«Bahnhof Davos Dorf» soll um 400 m verschoben werden

«Bahnhof Davos Dorf» soll um 400 m verschoben werden

GRHeute
18.12.2020

Die Gemeinde Davos, die Rhätische Bahn AG (RhB), die Davos Klosters Bergbahnen AG (DKBAG) und die Immobiliengenossenschaft Konsum Davos haben sich Anfang Jahr zusammengeschlossen, um zum notwendigen Umbau des Bahnhofs Davos Dorf ein integrales Lösungskonzept zu entwickeln. In ihrer gemeinsamen Absichtserklärung haben sich die vier Partner auf eine Stossrichtung für das Generationenprojekt geeinigt. Dabei wird geprüft, den «Bahnhof Davos Dorf» um 400 m Richtung Zentrum zu verschieben.

Mit dem «Generationenprojekt Bahnhof Dorf – Seehofseeli» legen die vier Partner ein gemeinsames Zukunftsszenario für die nachhaltige Weiterentwicklung der Gemeinde vor. Die Umsetzbarkeit dieses Projekts ist in einer Vorstudie untersucht und nachgewiesen worden. Die Absichtserklärung, der sogenannte «Letter of Intent», wurde von den vier Partnern unterzeichnet. Dieser regelt die Voraussetzungen sowie die generellen und individuellen Zielsetzungen der Partner. Damit ist ein erster Meilenstein erreicht und die Basis für die Weiterbearbeitung des Generationenprojekts gelegt.

Integrale Gesamtlösung für Verkehr und Dorfzentrum

Auslöser ist zum einen das Behindertengleichstellungsgesetz (BehiG). Dieses verlangt am Bahnhof Davos Dorf in den nächsten Jahren nach einem umfassenden Umbau der Personenunterführungen, Perronanlagen und des Busterminals. Zum anderen gilt es, die Verkehrsprobleme auf der Strasse vertieft anzugehen, denn die Verkehrsführung und die vielen Verkehrsteilnehmenden lösen auf der Strecke zwischen Bahnhof und Talstation Parsennbahn immer wieder Stau aus. Die vier Partner schlagen für das Zentrum von Davos eine Gesamtlösung vor: Die Verschiebung des Bahnhofs um 400 m ermöglicht es gemäss einer Medienmitteilung, die Verkehrsprobleme im Zentrum deutlich zu verbessern, das Umsteigen auf den Ortsbus zu erleichtern und die wichtigen Entwicklungsgebiete um den Bahnhof anzuschliessen. Die Bedürfnisse aller Verkehrsteilnehmenden sollen berücksichtigt werden.

  • Der Bahnhof Davos Dorf und die Parsenn-Bahnen rücken unmittelbar zusammen. Ein Umsteigen auf den Bus ist nicht mehr nötig.
  • Der Neubau des Bahnhofs Davos Dorf erfolgt behindertengerecht.
  • Der Bus- und Autoverkehr auf der Bahnhof- und der Talstrasse wird verflüssigt.
  • Die öffentlichen Verkehrsmittel und der Fuss- und Veloverkehr werden gefördert; das Busterminal wird neu angelegt und der Busbetrieb wird verbessert.
  • Die bessere Anbindung der Bergbahn an den Bahnhof und den Busterminal ermöglichen den bequemen Transfer zwischen Parsenn- und Jakobshornbahn.
  • Das Generationenprojekt soll ausserdem einen grossen städtebaulichen Mehrwert schaffen. Es ermöglicht, das Zentrum von Davos Dorf aufzuwerten und Davos als lebendige Gemeinde mit hoher Lebensqualität zu stärken.
  • Das Zentrum zwischen Bahnhof und Promenade wird zum grünen Treffpunkt. Der Freiraum Seehofseeli wird attraktiv gestaltet.
  • Eine neue, breite Unterführung der Bahnlinie und der Talstrasse ermöglicht at- traktivere Quartierverbindungen.
  • Die Promenade wird zum Begegnungsort: Die neue Verkehrslösung ermöglicht, den Abschnitt der Promenade zwischen Migros und St.-Theodul-Kirche weitgehend vom Verkehr zu befreien.
  • Ein neues Quartier zum Leben und Arbeiten direkt neben dem Bahnhof belebt Davos.
  • Der Bereich des heutigen Bahnhofs kann nach der Verschiebung entwickelt und damit aufgewertet werden.
  • Die Parkplätze werden grundsätzlich in den Untergrund verlegt.

 

 

Die Gemeinde Davos, die RhB, die DKBAG und die Immobiliengenossenschaft Konsum Davos haben sich mit ihrer Absichtserklärung auf das Weiterverfolgen des Projekts geeinigt. 2021 wollen die vier Partner die benachbarten Grundeigentümerinnen und Grundeigentümer in den Prozess einbeziehen. Ausserdem ist die Vertiefung verschiedener Fragestellungen erforderlich: Dazu gehören die Erarbeitung eines Umweltverträglichkeitsberichts, einer Verkehrsstudie und verschiedener Vorstudien der RhB. Zudem wird die notwendige Anpassung der Nutzungsplanung angegangen. Denn das Generationenprojekt Bahnhof Dorf − Seehofseeli bedingt koordinierte Ein-, Um- und Aufzonungen.

Im Frühjahr 2022 soll der definitive Entscheid über die Verschiebung oder den Umbau des Bahnhofs am heutigen Ort fallen. Zu diesem Zeitpunkt soll die Änderung der Nutzungsplanung zusammen mit dem Antrag des Projektierungskredits der Stimmbevölkerung vorgelegt werden. Vorgängig erfolgt die öffentliche Mitwirkungsauflage (gem. Art. 13 der Raumplanungsverordnung für den Kanton Graubünden). Der Baukredit kommt voraussichtlich 2023 zur Abstimmung.

Davos soll Davos bleiben

Die Rolle der Gemeinde Davos als internationaler Veranstaltungsort und beliebte Tourismus-Destination für unterschiedlichste Zielgruppen soll mit dem Generationenprojekt nachhaltig gestärkt werden. Auch während der Umsetzung werden diese Funktionen zu keinem Zeitpunkt gefährdet, denn die Realisierung erfolgt in Etappen: Ziel ist, die Infrastrukturvorhaben in den Jahren 2024 – 2028 umzusetzen. Winterbetrieb, Zwischensaison und Sommertourismus wie auch Grossanlässe wie das WEF oder der Spengler Cup sollen dabei uneingeschränkt sichergestellt sein.

Für die Bereiche neuer Bahnhof, Busterminal, Quartierverbindung und Freiraum Seehofseeli sollen etablierte Konkurrenzverfahren (Wettbewerbe oder Studienaufträge) durchgeführt werden. Auch für die Entwicklung des neuen Quartiers direkt neben dem Bahnhof sind Konkurrenzverfahren geplant. Die konkreten baulichen Gestaltungs- und Nutzungsmöglichkeiten des Quartiers sind aber nicht Gegenstand dieses Projekts.

Geprüft wurde ein breiter Variantenfächer. Mit der gewählten Stossrichtung gelingt es, viele Probleme in einem Gesamtprojekt zu lösen und einen positiven Gesamtnutzen für alle Parteien zu erzielen. Das Projekt soll eine zweckmässige Lösung für die Verkehrsproblematik im Zentrum von Davos Dorf schaffen und auf teure Luxus-Investitionen verzichten. Eine genaue Kostenschätzung sei im jetzigen Projektstand allerdings noch nicht möglich. In ihrer Grobschätzung rechnen die Partner aber mit folgenden Kosten, wobei hier eine Unsicherheit von 30 Prozent eingerechnet wurde:

  • für Bahnhof und Busterminal 28 Mio. Franken
  • für die Verkehrsberuhigung Seehofseeli-Promenade mit Neugestaltung der öffentlichen Räume und die Quartierverbindung 22 Mio. Franken
  • für das Parkhaus Seehofseeli 18 Mio. Franken.

Der Kostenteiler zwischen den Partnern wird bis zum Sommer 2021 festgelegt werden.

Geplant wird im Dialog unter Mitwirkung der Bevölkerung.

Während des ganzen Prozesses soll die Bevölkerung über wichtige Meilensteine informiert und in den Prozess einbezogen werden. Aufgrund der gegenwärtig verschärften Covid-19-Situation konnte die geplante öffentliche Infoveranstaltung vom 1. Dezember 2020 nicht durchgeführt werden. Ein vertiefter Dialog mit der Bevölkerung soll aber im Rahmen der weiteren Planung 2021 stattfinden.

 

(Bilder/Visualisierungen: zVg.)

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