Ausländische Online-Casinos werden in der Schweiz zunehmend zu einem Problem

Ausländische Online-Casinos werden in der Schweiz zunehmend zu einem Problem

GRHeute
30.08.2024

Die Schweiz zählt traditionell zu jenen Ländern, die ihren Glücksspielmarkt abschirmen. Das hat sich auch mit der letzten Gesetzesnovelle nicht geändert. Vor einigen Jahren wurden erstmals Online-Casinos erlaubt, doch diese benötigen eine entsprechende Lizenz der Schweizer Aufsichtsbehörde.

Diese werden jedoch ausschliesslich an die Betreiber von stationären Casinos in der Schweiz vergeben. So wurde der Markt zwar ein wenig liberalisiert, ausländische Online-Anbieter blieben vorerst jedoch davon ausgeschlossen. Die dabei generierten Steuereinnahmen kommen traditionellen sozialen und gemeinnützigen Zwecken, wie der Alters- und Hinterlassenenversicherung zugute. 

Die Ländergrenzen verschwinden zunehmend

Doch was Kritiker bereits bei der Beschlussfassung monierten, trat zuletzt immer häufiger zutage. Staatliche Grenzen funktionieren nicht mehr, wenn Geschäftsmodelle ins Netz verlagert wurden. Das Internet sorgt immer stärker dafür, dass ausländische Online-Casinos in die Schweiz drängen; das könnten auch die im Land eingesetzten Netzsperren nicht länger verhindern. Schliesslich sind diese schnell und einfach zu überwinden, wenn Spieler mehr Auswahl suchen und auf die Angebote ausländischer Online-Casinos zurückgreifen wollen. 

Diese Entwicklung macht auch vor der Schweiz nicht halt. Die Leidtragenden sind allerdings nicht nur die Spielsüchtigen, sondern auch Schweizer Institutionen wie die Alters- und Hinterlassenenversicherung. Sie ist eine von insgesamt drei Säulen der Schweizer Grundsicherung und profitiert von den Steuereinnahmen aus dem Glücksspiel. Doch wenn dieses aufgrund verstärkter ausländischer Konkurrenz zurückgeht, dann fehlt dieses Geld. Im Vorjahr profitierte die Alters- und Hinterlassenenversicherung immerhin mit 120 Millionen Franken aus dem Glücksspiel.

Zehn offizielle Anbieter

Seitdem sich die Bevölkerung in der Schweiz für die Novellierung des Geldspielgesetzes ausgesprochen hat, gibt es zehn Anbieter, die eine Konzession für Online-Casinos im Land erhalten haben und diese Leistungen anbieten. Die Schweizer lieben das Spielen in einer Online Spielbank, besonders das Natel gibt ihnen die Möglichkeit, ihre Favoriten jederzeit und von überall aus zu geniessen. So wird jede Wartezeit spielerisch überbrückt und bei vielen Anbietern muss nicht mal eine Software heruntergeladen und installiert werden. Man nutzt einfach die mobil-optimierte Seite und spart Speicherplatz. So bringt das Casino in der Hosentasche rund um die Uhr Casino-Feeling.

Die besten Mobile Casinos finden sich auf zahlreichen Expertenseiten; dort finden Spieler alle Vor- und Nachteile der einzelnen Anbieter, die mit einer offiziellen Schweizer Lizenz arbeiten. Der Vergleich der Zahl der angebotenen Spiele, der Gewinnquote oder der Auszahlungsgeschwindigkeit macht die Auswahl einfacher. 

Doch gleichzeitig mit dem legalen Geschäftsmodell wuchsen auch die illegalen Angebote kräftig an. Der Schweizer Casino-Verband geht davon aus, dass dessen Anteil mittlerweile rund 40 Prozent vom Gesamtmarkt beträgt. Damit würden pro Jahr rund 180 Millionen Franken ins Ausland abfliessen. Doch das Problem zeigt sich nicht nur bei fehlenden Steuereinnahmen, sondern vor allem beim Spielerschutz.

Lizenzen aus EU-Ländern ermöglichen den Betrieb

Glücksspielunternehmen aus dem Ausland arbeiten nicht mit einer Lizenz aus der Schweiz. Sie unterliegen nicht den Regelungen für den Spielerschutz und verzichten zumeist auf Spielersperren und Limits bei den Einsätzen. Das Verlustrisiko ist damit deutlich höher als im Land.

Dass die Online-Casinos keine offizielle Lizenz aus der Schweiz besitzen, bedeutet allerdings nicht, dass sie im rechtsfreien Raum agieren. Zumeist arbeiten die Betreiber mit einer Lizenz aus dem EU-Raum. Länder wie Malta, Zypern oder Gibraltar haben sich in den vergangenen Jahrzehnten als Lizenzgeber am Markt etabliert und schreiben ihren Lizenznehmern ebenfalls vor, wie sie ihr Geschäftsmodell betreiben müssen.

Spielen auf eigene Gefahr

Doch bei Rechtsstreitigkeiten bedeutet dies, dass sich Spieler an die Behörden der jeweiligen Länder wenden müssen. Die Gerichte in der Schweiz sind dafür nicht zuständig. Wer also sein Glück bei ausländischen Anbietern versuchen möchte, spielt zumeist auf eigene Gefahr, betonen die Verantwortlichen der Eidgenössischen Spielbankenkommission. 

Der genaue Umfang jener Umsätze, die ins Ausland fliessen, lässt sich nur abschätzen. Einen Ausgangspunkt dazu liefert die sogenannte Sperrliste der Schweiz. Diese wird von den Internetprovidern in der Schweiz eingesetzt, um den Zugang für Spieler aus der Schweiz zu blockieren. Noch vor zwei Jahren standen rund 600 Webseiten auf dieser Liste, mittlerweile sind es mehr als 1.700.

Technische Hürden sind leicht zu umgehen 

Diese technische Hürde wurde mit der letzten Reform des Geldspielgesetzes umgesetzt, doch gleichzeitig ist die Zahl der ausländischen Anbieter massiv angestiegen. Doch die Sperren lassen sich mithilfe eines VPN leicht umgehen, damit werden sie wirkungslos. 

Das hat auch der Schweizer Gesetzgeber erkannt und fordert verstärkte Massnahmen, um den Glücksspielmarkt im Land wirksam abschotten zu können. Doch die umfangreiche Werbung im Netz dürfte diesen Schritt verunmöglichen. Jetzt versucht man die Sperrliste öfter, als bisher auf den neuesten Stand zu bringen, die gesetzlichen Bestimmungen präziser zu formulieren und eine gemeinsame Datenbank für gesperrte Spieler auf den Weg zu bringen.

Ein wirksamer Weg aus dem Dilemma könnte eine Kombination aus verstärktem Spielerschutz und Lizenzierung ausländischer Anbieter sein. Ähnlich wie Deutschland gäbe es dann einen verstärkten Konkurrenzkampf am Markt, jedoch unter restriktiven Vorgaben des Staates. 

Die Schweiz ist aktuell nicht das einzige Land in Mitteleuropa, das mit der Problematik zu kämpfen hat. Auch in Österreich versucht der Staat, seinen einzigen Lizenz-Inhaber per Gesetz zu schützen. In zahlreichen Klagen haben Spieler von ausländischen Online-Casinos jetzt die Rückzahlung ihrer Verluste erstritten. Dass dies allerdings auch nach hinten losgehen kann, musste zuletzt eine Spielerin erfahren. Der Oberste Gerichtshof bestätigte, dass die Auslösung der Geschäftsbeziehung in beiden Richtungen gilt. Die Spielerin, die von ihrem Anbieter geklagt wurde, muss daher ihre Gewinne ebenfalls an diesen zurückzahlen.   

 

 

(Symbolbild: Das Online-Glücksspiel macht vor den Grenzen der Schweiz nicht halt/Pixabay)

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