Kanton spielt «Sim City» im Rheintal

Kanton spielt «Sim City» im Rheintal

Ein neuer Bahnhof für Landquart, ein 34 Kilometer langer Veloweg von Maienfeld bis Rhäzüns, und, und, und: Der Kanton spielt wahrlich «Sim City» – und die Bevölkerung soll mitspielen.

Wir nennen es «Sim City». Das Spiel, in dem jede und jeder sich sein eigenes Dorf, seine Stadt, sein Haus bauen und nach ausgeklügelten Kriterien ausbauen musste oder konnte. Der Kanton nennt es etwas trockener Agglomerationsprogramm 4. Das Ziel ist in etwa das gleiche: Am Schluss soll die Agglomeration Chur, die in die drei Gruppen Imboden, Plessur und Landquart eingeteilt ist, allen Anspruchsgruppen gerecht werden. «In dieser Region leben 90’000 Menschen und 75’000 Arbeitsplätze», sagte Wirtschaftsminister Marcus Caduff am Montagmorgen vor den Medien in Chur. «Es gibt eine starke Nachfrage von Wohn- und Arbeitsplätzen und damit geht auch eine Steigerung der Mobilität einher.»

Um dieser Mobilität Raum zu geben, wurden verschiedene Projekte erarbeitet. So soll der Bahnhof Landquart zum Beispiel eine neue Unterführung bekommen und eine direkte Buslinie von Landquart Fabriken ins Outlet. «Die Leute sollen von ihrem Wohnort direkt an den Arbeitsplatz fahren können», sagte Sepp Föhn, Gemeindepräsident von Landquart und Leiter der Region Landquart in diesem Agglomerationsprogramm. Das Outlet biete 2000 Arbeitsplätze, eine Bushaltestelle sei damit mehr als gerechtfertigt. Angedacht ist zudem eine direkte Verbindung mit einer Gleisunterführung von der Deutschen Strasse direkt ins Outlet.

206 Millionen Franken Kosten

Wichtig sind aber nicht nur die Autofahrer, auch die Velofahrer sollen ein durchgehendes Strassennetz bekommen. «Wir haben dabei nicht nur an den Pendelverkehr gedacht, sondern auch an den Freizeitverkehr», sagte Elita Florin, Gemeindepräsidentin von Bonaduz. 34 Kilometer soll das ausgebaute Velonetz von Maienfeld bis Rhäzüns lang sein, sichere Verkehrwege und auch für den Freizeitverkehr etwas bieten.

In Chur soll der Bahnhof Chur West in Richtung Raschärenstrasse versetzt werden. Ein Wettbewerb hat bereits einen Sieger hervor gebracht, der zu einem späteren Zeitpunkt vorgestellt werden soll. Wichtig ist aber: Im ganzen Agglomerationsprogramm kommt auch der öffentliche Verkehr nicht zu kurz. «Wir wollen die Strecken so ausbauen, dass der öffentliche Verkehr attraktiver wird», sagte Richard Atzmüller, Leiter des Amts für Raumentwicklung, und meinte damit das Strassennetz.

Das – und all die anderen, hier nicht näher erwähnten Projekte – kosten natürlich Geld. 206 Millionen Franken hat der Kanton Graubünden veranschlagt. Der Bund wird sich daran beteiligen. Im September wird der Kanton das Projekt Agglomerationsprogramm beim Bund einreichen – und ab 2024 mit der Umsetzung beginnen.

Vorraussetzung, dass der Bund überhaupt Geld spricht, ist aber auch eine öffentliche Mitwirkung, die ab sofort Online möglich ist. Detaillierte Informationen dazu finden sich hier: Agglomerationsprogramm 4. Generation.

(Bild: GRHeute)

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Rachel Van der Elst

Redaktionsleiterin/Region
Rachel Van der Elst mag Buchstaben: analog, virtuell oder überall, wo Menschen sind. In einem früheren Leben arbeitete sie unter anderm bei der AP, beim Blick, bei 20Minuten, beim Tages-Anzeiger und bei der Südostschweiz. In ihrer Handtasche immer dabei: Jasskarten.