Cineastische Weltgeschichten in Klosters

Cineastische Weltgeschichten in Klosters

In Klosters werden dieser Tage Weltgeschichten erzählt – von Besucherinnen und Besuchern aus der ganzen Welt. Sie haben elf Geschichten mitgebracht: Traurige, wahre, schöne, von der Liebe. Und manchmal auch alles zusammen.

Diese Geschichte von «800 Jahre Klosters – Walserstolz und Weltgeschichten» beginnt im letzten Jahrhundert. In den 1950er und 1960er Jahren begann Hollywood, das Dorf im hinteren Prättigau zu entdecken. Begonnen hatte es damit, dass der Drehbuchautor Peter Viertel (African Queen) nach Klosters geschickt wurde, um in Ruhe arbeiten zu können. Es gefiel ihm dermassen gut, dass er Hollywood-Grössen wie Gene Kelly, Irvin Shaw und Greta Garbo dahin lockte. Diese berühmten Zeitgenossen fanden in Klosters Ruhe, Zeit und Muse und in der Chesa Bar eine zweite Heimat für gemütliches Beisammensein.

So kamen diese Weltgeschichten nach Klosters.

Mit dem Filmfestival «Debut22» wollen die Organisatoren wieder Weltgeschichten nach Klosters holen – und haben es auch geschafft. 11 Debutfilme werden von Freitag bis Sonntag gezeigt. Sie wurden auf der ganzen Welt gemacht: Von der Ukraine bis zum Amazonas. Acht Beteiligte an diesen Filmen sind am Donnerstagabend an der Eröffnung im Kulturschuppen Klosters und erzählen die Geschichten über ihre Erstlingswerke, eben ihre Debuts.

Einer von ihnen ist Mohamed Fekrane, der mit Dernier Round» einen Film über drei Jungs, die nach Europa wollen, gedreht hat. «Wir haben jede Woche Flüchtlinge, die von Marokko aus nach Europa kommen wollen. Ich habe den Jungs versucht zu erklären, dass sie sich ihre Träume in Marokko erfüllen sollen», sagte Mohamed Fekrane. Den Film hat er in chronologischer Reihenfolge gedreht: «Wir mussten verstehen, was da passiert.» Der Film handelt von einem Waisenjungen, der mit seinem Freund jeden Tag um Geld boxt, um sich die Reise nach Spanien zu finanzieren. Auf dem Weg treffen sie einen weiteren Jungen, der Fussballer werden will. «Die Jungen sind alle in Marokko geblieben, ich habe sie davon überzeugen können», sagt Mohamed Fekrane.

Von Amazonas zum Ernstfall in Havanna

Auch Gabriela Calvache aus Ecaduor hat mit «La Mala Noche» einen dokumentarischen Film geschaffen. Gezeigt wird ein Schicksal über die Prostitution in Ecuador. «Ich habe mit hunderten von Frauen gesprochen um diesen Film zu machen», sagt Gabriela Calvache. «Ich wollte diesen Film für Männer machen, darum hat es von allem ein bisschen drin; auch Action.» Die Männer sollen sehen, welche Schicksale hinter der Prostitution stecken, sie werden heroinsüchtig und haben in den meisten Fällen keinen Kontakt mehr zu den Familien. «They end up very bad», sagt Gabriela Calvache.

Etwas ganz anderes, aber auch dokumentarisch ist «Iwianch, The Devil Deer» von ihrem Landsmann José Cardoso. In diesem Film geht es neben dem Verschwinden eines Jungen um die Traditionen und Mythologien im Regenwald des Amazonas. «Wir alle wissen, der Amazonas ist in Gefahr. Aber ich wollte auch die andere Seite zeigen, mit seinen Misterien und der Spiritualität. Es ist ein sehr spezieller Ort der Spiritualität.»

Der Eröffnungsabend beginnt aber mit einer allseits bekannten Komödie: «Ernstfall in Havanna» von Sabine Boss mit Viktor Giacobbo und Mike Müller. Der Streifen ist 20 Jahre alt und war der Beginn für die Karriere von Sabine Boss. «Als wir diesen Film gedreht haben, dachten wir, dass es nie mehr Krieg gibt», sagte die ebenfalls vor Ort weilende Regisseurin. In einer Masterclass während des Festivals will sie auch darüber reden, was es braucht, um einen Film zu drehen. «Ich habe als Lichtassistentin angefangen; es gab keine Ausbildung zum Filmemachen. Und als die Ausbildungen starteten, war alles Learning by doing.»

«Ich wünsche dem Organisationskomitee und uns allen, dass Debut22 erst der Anfang einer wunderbaren, fortdauernden Geschichte oder noch besser sagen wir, der Anfang einer kleinen Weltgeschichte ist», sagte Christopf Luzi, der Projektleiter der 800-Jahr-Feier in Klosters. Die Gewinnerin oder der Gewinner des Festivals gewinnt ein Preisgeld und für das nächste Festival in zwei Jahren ein vierwöchiges «Artist in Résidence», in «Hollywood of the Rocks».

Alle Infos zum Debut22 mit dem genauen Programm finden sich hier: Debut22.

(Bilder: GRHeute, zVg.)

author

Rachel Van der Elst

Redaktionsleiterin/Region
Rachel Van der Elst mag Buchstaben: analog, virtuell oder überall, wo Menschen sind. In einem früheren Leben arbeitete sie unter anderm bei der AP, beim Blick, bei 20Minuten, beim Tages-Anzeiger und bei der Südostschweiz. In ihrer Handtasche immer dabei: Jasskarten.