Design Thinking ist der neue Leuchtturm

Design Thinking ist der neue Leuchtturm

Früher sprach man im Tourismus von Leuchttürmen, heute steht das Design Thinking im Vordergrund. Wie das gehen kann, wurde zuerst am Inno Circle von Graubünden Ferien und danach am 11. Bündner Tourismus Trendforum gezeigt.

Am Schluss sind es zwei Studierende der HTW, die den Touristikern vom 11. Bündner Tourismus Trendforum vom Donnerstagnachmittag an der HTW in Chur ein Feedback geben. «Hindernisse sind etwas Gutes», sagen sie. Gehört haben sie es schon einmal, es war eine Art roter Faden durch den Tag.

Wie nimmt man zum Beispiel Kindern die Angst vor dem MRI? Darauf gibt es nur eine richtige Antwort: Man verwandelt das MRI in eine Piratenwelt und wer in die Röhre muss, versteckt sich eigentlich vor einem bösen Kapitän. Das hat auf den ersten Blick nur wenig mit Tourismus zu tun. Doch auf den zweiten Blick schon: «Wir versuchen, den Kunden zu verstehen», sagt Phil Bachmann, Professor an der HTW. Er bezeichnet sich selbst als kindisch und neugierig: «Ich werde ihnen in Erinnerung bleiben.»

Für Phil Bachmann ist Design Thinking ein Mindsetting. «Fail often and fail early» ist sein Motto, und da wären wir wieder bei den Hindernissen, die etwas Gutes sind. Was Mik Häfliger von Graubünden Ferien am Beispiel des Skilifts Oberwangen eindrücklich erklärt – wo nämlich, als der Schnee ausblieb, die Skipisten kurzerhand zu Bikepisten umfunktionierte und an den Bügeln die Velos den Berg hinauf zog anstatt der Skis. «Der Schnee von gestern versus den Schnee von übermorgen», sagt Mik Häfliger. «Wir müssen umdenken.» Womit der Kreis zum Design Thinking wieder geschlossen wäre.

Ferien mit Hamster, Skeatcher auf der Piste

Früher am Tag hatte der Inno Circle von Graubünden Ferien ebenfalls an der HTW getagt. Auch dort war Design Thinking das grosse Wort; dabei ging es vor allem um die Projekte, die beim letzten Inno Circle die Prüfung durch die Anwesenden bestanden hatten und jetzt weiter verfolgt wurden. Dazu gehörte etwa das Projekt Ferien mit Tieren, bei dem es nicht nur darum geht, dass man den Hund mitnehmen darf, sondern die Kinder auch ihren Wellensittich oder den Hamster. Das Hotel Gravas in Vella hatte sich als Pilotversuch zur Verfügung gestellt, doch hatte sich gezeigt, dass die Kommunikation zu kurzfristig angelaufen war. Für den zweiten Versuch wird die Kommunikation früher begonnen und noch ein, zwei weitere Hotels gesucht.

Ein weiteres Projekt war die Uberisierung der Skipiste, was übersetzt bedeutet, dass Skilehrer die Pisten runterfahren und bei Bedarf Skifahrerinnen und Skifahrer bei der Abfahrt unterstützen. «Skeatcher» nennt sich das und ist eine Mischung zwischen Ski und Teacher, also Lehrer. Erste Versuche in Davos waren letzten Winter positiv verlaufen, ausser dass die Touristen mangels Bargeld in Snickers und Bountys bezahlt hatten. Der Versuch wird nächstes Jahr ebenfalls wiederholt.

Weitere Projekte, die noch diskutiert wurden, waren ein Concierge-Dienst für Ferienwohnungsbesitzer, die Chat-App Guuru.ch, in der freiwillige Experten bei Bedarf Auskünfte über die Tourismusdestinationen geben, das Projekt Bunanotg, in dem der Gast den Preis für eine Nacht im Hotel selbst bestimmen könnte sowie Pläne, die Nebensaison für Sabbaticals zu nutzen.

Der Tag war lang, die Pausen kurz. Was Design Thinking auch ist, zeigten die HTW und Graubünden Ferien grad mit einem Beispiel aus der Praxis: Jeder Besucher bekam einen Sportsack mit Powerriegeln und Powerballs und einem Eistee – so dass zumindest für die Energie gesorgt war.

Leistungsauftrag für Graubünden Ferien 

Die Regierung erneuert den Leistungsauftrag mit dem Verein Graubünden Ferien für die Jahre 2019–2022. Zum ordentlichen Kantonsbeitrag von jährlich 6 Millionen Franken kommt ein zusätzlicher Beitrag von 0,5 Million Franken für das Jahr 2019, respektive je 1 Million Franken für die Jahre 2020 bis 2022 gewährt, wie der Kanton mitteilte. Graubünden Ferien  will erfolgreich die Fernmärkte-Bearbeitung (Golfstaaten, China, USA) aufbauen. Mit dem neuen Leistungsauftrag wird sichergestellt, dass GRF ab Januar 2019 die laufenden Tätigkeiten umsetzen kann und eine mittelfristige Massnahmenplanung ermöglicht wird. Die zusätzlichen Gelder von einer halben Million Franken sind allerdings gebundene Mittel; sie können erst bezogen werden, wenn die Leistungsträger einen entsprechenden Beitrag geleistet haben.

(Bild: GRHeute)

 

 

 

 

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Rachel Van der Elst

Redaktionsleiterin/Region
Rachel Van der Elst mag Buchstaben: analog, virtuell oder überall, wo Menschen sind. In einem früheren Leben arbeitete sie unter anderm bei der AP, beim Blick, bei 20Minuten, beim Tages-Anzeiger und bei der Südostschweiz. In ihrer Handtasche immer dabei: Jasskarten.