Abschied von «seiner Stadt»

Abschied von «seiner Stadt»

Stadtpolizei-Kommandant Ueli Caluori ist nach 30 Jahren im Polizeidienst feierlich verabschiedet worden. «Es war seine Stadt. Er hat für sie gesorgt», sagte Stadtpräsident Urs Marti. Ueli Caluoris Nachfolger wird Andrea Deflorin. 

Die Stadtmusik Chur spielt den Churer Stadtmarsch. Das GKB Auditorium in Chur ist am Donnerstagmorgen ganz in blau getaucht: Bis auf den Mindestbestand sind alle Stadtpolizistinnen und Polizisten gekommen, um von ihrem Chef Abschied nach 30 Jahren Dienst – davon 20 als Kommandant – zu nehmen. Auch Ueli Caluori trägt noch die Uniform, und Urs Marti hat seinen besten Anzug angezogen. Im Saal sind noch mehr offizielle Vertreter anwesend – plus die Familien des neuen und des alten Korpskommandanten. 

«Mir bleibt eine grosse Dankbarkeit», sagt Ueli Caluori. Die Stadt, deren Dienst er verlässt, sieht heute so aus: Es gibt 40’662 Einwohner, 32’000 Arbeitsplätze, 163 Kilometer Strasse («die generieren recht viel Arbeit»), 240 Gastbetriebe, 200 Veranstaltungen im Jahr und 21 Esel. Ueli Caluori war zuletzt Chef über 90 Mitarbeiter:innen, wovon 25 in Zivil arbeiten. Die Stadtpolizei hat gut 4600 Einsätze im Jahr, wovon 300 Verkehrsunfälle betreffen. Vom Telefon bis zur Ankunft der Polizei dauert es durchschnittlich sieben Minuten.

Eine Ducati aus Lego

Vor 20 Jahren, sagt Ueli Caluori, war das Hauptziel der Stadtpolizei Chur: Professionell und freundlich arbeiten, die Verhältnismässigkeit erfüllen. Die gesellschaftliche Veränderungen in den letzten 20 Jahren habe zu sinkender Akzeptanz und Respekt vor der Polizei geführt – bei steigendem Sicherheitsbedürfnis der Bevölkerung. «Es herrscht immer noch erhöhte Terrorgefahr», sagt Ueli Caluori. Auch zugenommen hat in seiner Amtszeit der Verkehr – von 1992 bis 2022 um gut 70 Prozent. Als grosses Glück bezeichnet er den Umstand, dass in dieser Zeit keiner seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ernsthaft verletzt wurde.

Urs Marti würdigte die Teamfähigkeit von Ueli Caluori, seine Flexibilität und dass er stets zur Stelle war. «Es war seine Stadt, er hat für sie gesorgt. Er hat mit grosser Demut auf sie heruntergeschaut.» Seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschenkten ihn mit einer Ducati aus Lego. «Es ist eine Befehlsverweigerung», sagte sein Stellvertreter Roland Hemmi. «Er hat gesagt, er wolle keine Geschenkübergabe auf der Bühne.» Das Geschenk ist eine Reminiszenz an Ueli Caluoris liebstes Hobby: Töfffahren. 

Die Sicherheit der Stadt Chur

«Ich werde das Team vermissen. Die Nörgler und gewisse VIP-Anlässe hingegen gar nicht», sagte der abtretende Korpskommandant. «Machends guat.»

An seine Stelle trat nach der offiziellen Übergabe Andrea Deflorin. Vater zweier Mädchen, Sommers wie Winters auf den Skiern anzutreffen. «Lassen sie mich diesen speziellen Moment zwei, drei Sekunden geniessen», sagte er Minuten nach seinem Amtsantritt und mit Blick auf ein Meer voller Männer und Frauen in Blau. «Der Kornplatz ist in den letzten zehn Jahren meine zweite Heimat geworden», sagte Andrea Deflorin. Und Urs Marti sagte ihm zum Abschluss: «Ich darf dir ab heute die Sicherheit der Stadt Chur in die Hände legen.»

(Bilder: GRHeute)

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Rachel Van der Elst

Redaktionsleiterin/Region
Rachel Van der Elst mag Buchstaben: analog, virtuell oder überall, wo Menschen sind. In einem früheren Leben arbeitete sie unter anderm bei der AP, beim Blick, bei 20Minuten, beim Tages-Anzeiger und bei der Südostschweiz. In ihrer Handtasche immer dabei: Jasskarten.