Golferin Selina Casal spielt sie alle an die Wand

Golferin Selina Casal spielt sie alle an die Wand

Selina Casal war vier Jahre alt, als sie zum ersten Mal einen Golfschläger in der Hand hielt. Jetzt ist sie elf, hat Handicap 11,9 und träumt von einer Profikarriere.

Ferien am Meer? Geburtstagspartys mit Freundinnen? Nicht Selina Casals Ding, wenn die Schweizer Meisterschaft vor der Türe steht. Ihr Lieblingsplatz ist der Golfplatz. Im Heidiland in Bad Ragaz spielt sie mit ihren Eltern Nicole (Handicap 17,2), ihrem Vater Claudio (Handicap 18,5) und ihrer kleinen Schwester Flurina (Handicap 53). In Domat/Ems spielt sie bei den Junioren. Nächstes Jahr winkt eine vorzeitige Aufnahme ins Junioren-Kader.

Begonnen hat alles vor sieben Jahren in einem Golfplatz am Zürichsee. «Ich habe meinen Eltern zugesehen und gesagt: Das will ich auch machen», sagt Selina Casal. Die logische Folge: Zum fünften Geburtstag gab es die erste Golf-Ausrüstung. «Ich habe andere Sportarten probiert. Ich war im Tanzen, im Tennis, aber nichts hat mir so gut gefallen wie Golf», sagt Selina Casal.  Der Grund: «Es war mir zu eintönig. Golfen ist abwechslungsreich, jeder Golfplatz ist anders.»

Drittbeste Golferin beim Junioren-Turnier

Selina Casal hat mittlerweile auf fast allen Greens in Graubünden gespielt. Jeden Mittwochnachmittag, wenn ihre Freundinnen in der Badi sind, spielt sie zwei Stunden Golf. Am Wochenende hat sie oft Turniere. Die Elfjährige ist die beste Golferin ihrer Altersklasse in der Ostschweiz. Beim letzten Junioren-Turnier wurde sie Dritte, vor ihr waren nur zwei Mädchen aus der Welschschweiz. Und was sagen die Schulkameradinnen und Schulkameraden zu diesem nicht alltäglichen Hobby? «Die finden es recht cool, dass ich dieses Hobby habe. Klar gibt es manchmal dumme Sprüche, aber die meisten finden es lässig.»

Dass die Töchter so mitziehen, finden auch die Eltern cool. Strandferien sind sowieso nicht ihr Ding. Die Sportferien verbrachten sie zwar auf den Kanarischen Inseln – allerdings zum Golfen. «Es war zu kalt zum Baden», sagt Mutter Nicole. Diese Sommerferien haben sie zwei Wochen lang auf den Greens im Kanton aufgeschlagen, unterbrochen nur von Turnieren – mal für die Grossen, mal für die Kleine. Auch die achtjährige Flurina hat kein Problem damit, die Ferien statt am Strand auf dem Green zu verbringen. Dass sie so stark wie die grosse Schwester wird, glaubt sie nicht: «Ich kann mit Handicap 53 doch niemals jemanden mit Handicap 11,9 einholen!»

Schweizer Meisterschaft in den Herbstferien

Selina Casal würde, wenn es so weiter geht, gerne Profi werden. «Aber wenn es nicht klappt, bricht auch keine Welt zusammen.» Reich wurde sie bisher nicht; Geldpreise sind eher selten. Ihre Eltern geben für ihre Mitgliedschaften – Selina ist Mitglied in vier Clubs – gut 1000 Franken pro Jahr aus. «Das ist billiger als ein Instrument», sagt Mutter Nicole. Eine weitere Investition war eine eine kleine Übungsanlage im ausgebauten Dachstock. Dort gibt es ein kleines Putting Green und Luftbälle. Wenn es ihr langweilig ist oder sie einen Schlag noch üben will, verzieht sich Selina Casal in den Dachstock und übt ihre Schläge.

Auch in den Herbstferien steht Golfen statt Verreisen im Vordergrund: Es winken das Halbfinale und das Finale der Schweizer Meisterschaft. Ob sie gewinnt? «Ich weiss es nicht. Es gibt gute und schlechte Tage.» Mit Handicap 11,9 ist zumindest eine Grundlage für einen guten Tag da.

(Bild: zVg.)

 

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Rachel Van der Elst

Redaktionsleiterin/Region
Rachel Van der Elst mag Buchstaben: analog, virtuell oder überall, wo Menschen sind. In einem früheren Leben arbeitete sie unter anderm bei der AP, beim Blick, bei 20Minuten, beim Tages-Anzeiger und bei der Südostschweiz. In ihrer Handtasche immer dabei: Jasskarten.