Die dreizehnörtige Eidgenossenschaft

Die dreizehnörtige Eidgenossenschaft

Es gibt verschiedene Lesarten von Appenzell. Viele, die nicht von dort sind, meinen damit das kleine Städtchen, das die Hauptstadt von Innerrhoden bildet und den Kantonen seinen Namen gab. KantonE. Wer nämlich im Appenzell aufgewachsen ist, der fragt, wenn ein Auswärtiger «Appenzell» sagt, automatisch: Inner- oder Ausserrhoden?

Die Innerrhödler sind katholisch, die Ausserrhödler reformiert. Beide Halbkantone werden vom Kanton St. Gallen eingekreist. Die Appenzeller nennen das «den Fünfliber im Kuhfladen», die anderen brauchen weniger nette Worte. Die Innerrhödler mussten per Bundesgerichtsbeschluss zum Glück, äh, Frauenstimmrecht, gezwungen werden, die Ausserrhödler entschieden das selbst und schossen dafür die in Innerrhoden noch immer existierende Landsgemeinde ab. Beide Kantone hatten in jüngster Zeit eine Bundesrätin/einen Bundesrat: Ruth Metzler für die Innerrhödler, Hans-Ruedi Merz für die Ausserrhödler.

Es gäbe viel über die beiden Appenzell zu erzählen. Über die Nebelschwaden, die über die Hügel ziehen, über die Berge, die jährlich tausende Wandervögel anziehen, über Übernachtungen am Seealpsee, die wunderbare Sicht auf den Bodensee, über das Berggasthaus Äscher, das in der Welt fast so bekannt ist wie das Heidi und die Rivalität, die die Halbkantone noch immer trennt und trotzdem eint gegen den Rest der Welt. Ein Ausserrhödler ist einfach kein Innerrhödler und umgekehrt auch nicht.

Aber: Vor der Reformation waren die Bewohner ein einig Volk von Appenzellern. Das Land Appenzell war seit 1411 ein zugewandter Ort der Eidgenossenschaft; und genau vor 502 Jahren, zur Zeit unserer Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Grosseltern, wurde das Land Appenzell in die dreizehnörtige Eidgenossenschaft aufgenommen und hat damit den Status der Zugehörigkeit zur Alten Eidgenossenschaft. Von St. Gallen, das die beiden Appenzell schon damals umzingelte, war damals nicht die Rede.

 

(Bild: Wikipedia)

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Rachel Van der Elst

Redaktionsleiterin/Region
Rachel Van der Elst mag Buchstaben: analog, virtuell oder überall, wo Menschen sind. In einem früheren Leben arbeitete sie unter anderm bei der AP, beim Blick, bei 20Minuten, beim Tages-Anzeiger und bei der Südostschweiz. In ihrer Handtasche immer dabei: Jasskarten.

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