Ein gut funktionierendes Gesundheitswesen kann nur mit gut ausgebauten Regionalspitälern mit personeller Kompetenz, zusammen mit einem weit verbreitetes Netz an Hausärzten, Spitex und Pflegeinstitutionen, zusammen mit den Spezialkliniken im Interesse und zum Wohl der Patienten erfolgreich sein. Umso stossender ist es, wenn immer wieder von irgend welchen Gesundheitsökonomen und selbsternannten sogenannten Gesundheitspolitikern behauptet und verbreitet wird, dass wir in der Schweiz zu viele Spitäler hätten, wobei man unmissverständlich auf die kleinen, erfolgreichen Regionalspitäler zielt.
Nachdem man nun aber bemerkt hat, dass solche Spitalschliessungsübungen ihr Ziel zu Kosteneinsparungen, um die geht es ja vordergründig, kaum erreicht haben, versucht man nun mit den Fallzahlen, Gesundheitspolitik zu betreiben, um auf diesem Weg die kleinen Regionalspitäler in ihrer Existenz zu gefährden. Dies mit der Behauptung, dass höhere Fallzahlen zu besserer Qualität führe. Das müsste mal belegt werden. Geht es um die offene Frage, meint man die gesamten Fallzahlen des Operateurs oder des Spitals? Die Behauptung der besseren Qualität durch höhere Fallzahlen müsste man anhand allfälliger Haftpflichtfälle statistisch erfassen und vergleichen. Anhand solcher Vergleiche könnte man Schlüssiges zur Qualitätssteigerung durch höhere Fallzahlen beurteilen. Alles andere ist Polemik und richtet sich einzig gegen die Regionalspitäler.
Ich bin auch überzeugt, dass die Regionalspitäler ihre Grenzen kennen oder kennen sollten.
Was sich nun aber in gewissen Kantonen/Regionen in solchen Spitalschliessungen abspielt, ist ein Trauerspiel, beschämend und ist rufschädigend. Ich frage mich: wo landen denn diese Patienten, wenn ein Spital geschlossen wird? Lösen die sich einfach auf? Schlussendlich landen sie sicher in einem grösseren, grossen Spital mit offenbar hohen Fallzahlen und in der Regel höheren Fallkosten, alles klar?
Ich rufe die Trägergemeinden der Regionalspitäler auf, sich frühzeitig zur Wehr zu setzen. Wenn Demos stattfinden müssen, ist es dann leider zu spät. Der Kanton St. Gallen lässt grüssen! Aber die zuständige Regierungsrätin, die für dieses Debakel die Verantwortung trägt, ist ja nicht mehr im Amt, sonst wäre sie wohl abgewählt worden.
Glücklicherweise haben wir in Graubünden seit Jahren eine Regierung mit ihren fachlichen Mitarbeitenden, die seit Jahren hinter den Regionalspitälern mit ihren vielen engagierten Mitarbeiter*innen steht, die tagtäglich rund um die Uhr zum Wohl der Patienten tätig sind. Dafür sei Dank und Anerkennung gerechtfertigt.
Allerdings muss ich abschiessend zum Thema Spitalschliessungen erwähnen, dass auch in Graubünden vor vielen Jahren (80-er Jahre) auf Grund eines sogenannten Expertenberichts (zwei dicke Bücher!) der damaligen Beratungsfirma Motor-Columbus die Existenz der Spitäler Schiers und Thusis auf der Kippe stand. Nur dank dem Stichentscheid des damaligen FDP Grossrates aus Thusis, Marx Heinz, hatte der Grosse Rat nach einer langen Spitaldebatte abends um 19:00 Uhr gegen die Spitalschliessungen Thusis und Schiers entschieden. Klar, dass ich die damalige Debatte im Grossen Rat von der Tribüne aus mit Interesse und grösster Aufmerksamkeit mitverfolgte. Abschliessend rufe ich auf, halten wir Sorge zu den Regionalspitälern, wir brauchen sie. Die dort tätigen Mitarbeitenden verdienen das Vertrauen der Bevölkerung und nicht der Gesundheitsökonomen.
Silvio Zuccolini, ehemaliger Spitaldirektor des Spitals Thusis und langjähriger immer noch aktiver Pressechef der Bündner FDP, Scharans
(Bild: zVg)