Das Coronavirus hat das Leben in der Schweiz und in Graubünden vollkommen auf den Kopf gestellt. Wohl die wenigsten hätten vor wenigen Wochen die aktuelle Situation für möglich gehalten. Die Gesundheit, die Wirtschaft, die Politik und die Gesellschaft werden vom Virus bestimmt. Das Bundesamt für Gesundheit hat von Anfang an ruhig, sachlich und kompetent informiert und klare Vorsichtsmassnahmen von uns allen eingefordert. Laufend wurden die Massnahmen der aktuellen Situation angepasst. Die Bevölkerung wurde Schritt für Schritt mitgenommen und die Mehrheit der Bevölkerung erachtet die Massnahmen des Bundesrats als angemessen. Auch die Polizei liess verlauten, dass die Schweizer Bevölkerung die Vorgaben des Bundes gut einhält. Nur mit physischem Abstand und dem strikten Einhalten der Hygienevorschriften können wir einander – insbesondere die Risikogruppen und vor allem auch das Pflegepersonal in den Spitälern – schützen.
Der Bundesrat hat das Zepter in die Hand genommen und Notrecht beschlossen. Damit konnte er Verordnungen mit dringenden Massnahmen erlassen und sehr schnell umsetzen. Mit den Liquiditätshilfen für Unternehmen, mit der Ausweitung und Vereinfachung der Kurzarbeit, mit der Entschädigung bei Erwerbsausfällen für Selbständige und mit der Entschädigung bei Erwerbsausfällen für Angestellte, will der Bundesrat über 40 Milliarden Franken zur Abfederung der wirtschaftlichen Folgen bereitstellen. Ziel ist es, die Beschäftigung zu erhalten, Löhne zu sichern und auch Selbständige zu unterstützen. Auch im Kultur- und Sportbereich wurden Soforthilfen und Ausfallentschädigungen beschlossen. Natürlich decken diese Massnahmen nicht die Bedürfnisse aller ab. So erhalten beispielsweise die indirekt von den angeordneten Schliessungen betroffenen Unternehmen für Umsatzausfälle keine Entschädigung, obwohl die verordneten Schliessungen in der Wertschöpfungskette de facto auch ihre Existenz aufs Spiel setzen. Weitere Massnahmen, vor allem für die kleinen Unternehmen, müssen deswegen folgen.
Gleichzeitig ist es sehr zu begrüssen, dass alle Unternehmen, welche die Vorgaben des Bundes einhalten können, weiterarbeiten. Dies ist pragmatisch und zielorientiert. Die Lieferketten müssen, wenn immer es verantwortbar ist, aufrechterhalten werden. Sonst wäre der mittel- und langfristige Schaden für unsere Wirtschaft immens. Gerade einheimische Schlüsselindustrien, die beispielsweise Beatmungsgeräte – wie die Firma Hamilton in Bonaduz – produzieren, sind in diesen Tagen systemrelevant und auf Zulieferer angewiesen. Die hohe Flexibilität und Agilität unserer Wirtschaft in dieser schwierigen Lage darf uns auch stolz machen. Unsere Unternehmen sind ideenreich und innovativ und unterstützen sich gegenseitig. Auch die Digitalisierung erlebt im Moment aus der Not heraus einen enormen Schub, von dem wir in Zukunft profitieren können.
Diese Pandemie hat auch auf unser gesellschaftliches Zusammenleben Auswirkungen. Zuhause bleiben fällt vielen schwer. Spaziergänge müssen möglich sein, sind diese doch auch wichtig für das psychische Wohlbefinden. Auch ich bin gerne mit meinem E-Bike in der Natur unterwegs. Unsere Gesellschaft kommt allerdings in diesen Tagen ungewollt ein bisschen zur Ruhe. Die Entschleunigung darf auch zu einer Rückbesinnung auf unsere christlichen Werte führen. Gerade in der Krise erhalten im Alltag zeitweise vergessene Werte wie Gemeinschaft, Solidarität, Verbundenheit und Nächstenliebe einen neuen Sinn. Gerade diese Werte geben uns Halt und sind sinnstiftend. Die egoistischen Hamsterkäufe – sogar von WC-Papier – geben uns zu Recht zu denken und holen uns auf den Boden der Realität zurück. Wir lernen zu schätzen, was wir haben. Wir entwickeln mehr Respekt und Anerkennung für das hervorragende Gesundheits- und Sozialwesen, für die Behörden auf allen drei Staatsebenen und für den bestens funktionierenden öffentlichen Dienst, von der Verwaltung, über den öffentlichen Verkehr bis zu den Lehrpersonen und Kinderbetreuenden. In diesen und weiteren Bereichen wird in dieser Zeit Ausserordentliches geleistet.
Die Gesundheit, die nahe Umgebung und die einheimischen Produkte erhalten eine neue Bedeutung. All dies schadet unserer Gesellschaft nicht. Wenn wir nach dieser Pandemie gemeinsam im Interesse unserer Heimat handeln, unsere regionalen Produkte kaufen, unsere einheimischen Geschäfte und Unternehmen berücksichtigen, unsere nächsten Ferien und Ausflüge im Inland verbringen, werden wir gesellschaftlich und wirtschaftlich gestärkt aus dieser weltweiten Krise hervorgehen. Es liegt an uns zu unserer Gesellschaft Sorge zu tragen und mit unserem Verhalten Arbeitsplätze in unserem Kanton und in unserem Land zu sichern!
(Bild: GRHeute)