Die 22-jährige Thusnerin Sonja Gambon studiert in Luzern Gesellschafts- und Kommunikationswissenschaften. Im siebten Teil der Blog-Serie «Bündner im Exil» schreibt sie, wie es sich anfühlt, wieder «Erstsemestlerin» zu sein.
Ich bin wieder zurück an der Uni. Studiere wieder. Im ersten Semester. Doch nun im Master. Wie sich das anfühlt? Es ist schön. Aber auch seltsam, wieder «Erstsemestler» zu sein. Nach neun Monaten Auszeit hat sich doch einiges verändert, und ich kämpfe immer wieder mit Déjà-Vus. Ganz schlimm am Einführungstag. Also, eigentlich war es ja der zweite Einführungstag, denn das Programm war genau dasselbe wie damals, als ich vor nun vier Jahren das Bachelorstudium gestartet habe. Genauso in der Bibliothek. Ich kenne noch jeden Ecken, und doch ist es neu, wieder hier zu setzen, und zu lesen, bzw. zu wissen, dass man noch 60 Seiten auf morgen lesen müsste. Das Pläne-schmieden-und-dann-wieder-verwerfen.
Ob ich es vermisst habe? JA! Ich liebe es, völlig in ein Thema einzutauchen, mehr darüber zu erfahren, meine Vorstellungen von der Realität zu hinterfragen. Mich mit Fremdenfeindlichkeit, Machtverhältnissen, Propaganda, öffentlicher Meinung und der gesellschaftlichen Auswirkung der Digitalisierung auseinander zu setzen. Mit fremden Leuten im Seminar zu sitzen, mir ihre Auffassung anzuhören, zu diskutieren, den Horizont wissenschaftlich und menschlich zu erweitern. In diese altbekannten Hallen zurückzukehren, in der Mensa zu essen, Leute zu treffen, die immer noch oder wieder hier sind, wie ich. Das Sportprogramm nutzen, öffentliche Vorträge besuchen, an Unipartys das Leben feiern – endlich habe ich wieder Zeit dafür. Und doch ist etwas anders. Denn ich studiere nun im Master. Das heisst: weniger Seminare, mehr Verantwortung, mehr Erwartung der Dozenten, mehr Workload.
Ich merke aber auch, dass es ganz schön angenehm war, einen geregelten Ablauf zu haben, Präsenzzeiten im Büro ausgeliefert zu sein. Nun kann ich eben mal bis 9 Uhr ausschlafen, um 14 Uhr mit der Freundin Kaffee trinken, um 16 Uhr zum Sport. Das fordert wieder viel Selbstdisziplin. Und doch ist es so schön, wieder «frei» zu sein. Denn, wer wie ich ein Mensch ist, der mit der täglichen Routine viel Mühe hat, für den ist das einfach genial. So habe ich nun endlich auch wieder Zeit, mehr selber zu schreiben. Seid also gespannt!
(Symbolbild: EQImages Melanie Duchene)