In Graubünden wird wieder deutlich mehr gebaut

In Graubünden wird wieder deutlich mehr gebaut

GRHeute
27.08.2021

Die Auftragseingänge und die Bautätigkeit in Graubünden erfahren nach dem pandemiebedingten Rückgang im Vorjahr im ersten Semester 2021 eine deutliche Zunahme. Insbesondere im Wohnungsbau und im Tiefbau sind deutlich stärkere Werte zu verzeichnen. Dies vermeldete der Graubündnerischer Baumeisterverband am Freitag.

Die Bautätigkeit erreichte per Ende Juni 2021 wieder das Niveau von 2019. Die Zunahme des baubewilligten Volumens der Bauzeitversicherung plausibilisiert die Entwicklung im Wohnungsbau und im übrigen Hochbau. Die Zahl der Beschäftigten per 30. Juni 2021 folgte der Entwicklung und legte gegenüber dem Vorjahrstichtag um +5.8% zu. Die erfreulichen Daten dürften insbesondere im Wohnungsbau zu einem guten Teil in der Abarbeitung eines Projektstaus begründet sein, welcher sich im letzten Jahr im Zuge des Pandemie-Lockdown und der allgemeinen Verunsicherung eingestellt hatte. Überlagert wird dieser Aspekt von der nach wie vor investitionsfördernden Situation am Kapitalmarkt. Im Tiefbau kommt der nachhaltig hohe Investitionsbedarf im Infrastrukturbereich in unserem Gebirgskanton wie auch die Investitionsbereitschaft der öffentlichen Hand in der aktuellen Situation deutlich zum Ausdruck.

Beschäftigte

Die Zahl der Beschäftigten im Bauhauptgewerbe betrug per 30. Juni 2021 4‘921 Personen. Im Bauhauptgewerbe des Kantons Graubünden waren per Ende Juni 2021 insgesamt 4’921 Personen (+5.8%) beschäftigt, nämlich 1’821 Schweizer (+3.4%), 831 Kurzaufenthalter (+14.4%) und 2’269 übrige Ausländer (+5.2%). Die Erhebung der Beschäftigten erfolgt per Stichtag und ist nicht direkt mit der Periodenerhebung der Umsätze vergleichbar. In der Tendenz korrespondieren die Daten und plausibilisieren sich gegenseitig.

Auftragseingang

Nach dem pandemiebedingten Einbruch im Vorjahr erreichten die Auftragseingänge im ersten Semester 2021 einen Höchstwert. Dabei dürfte es sich allerdings weitgehend um einen Kompensationseffekt des Rückganges im Vorjahr handeln. Das Gesamtvolumen an eingegangenen Aufträgen im ersten Semester 2021 beträgt 798.0 Mio. Franken. Es liegt mit +51.3% markant über dem vergleichbaren Vorjahreswert, welcher allerdings seinerseits gegenüber 2019 deutlich tiefer lag. Die Zunahme ist in allen Sparten begründet. Besonders hoch fiel sie im Wohnungsbau aus, wo Aufträge im Umfang von CHF 226.0 Mio. eingingen (+115.0%). Im übrigen Hochbau beliefen sich die Auftragseingänge auf 86.0 Mio. (+3.7%) und im Tiefbau auf 486.0 Mio. (+43.1%).

Im Hochbau und insbesondere im Wohnungsbau dürfte sich der Nachholeffekt aufgeschobener Projekte mit der nach wie vor investitionsfördernden Situation am Kapitalmarkt überlagern. Im Tiefbau kommt der nachhaltig hohe Investitionsbedarf im Infrastrukturbereich in unserem Gebirgskanton wie auch die Investitionsbereitschaft der öffentlichen Hand in der aktuellen Situation zum Ausdruck.

Bautätigkeit

Die Zunahme der Auftragseingänge schlägt sich auch in der Bautätigkeit nieder. Diese stieg gegenüber dem Vorjahr um +39.8%. Die Zunahme ist im Wohnungsbau und im Tiefbau begründet. Das erste Semester des Vorjahres war allerdings stark geprägt von Projektverzögerungen und der allgemeinen Verunsicherung im Zuge des Pandemie-Lockdown.

Das im ersten Semester 2021 realisierte Bauvolumen belief sich auf rund 488.0 Mio. Franken. Es liegt damit nominell um 139.0 Mio. Franken über dem Vorjahreswert von 349.0 Mio. Franken (+39.8%). Dafür verantwortlich ist der Wohnungsbau mit 133.0 Mio. Franken (+49.1%) und der Tiefbau mit 299.0 Mio. (+50.1%). Die Bautätigkeit im übrigen Hochbau belief sich auf 56.0 Mio. (-7.6%). Die Interpretation zu den Auftragseingängen dürfte damit auch für die Bautätigkeit zutreffen. Die hohen Umsatzzahlen dürften insbesondere im Wohnungsbau nicht zuletzt auf Kompensationseffekte durch die Realisierung verzögerter Projekte zurückzuführen sein.

Arbeitsvorrat

Der Arbeitsvorrat per 30. Juni 2021 nahm als Konsequenz der gestiegenen Auftragseingänge ebenfalls zu und erreichte einen ähnlich hohen Stand wie 2019. Die Arbeitsvorräte betrugen per 30. Juni 2021 714.7 Mio. Franken. Dies entspricht einer Zunahme von +28.2% gegenüber dem Vorjahreswert, der allerdings gegenüber 2019 seinerseits um -26.7% zurückgegangen war. Zu den hohen Arbeitsvorräten trugen alle drei Sparten bei. Die Vorräte beim Wohnungsbau mit +103.0%, jene im übrigen Hochbau mit +15.7% und im Tiefbau mit +28.2%. Der Gesamtbestand an Arbeitsvorräten per 30. Juni 2021 lässt für das zweite Semester die Erwartung zu, dass sich die Bautätigkeit und die Anzahl der Beschäftigten bis zum Saisonende auf dem erfreulichen Niveau halten dürften.

Bauzeitversicherungen

Graubünden kennt, wie die Mehrzahl der übrigen Kantone in der Schweiz, die obligatorische Gebäudeversicherungspflicht. Die Gebäudeversicherung Graubünden (GVG) sichert den Bauvorhaben im Hochbau, auf der Basis des Kostenvoranschlages für die Baubewilligung, den Versicherungsschutz für die Dauer der Bauzeit zu. Dieses bauzeitversicherte Volumen wird von der GVG statistisch erfasst und bildet für den Hochbau einen Vorläuferindikator, der aufzeigt, wie sich die Auftragseingänge in der nachfolgenden Zeitperiode entwickeln werden.

Per 30. Juni 2021 betrug das auf der Basis der erteilten Baubewilligungen zugesicherte bauzeitversicherte Volumen für das erste Semester 828.6 Millionen Franken. Ein Vergleich mit dem Vorjahreswert von 765.2 Mio. Franken weist eine Zunahme von +8.3% aus. Die Entwicklung des neu bauzeitversicherten Volumens plausibilisiert damit die Zunahme der Auftragseingänge in den Sparten Wohnungsbau und übriger Hochbau, welche im Portfolio der Bauzeitversicherung erfasst sind.

Die Auswertung der Daten basiert auf den Quartalserhebungen des Schweizerischen Baumeisterverbandes und den Monatserhebungen der Gebäudeversicherung Graubünden.

 

(Archivbild: GRHeute) 

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