Philipp Wilhelm: «Wir alle sind Graubünden – Nein zur Fremdspracheninitiative»

Philipp Wilhelm: «Wir alle sind Graubünden – Nein zur Fremdspracheninitiative»

Die Schweiz ist eine Willensnation. Wir sind nicht darum eine starke Gemeinschaft, weil wir alle gleich sind. Wir sind darum stark, weil wir eine Gemeinschaft sein wollen, obschon wir sehr unterschiedlich sind. Unsere Verfassung fusst auf dem Willen, in gegenseitiger Rücksichtnahme und Achtung, unsere Vielfalt in der Einheit zu leben. 1

Das Paradebeispiel: Die Sprachenvielfalt. Da regt sich der Walser in mir, der seine einstigen Vorfahren aus dem Wallis mit Mühe gerade noch versteht. Da regt sich aber insbesondere der Stolz auf die vier gleichwertigen Landessprachen. Das Bemühen um die gegenseitige Achtung der Sprachgruppen schlägt sich heute im Unterricht von zwei Fremdsprachen an den Primarschulen nieder: Neben Englisch wird eine zweite Landessprache gelernt. 22 Kantone, in denen 90% der Schweizer Bevölkerung wohnen, unterrichten so. In mehreren dieser Kantone wollten Fremdsprachen-Initiativen dies ändern. Überall hat die Bevölkerung ihr Bekenntnis zur vielsprachigen Schweiz, zur Vielfalt in der Einheit, bekräftig und die Initiativen deutlich abgelehnt.

Soll da ausgerechnet der sprachenreichste Kanton ausscheren? Soll der einzige dreisprachige Kanton von dem Modell abweichen, das die Mehrsprachigkeit beachtet? Mit der Bündner Fremdsprachen-Initiative wäre das klar der Fall: Deutschsprachige Kinder würden in der Primarschule nur noch Englisch, italienisch- und romanischsprachige Kinder nur noch Deutsch lernen. Die einen lernen nur eine Kantonssprache und dürfen kein Englisch lernen, die anderen zwar Englisch, aber keine Kantonssprache. Egal, wie man mit dem Status zufrieden ist: Diese Initiative passt schlicht nicht zu Graubünden, nicht zur Schweiz, nicht zu unseren gemeinsamen Grundsätzen. Sie wäre ein Angriff auf unsere Identität. Denn wir alle sind Graubünden, von den Walsern über Rätoromaninnen und Rheintalern bis zu den Italienischbündnerinnen. Uns eint, dass wir anders sind, und dennoch eine Einheit sein wollen.

Tragen wir darum dieser Bündner Identität Sorge. Sagen wir Nein zum teuren und unsicheren Alleingang zum Schaden unserer Kinder. Sagen wir Nein zur Fremdsprachen-Initiative und bekräftigen wir den gemeinsamen Willen, unsere Vielfalt in der Einheit zu leben.

//wp.grheute.ch/2017/02/01/die-12-im-neuen-politforum-von-grheute/">14 PolitikerInnen aus Graubünden. Jeden Donnerstag nimmt eine/r zu einem aktuellen Thema Stellung, die anderen Mitglieder des Politforums können diesen Beitrag ihrerseits kommentieren.

" />

 

1 vgl. Präambel der Bundesverfassung der Schweizereschen Eidgenossenschaft:

https://www.admin.ch/opc/de/classified-compilation/19995395/index.html#ani1

 

(Bild: GRHeute)

Präsident SP Graubünden