GRDigital: «Unternehmen aus Graubünden haben die Möglichkeit, die Welt zu verändern»

GRDigital: «Unternehmen aus Graubünden haben die Möglichkeit, die Welt zu verändern»

Renato Casutt hat vor kurzem das Start Up Bionic Reading gegründet. Mit seinem Projekt hat der Churer grosse Ambitionen: Unser Leseverhalten soll nicht weniger als revolutioniert werden. GRHeute hat den Unternehmer zum Interview getroffen.

Renato Casutt, wie kommt man im Jahr 2017 auf die Idee, das Lesen revolutionieren zu wollen?

Die Informationsflut die wir heutzutage bewältigen müssen ist enorm. Wir sind im ständigen Wandel. Dies trifft natürlich auch auf die Aufnahme von Textinformationen zu. Im Gegensatz zu älteren Generationen haben wir die Möglichkeit, die Digitalisierung für unseren «Wissensdurst» einzusetzen. Aus diesem Grund sind wir davon überzeugt, dass Bionic Reading allen Gesellschaftsgruppen helfen wird. Es soll jedem ermöglicht werden, Informationen gebündelt und optimiert zu verarbeiten, um sich daraus seinen eigenen Vorteil zu erschaffen. Dieser Aufgabe stellen wir uns und möchten unseren Beitrag für die Gesellschaft leisten.

Die Welt des geschriebenen Wortes ist gigantisch. Denken wir nur an die Vielfalt an Literatur, Medien, ob digital oder analog, Verlage und so weiter. Wie will da ein kleines Start-up aus Graubünden wirklich etwas verändern?

Vielen Dank für diese Frage. Hierzu muss ich allerdings etwas ausholen, um die Tragweite etwas verständlicher aufzuzeigen.
Es ist richtig, dass das geschriebene Wort einer Jahrtausend alten Geschichte entstammt und man denken könnte, dass Buchstaben durch dynamische Bilder ersetzt werden. Wir sind jedoch der Meinung, dass die Schrift nicht verdrängt, sondern seinen Platz innerhalb der Kommunikationsform behalten wird. Was bestimmt zutreffen wird, ist die Art und Weise wie Schrift bzw. Informationen transportiert werden. Eine Synergie aus unterschiedlichsten Kommunikationsarten ist bereits im Jahr 2017 völlig normal.
Aber nun zur Frage, wie ein kleines Start-up aus Graubünden etwas verändern kann. Meiner Meinung nach ist die Welt zu einem Dorf zusammengewachsen. Die Digitalisierung wird einen noch viel zentraleren Platz in unserem Leben einnehmen. Dadurch haben auch Unternehmen in der Schweiz, Graubünden oder Chur die Möglichkeit, die Welt mit ihren Konzepten und Ideen, nachhaltig zu verändern. Wir scheuen uns nicht davor, sondern erkennen die Chance die uns dadurch geboten wird. Wichtig ist fokussiert zu bleiben, zu wissen was man kann und hart dafür zu arbeiten. Wir werden für diese Idee kämpfen, weil wir daran glauben.

Sie sind gelernter Typographischer Gestalter. Welche Qualifikationen bringen Sie mit um Leuten das Lesen tatsächlich zu erleichtern?

Typographie bedeutet Text lesbar machen. Durch meine Ausbildung als Polygraph und der Weiterbildung zum Typographischen Gestalter an der Schule für Gestaltung Zürich, konnte ich mein Wissen, in Bezug auf Schrift und seiner Wirkung auf Text, vertiefen. Mein damaliger Dozent in Zürich, Richard Frick, fungiert innerhalb von Bionic Reading als Mentor und unterstützt uns bei jeglicher Gelegenheit. Es tut gut, eine Typographie-Koryphäe wie Richard an seiner Seite zu haben. Zusätzlich ist es sehr wichtig, gute Partner für die technischen Disziplinen mit im Boot zu haben. Denn nur wenn Typographie optimal mit Technik kombiniert wird, kann ein optimales Schriftbild erarbeitet werden und dies ist die Grundlage für ein erleichtertes Lesen.

Wo sehen Sie das Projekt Bionic Reading in nf Jahren? Was ist das mittel- bis langfristige Ziel?

Wir haben noch einen langen Weg vor uns. Derzeit sind wir noch mit einem MVP (Minimum Viable Product) unterwegs und sind ständig dabei das Produkt zu testen. Wer sein Produkt vor dem Markteintritt nicht genügend testet, wird auf dem Markt keinerlei Chance erhalten und ist schnell wieder von der Bildfläche verschwunden. Daher arbeiten wir mit einem strengen Projektmanagement, sodass wir den Fokus stets auf dem Wesentlichen behalten und stringent die nächsten Schritte angehen können.
Wo Bionic Reading in nf Jahren stehen wird, ist in der hochdigitalisierten Welt nur sehr schwer vorauszusehen. Natürlich möchten wir unsere Produkte mit grossen Unternehmungen weiterbringen. Wir sehen die Möglichkeit, dass das Lesen mit Bionic Reading langfristig zu einem Standard werden kann und die Effizienz erhöht. Unsere Produkte sollen eine Nutzen- und Gewinnmaximierung nach dem Ökonomischen Prinzip ermöglichen. Unser Credo ist klar: Think big!

Bionic Reading soll schwachen und starken Lesern helfen sich zu verbessern. Was ist denn nun die eigentliche Zielgruppe? Wer soll das Produkt Bionic Reading schliesslich nutzen?

Bionic Reading richtet sich grundsätzlich an alle Leserinnen und Leser, welche Texte schneller, bewusster und nachhaltiger aufnehmen möchten. Dabei sprechen wir potentielle Kunden innerhalb der Wirtschaft, der Hochschulen/Schulen als auch im privaten Sektor an.
Unser primäres Augenmerk gilt derzeit den Hochschulen und Wirtschaftsgruppen, welche mit einem hohen Mass an Informationsbewältigung konfrontiert sind.

Ihr Projekt ist noch sehr jung. Trotzdem haben Sie grosse Ambitionen. Über welche Wege kann Bionic Reading in Zukunft finanziellen Erfolg haben?

Bionic Reading soll als Freemium-Modell angeboten werden. Das heisst, dass das Basis-Produkt gratis angeboten wird. Das Vollprodukt und die entsprechenden Erweiterungen sind kostenpflichtig.
Wir sehen die Möglichkeit, Bionic Reading über zwei unterschiedliche Kanäle vertreiben zu können. Einerseits möchten wir die Unternehmungen und Konzerne durch den Vertrieb von Lizenzen ansprechen. Aus diesem Grund arbeiten wir seit Juni 2016 mit unseren Patentanwälten daran, ein Patent für Europa und die USA zu erlangen.
Andererseits möchten wir mit unseren Produkten den Endkunden direkt ansprechen. So soll Bionic Reading über unsere Website mittels Download direkt an den Endkunden gelangen.

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(Bilder: Renato Casutt; Titelbild: Christian Ritz)

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Franco Membrini

Kolumnist
Hat an der University of Edinburgh seinen «Master of Science in History» absolviert. Zuvor studierte der Churer Geschichte, Betriebsökonomie und Staatsrecht an den Universitäten Bern und Bologna.