Alligator mit Gegenwind, Piranha Chur im Halbfinal

Alligator mit Gegenwind, Piranha Chur im Halbfinal

GRHeute
08.03.2020

Die Bündner Herren-Unihockey-Teams haben in den Playoff-Viertelfinals einen schweren Stand: Derweil Chur Unihockey gegen Meister Wiler Ersigen nach der dritten Kanterniederlage in Serie vor dem Aus steht, ist auch Alligator Malans gegen Rychenberg Winterthur wieder in Rücklage geraten. Dafür steht bei den Frauen Piranha Chur im Halbfinal.

Auch wenn die Alligatoren die Gäste aus Winterthur in deren Zone einschnürten, mit wütendem Offensivspiel und Pressing in arge Nöte brachten, war es an diesem Abend immer das gleiche Lied: Zum Beispiel beim Start ins letzte Drittel, als sich Remo Buchli in Unterzahl den Ball schnappte und Joshua Schnell bediente, der den Anschlusstreffer zum 3:5 markierte. Vier Minuten später, in einem raren Moment, wo sich die Winterthurer aus der Umklammerung lösen konnten, stellte Stürmer Keller aber wie aus dem Nichts den Dreitorevorsprung für sein Team wieder her. So mussten die Alligatoren hart arbeiten, während dem Gegner der Lohn zufiel. Ein unermüdlich rackernder Joshua Schnell fand nach dem Spiel klare Worte: «Wir waren 40 Minuten lang zu wenig gut – und übers ganze Spiel waren unsere Gegner einfach effizienter in der Chancenauswertung.»

Frühe Hypothek vor 177 Zuschauern

Mit ein Grund für die Niederlage waren vor allem im ersten Drittel einige grobe Fehler im Passspiel oder in der Ballkontrolle, die dem HCR ein Gefühl für das heutige Spiel zu geben schien: Das Warten auf Malanser Fehler wird sich auszahlen. Die Begegnung startete mit lebhaften Alligatoren, die sich die ersten Chancen des Spiels erarbeiteten, aber schon nach fünf Minuten mit zwei Toren im Hintertreffen waren. Michel Wöcke und Best Player Patrick Doza kriegten zu viel Platz und Zeit vor Torhüter Wittwer zugestanden. Winterthur fing in dieser Zeit viele Querpässe ab, was insbesondere die dritte Malanser Linie zu verunsichern schien. Nach einer tollen Parade von Jonas Wittwer gelang der ersten Sturmformation ein zwingender Angriff: nach schnellem Passspiel von Valentin Schubiger über Joshua Schnell bezwang Jarkko Nurmela mit viel Willen den Winterthurer Schlussmann einhändig (16`). Für das dritte Tor der Gäste war wiederum Patrick Doza besorgt, der einen Konter nach durchschauter Spielauslösung in der 19. Minute verwerten konnte.

Nach taktischen Umstellungen wirkte Malans im zweiten Drittel etwas stabiler. In der 24. Minute erkämpfte sich Joshua Schnell den Ball und passte zu Valentin Schubiger, der sein erstes Tor in der NLA erzielen konnte. Das Zusammenspiel der beiden Jungspunde funktionierte gut, man kennt sich aus gemeinsamen Juniorenzeiten: «Wir haben nicht allzu oft zusammengespielt. Es ist aber cool, wie sich unsere Arten zu spielen ergänzen», meinte Schnell über seinen Sturmpartner. Die beiden ergänzten sich auch sehr gut mit Jarkko Nurmela und konnten sich auf die Absicherung durch die erfahrenen Verteidiger Berry und Tromm verlassen. Mit einem Doppelschlag durch Wöcke und Braillard konnten sich die Gäste aber zu Spielmitte wieder absetzen – was der Malanser Spielanlage nicht zum Besten diente. Insbesondere der finnische Verteidiger und Topskorer des HCR, Tuomas Iiskola las viele Pässe und betätigte sich als «Balldieb».

Zu mehr als dem 5:6 reichte es nicht

Als Dan Hartmann in der 49. Minute in Überzahl einen geschickt verzögerten Pass von Kevin Nylund volley verwertete, war die Schlussphase eingeläutet. Leider konnte das Rychenberger Bollwerk nur noch einmal geknackt werden: Kevin Berry traf nach einem Sololauf in der 55. Minute zum 5:6. Die anrennenden Alligatoren fanden auch ohne Torhüter und mit sechs Feldspielern keinen Treffer mehr.

«Wir müssen noch aggressiver und mutiger spielen, und dies zwingend über 60 Minuten» ortete Joshua Schnell Verbesserungspotential. Dies trifft sicher zu, es ist aber auch wichtig, dass die gesamte Mannschaft dies geschlossen umsetzt. Gegen die mühsame defensive Einstellung der Rychenberger sind technische Qualität und Geduld weitere Faktoren. Für die Alligatoren ist aber noch alles drin in dieser Serie – der Gegner liegt definitiv in Reichweite. Am kommenden Samstag (17.00) wird Spiel 4 live auf SRF gezeigt. Hoffen wir auf einen wiederum bissigen Alligatorenauftritt in der AXA-Arena.

Das sagt Cheftrainer Oscar Lundin zum Spiel: «Der HCR hat seine Konterchancen heute besser genutzt als wir. Ich habe das Gefühl, dass unsere Intensität etwas zu tief war. Jetzt haben wir eine Woche Zeit, um unsere Batterien wieder zu laden. Wir werden bereit sein!»

Chur Unihockey vor dem Aus

2:10, 3:10, 4:13 – das die bisherigen drei Viertelfinal-Resultate von Chur Unihockey in der Playoff-Viertelfinals gegen Wiler Ersigen. Man muss kein Prophet sein um zu prophezeien, dass die Saison 2019/20 für die Bündner am nächsten Samstag mit dem Heimspiel (19 Uhr) zu Ende gehen wird. Wie schon im Startspiel hielten die Bündner in Spiel 3 im Startdrittel gut mit und lagen nach 20 Minuten nur 0:1 hinten. Im zweiten Spielabschnitt sah es gar noch besser aus: Nach dem 0:2 reagierten die Churer und glichen das Spiel innert einer Minute aus. Die beiden Tore entpuppten sich aber als Strohfeuer, mussten die Bündner doch noch im Mittelabschnitt sieben weitere Gegentreffer zum 9:2-Zwischenstand nach 40 Minuten einstecken. Zum dritten Mal gelang es Chur damit in der Playoff-Serie nicht, die Offensive des Meisters einigermassen unter Kontrolle zu halten. Mit einem Torfestival können die Spieler von Iivo Pantzar offensiv schlicht nicht mithalten.

Immerhin konnte Chur Unihockey am Wochenende auch eine positive Nachricht kommunizieren: Mit dem Transfer des 29-jährigen Pontus Karlson Martell gelang der sportlichen Führung von Chur Unihockey ein absoluter Wunschtransfer. Der Stürmer des in der höchsten schwedischen Liga spielenden Teams Höllviken IBF unterschrieb für ein Jahr mit Option auf ein weiteres bei Chur Unihockey. Nach mehreren Gesprächen waren die Verantwortlichen von Chur Unihockey überzeugt, dass nicht nur eine enorme spielerische Qualität, sondern auch eine Führungspersönlichkeit in die Bündner Hauptstadt wechselt.

 

Seit seinem zwölften Lebensjahr spielte der Schwede für seinen Heimatclub Höllviken und half dabei mit, diesen Verein zu einem etablierten SSL-Verein zu bringen. Mit dem schwedischen Routinier wurde das junge Kader optimal unterstützt, um sich weiter zu entwickeln. Daneben war Martell jedoch auch äusserst produktiv, mit 40 Punkten ist er in der noch laufenden schwedischen Qualifikation der zweitbeste Scorer seines Teams. Die Churer Unihockey-Fans dürfen sich auf eine echte Verstärkung mit grossem Offensiv-Potenzial freuen.

Piranha im Halbfinal

Am Sonntagabend qualifizierte sich Piranha Chur in der Best-of-5-Serie gegen Laupen für die Halbfinals. Die Cup-Siegerinnen siegten vor 138 Zuschauern in der Turnhalle der Gewerbeschule Chur nach hartem Kampf mit 8:6 und gewannen die Serie mit 3:0. Ebenfalls mit einem Sweep für die Semis qualifiziert haben sich Skorpion Emmental Zollbrück und die Wizards Bern Burgdorf. Im vierten Halbfinal führen die Kloten-Dietlikon Jets gegen Rychenberg Winterthur nach einem knappen 4:3 nach Penaltyschiessen in der Serie mit 2:1. 

 

 

(Text: Thomas Rentsch/GRHeute, Bild: Erwin Keller/Alligator Malans/Chur Unihockey)

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