Legenden: Lou Geniuz im grossen Interview

Legenden: Lou Geniuz im grossen Interview

Freudige Nachrichten gab es diese Woche für die Kulturgemeinschaft Graubünden. Der Kanton öffnete wieder mal das Portemonnaie und schenkte diversen Kulturschaffenden 20’000 Franken. Einer, der eigentlich schon länger mal etwas gekriegt haben sollte, nun aber doch erst zum ersten Mal einen grösseren Unterstützungsbeitrag bekommt, ist Lou Geniuz aka Luigi Zarra. Wir haben ihn interviewt.

Beim Namen Lou Geniuz macht es bei den meisten sofort Klick, denn nicht nur bei grossen Namen wie Liricas Analas, Bündnerflaisch, May Day oder Breitbild hat der Herr seine Finger im Spiel, auch Newcomer wie Giganto, Mattiu und viele weitere unterstützt er seit Jahren. Was neben seiner Producerkarriere immer ein wenig auf der Strecke blieb, sind seine Soloaktivitäten. Es ist in der Szene ein offenes Geheimnis, dass Lou auf seinem Computer noch einige Hits hat, die nur darauf warten, endlich das Licht der Welt zu erblicken. Wir von GR Heute haben mit dem Produzenten und Musiker über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft geplaudert.

 

Herzlichen Glückwunsch zum Förderbeitrag. Wie fühlt es sich an, eine solche Anerkennung für dein Schaffen zu erhalten?

Danke, es fühlt sich fantastisch an, auch wenn es kein Förderbeitrag ist, der vom Kanton von alleine gekommen ist, sondern eben ein Wettbewerb zur Förderung des professionellen Kulturschaffens ist, bei dem ich aber wirklich überzeugen konnte, wie man mitbekommen hat.

Seit Jahren bist du als Produzent tätig, folgt nun endlich dein drittes Album?
Ich hatte schon lange vor ein drittes Album zu releasen, aber dies ging nicht, aus zeitlichen & familiären Gründen.
16 Jahre ist es her, als mein letztes Album illoumination veröffentlicht wurde. Auch konnte ich mich beim Musikstil nicht so entscheiden, hatte auch noch eine geile Band am Start und mischte alles mögliche zusammen, von Hip Hop, Pop, Soul, Funk, Reggae und Latin.
Dann wurde mein erster Sohn geboren und ich entschied mich, alle Karten aufs Studio und das Produzieren zu setzen, weil mir da die Chancen grösser schienen zu überleben, als als Künstler.
Nun zurück auf den Kern deiner Frage : es wird ein drittes abschliessendes Album geben als Lou Geniuz und zwar wird dies Tri-Lou-gee heissen, der Hörer, der das Album will, bekommt nicht nur ein Album, sondern gleich 3 Alben für den Preis von einem. Die Songs stehen schon und sind zum grössten Teil bereits fertig aufgenommen. Das wäre dann der Abschluss mit dem Künstlernamen Lou Geniuz.

Dein Projekt heisst Lou & Friends. Was steckt genau dahinter?

Dieses Projekt beinhaltet die Herausgabe eines musikalischen Werkes von mir, zusammen mit ca. 20 Gastmusikern/Freunde, allesamt aus Graubünden, die ich als Musiker, Sänger, Komponist, Toningenieur & Produzent in den letzten 20 Jahren begleitet, ünterstützt oder zusammen gearbeitet habe. Es werde grosse herverragende Musiker und Vocalisten mit dabei sein, so zu sagen die crème de la crème der Bündner Musikszene.

Über die Jahre hinweg hast du ziemlich viele Künstler produziert. Welche Produktionen sind dir am besten in Erinnerung geblieben? Warum?

Ja das ist wohl so, es waren viele Produktionen. Am meisten in Erinnerung geblieben sind mir die ersten grösseren Produktionen zwischen 2001 und 2007 mit Breitbild, Gimma, Cigi, Bündnerfleisch oder mit Liricas Analas. Wir hatten alle nur Musik im Kopf und eine geile CD-Produktion und wir hatten verdammt viel Spass bei mir im Studio, weil wir einfach noch jünger & freier waren. Wenn einmal zum Beispiel keine Idee für einen Refrain da war, dann ging es einfach ins Gamer-Rüümli und wir haben ein Fifa Turnier oder Karten gespielt. Es war mehr so wie eine grosse Stube, in der man sich traf und eine gute Zeit hatte. Da spielte Geld, Erfolg, Karriere oder eine eigene Familie zu gründen noch keine Rolle.

 

Deine Songs sind immer sehr funky, balladesk oder karibisch. Wann gibt’s einen Heavy Metal-Song von Lou Geniuz?

Ich bin halt eher der Typ Good Vibes und bei Funk, Soul oder Afro-karibischen Grooves schwingt es für mich einfach gut und positiv.
Projekt Horizon ist ein Projekt, indem ich sowohl als Produzent und als Künstler involviert bin und da hat es auch mal extrem schwer metallische Riffs drauf.

Du bist ein gern gehörter Featuringgast. Hast du mal nachgezählt, wie vielen du deine Stimme geliehen hast?

Nein habe ich noch nicht, aber das werde ich bestimmt auch bald mal tun und ein Best of featuring Lou präsentieren.

Ähnlich sieht es aus bei den produzierten Alben. Wie viele sind es inzwischen?

Also wenn ich alle Alben zähle, ob ich dabei als Featuring-Gast vertreten bin oder auch nur gemischt und gemastert habe, ist die Zahl 100 schon überschritten, denn so viele CDs bei denen ich mitgewirkt habe, hängen bei uns im Klangstark Studio im Eingangsbereich.
Über 20 Produktionen landeten in den Top 20 der offiziellen Schweizer Hitparade und zusammen mit Breitbild gelang mir sogar der Sprung auf die Nr. 1 der Hitparade.

Du hast viele Hits miterlebt. Was unterscheidet einen normalen Song von einem Hit?

Um einen wirklichen Hit zu landen, braucht es viele Dinge und es müssen viele Umstände zusammen passen. Als erstes braucht es natürlich einen geil produzierten Song, der extrem Hooklastig ist und mit einer sehr simplen eingängigen Melodie versehen ist, der Musikstil ist nicht mal so relevant. Viel wichtiger sind dann Faktoren wie Vermarktung, Promotion, Look und das Auftreten des Künstlers. Du könntest einen potenziellen Hit geschrieben haben, aber niemand bekommt es mit, weil das ganze Rundherum einfach nicht passt oder der Zeitpunkt einfach gerade nicht stimmt.
…Egal, ich finde : macht einfach Musik, habt Freude & Spass daran und glaubt an euch, alles andere kommt dann von alleine.

Was sind deine nächsten Projekte, die du aktuell produzierst?

Momentan im Studio sind Acavoce (für mich die beste Acapella Band weit und breit), JJD mit deutschsprachigem Rap, der extrem überzeugt mit seiner Art und seinen Texten, Projekt Horizon mit dem dritten Album, einzigartiger Crossover mit viel Energie und eben auch mal harten Riffs, ausserdem noch der junge sehr talentierte Künstler Mattiu Defuns der mit seinem Debüt-Album am Start ist etc. etc.
Es sind auch noch andere sporadische kleinere Projekte am Laufen mit interassenten Künstlern, auch diese wird man bald hören.

Wie geht es voran mit der Firma Klangstark?

Wir hatten einen gelungenen Start und es läuft super, wir sind sehr zufrieden und überaus motiviert. In Zukunft wird man immer mehr gemeinsame Produktionen von uns hören.

Ausserdem arbeitest du ja noch im Bluewonderstudio. Ist Freizeit ein Fremdwort für dich?

Ja, das Bluewonderstudio ist bald auch soweit für ein Re-opening. Alle Umbauten und Optimierungen sind bald durch und es wird und ist immer noch der Spot für Produktionen mit kompletten Bands für mich.
Freizeit? Was ist das? Ich habe neben den Studios noch drei Söhne, da kannst du dir vorstellen, was das bedeutet.

Kürzlich bist du wieder mal mit Cigi gemeinsam aufgetreten. Wird man dich in Zukunft wieder mehr auf den heiligen Brettern sehen?

Ja, auf jeden Fall. Ich spüre die Magie fast nur noch auf der Bühne und vor allem bei Jam-Sessions. I’m born for the Stage…

Hörst du deine ersten zwei Werke noch hin und wieder oder ist das zu weit weg?

Ewig her, das ich reingehört habe… Es hat gute Songs und Kompositionen drauf, aber stimmlich war ich da noch nicht so weit und auch produktionstechnisch. Aber ist immer noch ganz okey und hörbar das Ganze. Bei mir ist es halt so, dass wenn irgendeine Produktion bei der ich mitgewirkt habe, mal veröffentlicht wurde, dann ist es für mich Geschichte und wird von mir nur noch Live gehört und gespielt, wenn es denn Gelegenheit dazu gibt.

Welchen Tipp gibst du jungen Künstlern mit auf den Weg?

Eigentlich was ich oben schon erwähnt habe: Macht einfach Musik mit Leidenschaft, habt Freude und Spass daran und glaubt an euch. Alles andere kommt dann von alleine.
Und noch wichtiger : Überlegt euch nicht was für ein Video ihr machen wollt und zu welchem Produzent ihr gehen wollt und was für Erfolg ihr haben werdet, bevor ihr nicht zuerst einen Song geschrieben und mindestens Demomässig aufgenommen habt.

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Chris Bluemoon

Redaktor Kultur
Hauptberuflich Radio-Journalist mit viel Leidenschaft für die Musik, die Poesie und das ganz grosse Chaos.