Handzahmes Duell zwischen Magdalena Martullo und Jon Pult

Handzahmes Duell zwischen Magdalena Martullo und Jon Pult

Magdalena Martullo vs. Jon Pult – zwei Stars in der Manege, mit Roger Schawinski als Dompteur. Es hätte ein Abend mit Sprengkraft sein können, doch das war er nicht. 

Der Saal des Restaurants City West in Chur war am Donnerstagabend voll. Dutzende hatten sich eingefunden, um dem Schlagabtausch zwischen SVP-Nationalrätin Magdalena Martullo und ihrem Ratskollegen von der SP, Jon Pult, zu hören. In ihrer Mitte: Roger Schawinski als Diskussionsleiter. 

Die Argumente waren wie immer verteilt: Jon Pult ist für die bilateralen Verträge, für die bisher noch nicht mal ein Abstimmungsdatum feststeht. Magdalena Martullo ist dagegen. «Wären sie besser, wäre ich natürlich dafür», sagte sie einmal. Sie nannte es einen Untertanenvertrag oder gar einen Kolonialvertrag. Für Jon Pult ist es «Rechtssicherheit». Alleine die Botschaft für die Vernehmlassung, in dessen Stadium sich das Geschäft derzeit befindet, umfasst über 2000 Seiten. Magdalena Martullo hatte das ganze über mehrere Wochen verteilt gelesen; Jon Pult vor allem die Passagen, die seine Kommission betreffen. 

Bemerkenswert waren an diesem Abend zwei ganz andere Dinge: Roger Schawinski war auffällig ruhig. Er, der zu Sonntalk-Zeiten niemanden ausreden liess, der den Diskurs oftmals höher gewichtete als seine persönliche Partei-Couleur, hatte vor allem Magdalena Martullo nichts entgegen zu setzen. Dabei fing er durchaus kämpferisch an: «Ich werde das Programm natürlich nicht einhalten» und fügte dann ein Statement zum UKW-Entscheid im Nationalrat an, das relativ zügig von einem Zuhörer mit «Wir sind wegen der EU gekommen, nicht wegen UKW» gebremst wurde. 

Das zweite war: Die Stimmung war, besonders bei Voten von Jon Pult, zeitweise ziemlich gehässig. Er musste sich einige Buh-Rufe gefallen lassen, während dem Magdalena Martullo häufiger beklatscht wurde. Mehr nicht. Und genau das kann man in diesen Tagen nicht genug schätzen. 24 Jahre nach 9/11, einen Tag nach der Ermordung des rechtspopulistischen Influencers Charlie Kirk, kann man in der Schweiz in einen Saal sitzen und über politisch gegensätzliche Positionen debattieren.

Das ist ein Geschenk. 

(Bild: GRHeute)

author

Rachel Van der Elst

Redaktionsleiterin/Region
Rachel Van der Elst mag Buchstaben: analog, virtuell oder überall, wo Menschen sind. In einem früheren Leben arbeitete sie unter anderm bei der AP, beim Blick, bei 20Minuten, beim Tages-Anzeiger und bei der Südostschweiz. In ihrer Handtasche immer dabei: Jasskarten.