In meiner letzten Kolumne habe ich das World Economic Forum in Davos hinterfragt, es als zweckentfremdet und dekadent bezeichnet. Die Antwort liess nicht lange auf sich warten. Alt Ständerat Brändli warf mir vor, mich im Nationalratswahlkampf als Wahlhelfer der Linken gemacht zu haben und aufgrund meines Pamphlets zum WEF weit von den Interessen der Bündner zu entfernen.
Alt SVP-Regierungsrat Brändli spielt mit dieser Aussage nicht nur auf mich persönlich, er nimmt auch gleich in Anspruch, dass die Bündner der gleichen Meinung sind wie er und klar hinter dem WEF stehen. Was macht ihn denn so sicher?
Sicher sind die Gewinne, die das WEF und die Organisatoren sowie Steakholder des WEFs erzielen, relativ hoch. Aber wer profitiert wirklich davon? Es sind vor allem betuchte Kreise und nicht der kleine Bürger, der vom WEF profitiert. Der Bürger muss für die Sicherheitskosten aufkommen, die sich in der Schweiz inzwischen auf CHF 45 Mio. belaufen.
Man kann alles unter dem Aspekt der Gewinnmaximierung betrachten. Dies ist aber in einer Zeit, in der sich weltweit das wirtschaftliche Wachstum vor allem auf Kosten der Umwelt verbessert, nicht mehr zeitgemäss. Wir haben in den letzten fünfzig Jahren mehr Ressourcen unseres Planeten verschlungen als in der gesamten vorangegangenen Menschheitsgeschichte. Wir müssen feststellen, dass wir in vielen Ländern unser lebensfähiges Zuhause in eine Müllkippe verwandelt haben. In diesem Jahrhundert geht das, was wir fälschlicherweise immer noch als Wirtschaftswachstum bezeichnen, schlicht und einfach mit einer tragischen Umweltzerstörung einher. Welche Antworten liefert das WEF dazu?
Wir Grünliberalen suchen Lösungen, wirtschaftliches Wachstum mit einem ökologischen Ressourcenabbau zu vereinbaren. Dies gelingt nicht immer, aber es wird für das Überleben weiterer Generationen dieser Erde notwendig sein.
Ich habe nichts dagegen, wenn sich die Wichtigen, Reichen und Schönen dieser Welt weiterhin in Davos treffen und über nachhaltiges Wirtschaftswachstum debattieren. Solange sie für ihre Kosten selber aufkommen und die Umwelt nicht zusätzlich durch Flugemissionen belasten, ist nichts dagegen einzuwenden.