Neu-Deutsch für Dummies

Neu-Deutsch für Dummies

Wir wollen alle etwas fly sein, uns dabei mit einer Vollpfostenantenne beim Tinting ablichten lassen und uns danach ganz cheedo einen eiskalten Hopfensmoothie mit unseren Mois gönnen.

Ihr versteht nur Bahnhof? Keine Angst, da seid ihr nicht die Einzigen. Übersetzt heisst das nichts anderes als: «Wir wollen alle besonders abgehen, uns dabei mit einem Selfiestick beim Tätowieren ablichten lassen und uns danach ganz cool ein eiskaltes Bier mit unseren Kumpels gönnen».

Den eigenen Wortschatz zu erweitern, einen wissentlichen Blick in den Duden zu werfen oder die neusten und kuriosesten Wortschöpfungen des Jahres kennenzulernen, ist wie eine Form der Bibellektüre: eine Entdeckungsreise, eine Lektion in Demut, ein steter Quell des Vergnügens und der Verwunderung.

Der Sprachverständnis-Röschtigraben

Nur weil wir es alle unglaublich grossartig finden, unseren Wortschatz jedes Jahr auf’s Neue zu ergänzen und am Ende das «Wort des Jahres», das «internationale Wort des Jahres», das «Unwort des Jahres» oder das «Jugendwort des Jahres» zu küren, heisst das noch lange nicht, dass wir es auch verstehen müssen. Dabei unterscheidet sich der Wortschatz der Jungen im Vergleich zum Wortschatz der Erwachsenen um Längen und klingt in unseren Ohren beinahe wie eine Fremdsprache. Zwischen den Generationen herrscht sozusagen ein Sprachverständnis-Röschtigraben.

Doch müssen wir die Sprache der Jugend wirklich lernen? Vielleicht, sofern wir unsere Kinder verstehen, ihrer Konversation folgen oder ihre Handzeichen (dabbing) richtig deuten wollen. Deshalb: nichts holt einen schneller aus der eigenen Realität als den Worten unserer Jugend zu lauschen. Lasst uns (Jugend-)Deutsch lernen!

Fack ju Deutsch!

Hat’s den Jungen heutzutage durch den zunehmenden Konsum Sozialer Medien wortwörtlich die Sprache verschlagen? Davon ist auszugehen – aber wissenschaftlich (noch) nicht bewiesen. In Zeiten der allgemeinen Beschleunigung und Digitalisierung werden demnach auch neue Sprachkreationen schneller entwickelt und in die Alltagssprache eingepflegt. Wer von den Erwachsenen die Spezialsprache unserer Jugend beherrscht, kann es im Leben ziemlich weit bringen. Umgekehrt hingegen verspricht der Jugend-Alltagsjargon ungenügenden Notendurchschnitt und kaum Chancen auf eine erfolgreiche berufliche oder akademische Zukunft.

Aussagen wie «Wow Lady, du alte Cyberprinterin, deine Haare sind ja heute voll On Fleek» oder «Boah Diggah, der Analog-Spam war voll nicer dicer, krasser als unser Banalverkehr!», sorgen heute für Diskussionen bis hin zu regem Kopfschütteln unter den Erwachsenen. Dabei mausern sich gewisse Jugendausdrücke zu wahren Marketingslogans, mit denen sich wirklich gutes Geld verdienen lässt.

Also keine Bange, wenn eure Tochter eines Tages meint: «Ich zieh mir nur noch schnell meine Too-much-information-trousers und meine zauberhaften Zehentangas an». –Sie will sich nur mal schnell ihre ¾-Hosen und ihre Flip-Flops anziehen.

Immer noch Bahnhof? Hier gibt’s ein einzigartiges Aufklärungsvideo!

author

Andjela Dinkel

Geschäftsführerin/Region
Inhaberin der Agentur ProjektStation.ch & Jungunternehmerin mit Drive und Gespür für den Puls der Zeit im Bündner Rheintal.