielen, knapp verpasste. Dieser fiel aber kurz darauf doch noch, denn der aufgerückte Daan Theijse verwertete eine Cornerflanke per Kopf wuchtig zum 1:1-Ausgleich. Anschliessend drückte der Stadtclub weiter aufs Tempo, verpasste es aber, nachzulegen. Während Lorenzo Cazzato in der 56. Minute eine riesige Torchance schon fast kläglich vergab, traf der nun sehr offensiv agierende Miroslav Kral in der 62. Minute mit dem Kopf nur die Latte, wobei der Freistoss zuvor allerdings nicht nachvollziehbar war.  

Die Einsiedler, denen ein Punkt zum Ligaerhalt genügte, verlegten sich in den zweiten 45 Minuten fast nur noch auf die Defensive und gelegentliche Konter und kamen erst in der 70. Minute wieder zu einem einigermassen erfolgsversprechenden Angriff, der dann aber doch nichts einbrachte. Die Einheimischen dagegen wollten jetzt unbedingt noch einen zweiten Treffer erzielen, der ihnen aber auch in der 79. Minute nach einer sehenswerten Kombination der Youngsters Nico Hofer und Livio Krättli verwehrt blieb, denn der die Aktion abschliessende Flachschuss von Armando Heeb streifte nur den linken Pfosten. Ein letzte Torchance der Churer in der Nachspielzeit änderte auch nichts mehr am Resultat, das den Gästen zwar schmeichelte, aufgrund ihres grossen Einsatzwillens aber nicht ganz unverdient war.

Dieser erneute, nicht unbedingt zwingende Punktverlust könnte sich für Chur 97 im Abstiegskampf verheerend auswirken, da sich bekanntlich auch das Nachwuchsteam des FC Schaffhausen beim 2:2-Unentschieden in Wil einen Punkt erkämpfen konnte und weiterhin vor den Churern liegt, weil es weniger Strafpunkte aufweist. Der Stadtclub muss somit am nächsten Samstag in Frauenfeld unbedingt einen Punkt mehr gewinnen als die Schaffhauser im Heimspiel gegen den FC Rüti. Die Chancen von Chur 97 auf den Ligaerhalt sind also leider fast nur noch theoretischer Natur, wobei die Hoffnung allerdings zuletzt stirbt.

Zu den Szenarien für die letzte Runde geht es hier.

 

 

 

(Bilder: GRHeute)

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Juerg Kurath

Redaktor Sport
Langjähriger Berichterstatter des Bündner Sports, der BZ und der SO. Aktiver, Trainer und Funktionär in Leichtathletik, Triathlon, Biken, Volleyball, Fussball, Korbball, Handball, Casting und Bob.