Die blutigen Krieger Graubündens

Die blutigen Krieger Graubündens

Bündner Männer kämpfen für fremde Staaten und lassen ihre Familien zurück. Das Rätische Museum gedenkt an die Dienste dieser Mannen mit der Sonderausstellung «Beruf: Söldner – Bündner in fremden Diensten». Das freie Söldnertum gehört zu unserer Geschichte.

Bewaffnete Dienstleute, «Reisläufer», nannte man die Söldner. Die Söldnerheere spielten eine zentrale Rolle im mitteleuropäischen Kriegswesen des 15. bis 19. Jahrhunderts. Wegen des Kriegsgeschäfts gab es in Graubünden wirtschaftliche Engpässe. Heute weiss man, dass die fremden Dienste vielschichtig und weitreichend waren und dass sie Gesellschaft, Wirtschaft, Bevölkerungsentwicklung und Kultur der Eidgenossenschaft nachhaltig beeinflusst haben.

Die europäischen Mächte schätzten die körperlichen Fähigkeiten und Geschicklichkeit der Bündner, Kriegslust und Kriegstüchtigkeit; sie waren stark und kannten die Bergwelt. Ihnen wurde gar «Unbesiegbarkeit» nachgesagt. Anklang fand das Söldnertum vor allem in den Jahrhunderten zwischen den Mailänderkriegen und der Französischen Revolution nach dem Ende des Mittelalters. Das Adelgeschlecht «Salis» aus Soglio im Bergell gehörte zu den führendsten Familien der drei Bünde und ist eines der bekanntesten Söldner-Geschlechter. Die Ausstellung zeigt, die Schicksale der Bündner Familien auf und verleiht eine Vorstellung der alten Eidgenossenschaft und deren Stellung in Europa.

Die Anwerbung bezahlter Berufssoldaten war schon im Altertum beliebt und kann damit auf eine lange Tradition zurückblicken. Die Bevölkerungsentwicklung litt unter dieser Entwicklung und verlangsamte sich. Wenn man die Zahl der Söldner mit der Gesamtzahl der diensttauglichen Männer vergleicht, der Generation, die wirtschaftlich am aktivsten war und die im zeugungsfähigen Alter standen, sieht man das Ungleichgewicht. Viele unverheiratete Frauen verliessen ebenfalls ihre Heimatdörfer. Das war vor allem für kleinere Ortschaften bedeutsam, die dadurch ausstarben. Im 18. Jahrhundert stand dem Söldnertum der Niedergang bevor, das soziale Ansehen ging verloren und es gab Verlustgeschäfte. Diese Entwicklung beschleunigte sich im 19. Jahrhundert. Heute gibt es keine Söldner mehr.

Schon als Kind interessierte ich mich für Geschichte, ganz besonders gefielen mir die alten Burgruinen, die ich noch heute gerne besuche. Mein Neni nahm mich mit auf «Hoharätia» in Thusis und erzählte mir von den alten Sagen der Burg. Kein Wunder, dass dieses Interesse mit den Jahren noch stärker wurde. Die Ausstellung über die Söldner sprach mich direkt an. Begeistert bewunderte ich die alten Aufzeichnungen, die mit viel Mühe chronologisch geordnet ausgestellt sind. Die Waffen, teilweise extrem schwer und die Ausrüstungen, die sogar den starken Wintern trotzen mussten, sind beeindruckend. Die Ausstellung ist etwas für alle Sinne und bietet zum Beispiel viele Hörstationen. Es fühlte sich an wie eine kleine Zeitreise in die Vergangenheit. Ich als Bündnerin spüre eine starke Verbundenheit zu unseren Vorfahren. Die Frage nach der Herkunft und der Abstammung, meiner Blutlinie fasziniert mich.

Die Geschichte lebt in uns, die Ausstellung, die diese aufgreift, bietet einen Blick in die Bündner Geschichte. Kurator Jürg Spichiger und Gestalter Beat Stalder haben die Ausstellung, die bereits im Nidwaldner Museum zu sehen war, für Graubünden überarbeitet. Die Ausstellung im Rätischen Museum ist vom 22. April bis am 18. September zu besichtigen.

Mehr über die Ausstellung: Neue Sonderausstellung über Bündner Söldner

(Bild: zVg.)